Rainer Jarck und Jobst Nagel haben das Start-up Greenday in Ahrensburg gegründet. Gemeinsam vertreiben sie schadstofffreie Möbel, Teppiche und Tapeten. Auch die US-Band „Green Day“ ist Fan der Firma.

Ahrensburg. Rainer Jarck und Jobst Nagel wissen zwar, was dicke Luft ist, aber in ihren Geschäftsräumen an Ahrensburgs Großer Straße dürfte sie nicht aufkommen. Dafür haben die beiden Geschäftsführer der Firma Greenday-world gesorgt. Beispielsweise mit einem speziellen Teppichboden, dessen Fasern ohne Einsatz von Chemikalien Feinstaub aus der Luft aufnehmen, den zum Beispiel Drucker an die Umgebung abgeben und damit die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System schädigen können. Die im vergangenen Juni gegründete Firma hat sich der Raumgesundheit verschrieben und vertreibt – nach eigenen Angaben als erste in Deutschland – Produkte für die Wohnungs- und Bürogestaltung, die keine schädlichen Chemikalien ausdünsten. Einige von ihnen wie der Teppichboden mindern gar die Luftbelastung.

Auf dem langen weißen Tisch im sonnendurchfluteten Besprechungsraum liegt neben Zeichnungen und anderen Materialmustern auch ein gräulicher Designbelag. „Der ist aus PVC“, sagt Nagel. Der gelernte Tischler ist für die technische Seite der Produkte zuständig, die das Start-up vertreibt. Das Material enthält im Gegensatz zu konventionellen Laminaten keine Weichmacher aus Phthalat. „Stattdessen werde hier nun ein Weichmacher verwendet, der aus einem Restprodukt bestehe, das bei der Zuckerherstellung aus Rüben anfalle. Vor gefährlichen Ausdünstungen werden dadurch nicht nur Bewohner geschützt, sondern auch die Handwerker, die den Boden verlegen.

„Raumgesunde“ Materialien

Auch die weiße Wandfarbe verbessert das Raumklima, wie Nagel darlegt. Sie unterdrücke die Luftzirkulation. „Dadurch wird nicht nur die Zirkulation von Milbenstaub, Pollen und ähnlichen Stoffen unterdrückt, die Räume kühlen im Winter auch nicht so schnell ab und heizen sich im Sommer nicht mehr so auf“, sagt der 47-Jährige. Zudem verhindere sie die Schimmelbildung. Sie wird nun ebenso auf der Online-Plattform des Unternehmens angeboten wie „raumgesunde“ Tapeten, Fliesen, Gipsfaserplatten und anderes Baumaterial. Aber auch Lampen, Leuchten und Accessoires wie Wandvasen sind darüber zu erwerben, alle ohne Formaldehyd, Pestizide, Lösemittel, Schwermetalle oder sonstige Stoffe, die die Augen reizen, die Infektionsanfälligkeit erhöhen, zu Geruchsbelästigung, Kopfschmerzen oder gar Depressionen führen können. „Im stationären Handel sind das nur Nischenprodukte“, sagt Jarck. Der 45-Jährige kümmert sich um die Kommunikation des Jungunternehmens. Darunter fällt im Marketingdeutsch der Onlineshop, den es seit Oktober gibt, sowie Werbung und PR, eine Branche, in der Jarck vorher tätig war.

Jarck und Nagel dürften wissen, was sie tun. Nicht nur weil sie keine Twens mehr sind, die sich – was freilich auch nicht schlecht sein muss – voll jugendlicher Begeisterung in das Abenteuer Unternehmensgründung stürzen. „Wir waren beide vorher für Läden im Gesundheitsbereich wie Optiker und Hörgerätehersteller tätig“, sagt Jarck. Nagel hat deren Einrichtungen gestaltet. Jarck war für ihre Kommunikation zuständig. Dabei hätten sich nicht nur kennengelernt und gemerkt, dass sie gut zusammenarbeiteten. „Wir haben auch festgestellt, dass solche Räume genauso wie die von Arztpraxen oft stark belastet sind.“ Im geplanten Ärztehaus im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck wird das meist anders sein, denn Greenday-world wird einen Großteil der dortigen Räume einrichten.

Noch ist Greenday-world eine Unternehmergesellschaft. Das ist eine existenzgründerfreundliche Variante der Gesellschaft. Solch ein Unternehmen wird auch gern als Mini- oder Ein-Euro-GmbH bezeichnet. „Wir suchen noch Investoren, sind gewissermaßen eine GmbH in Gründung“, sagt Jarck.

Musterwohnung in Norderstedt

Die beiden Geschäftsführer haben natürlich auch Visionen. Deswegen müssen sie nun nicht zum Arzt, wie es ein ehemaliger Bundeskanzler mal Menschen mit solchen Zielvorstellungen empfohlen hat. Schließlich sollten Unternehmer wissen, wohin sich ihr Geschäft entwickeln soll und welche realistischen Chancen dafür bestehen. So werden sie die von ihnen vertriebenen und bei Inneneinrichtungen verwendeten Materialien in einer Musterwohnung in Norderstedt präsentieren. Von März an kann sie besichtigt werden. Später sollen mobile Berater mit Mustern durch die Lande streifen und Kunden betreuen sowie neue Käufer werben. Und noch später soll es in relevanten Städten Musterläden geben.

Einen prominenten Fan hat die Firma übrigens jetzt schon: Billie Joe Amstrong, Sänger der amerikanischen Punkband Green Day. „Der hat den Gefällt-mir-Button für unsere Website my-greenday gedrückt“, sagt Jarck. Streitigkeiten wegen der Namengleichheit gebe es nicht. Jarck: „Wir konnten das Wort Greenday für unsere Kommunikation sowie für Innenarchitektur und Ladenbau als Marke noch schützen.“