Stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt im Norden. Die müde Konjunktur schafft noch keine weitere Entlastung. Die Arbeitslosenzahlen in Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sind gesunken.

Kiel/Bremen/Hannover/Schwerin. Der Arbeitsmarkt kommt in Schleswig-Holstein noch nicht wieder flotter auf Touren, weil konjunkturelle Impulse fehlen. Derzeit sind im nördlichsten Bundesland 97.600 Frauen und Männer ohne festen Job und damit 1,1 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Wie die Agentur für Arbeit am Donnerstag weiter bekanntgab, sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni gegenüber dem Vormonat um 1800 oder 1,8 Prozent. Dies hatte vorwiegend saisonale Gründe, besonders in den touristisch geprägten Kreisen.

Die leichte Zunahme zum Vorjahr sollte nicht überbewertet werden, sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Arbeitsagentur, Margit Haupt-Koopmann. „Wir haben nach wie vor eine stabile Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent und liegen damit im Bundesschnitt.“ Haupt-Koopmann räumte ein: „Aufgrund der verspäteten Frühjahrsbelebung hatten wir uns für den Monat Juni mehr erhofft.“

Dass die konjunkturellen Erwartungen der Betriebe verhalten seien, dokumentiere auch die Zahl der gemeldeten Stellen. „Es ist zwar erfreulich, dass uns im Juni 600 sozialversicherungspflichtige Stellen mehr gemeldet worden sind als im Vormonat Mai, doch im Vergleich zum Vorjahr haben wir noch Nachholbedarf.“ 28.800 Stellen wurden seit Jahresbeginn den Arbeitgeberserviceteams gemeldet und damit 4000 weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

„Nach wie vor sind in Schleswig-Holstein zusätzliche Arbeitsplätze entstanden“, resümierte Haupt-Koopmann. Nach den aktuellsten Daten aus dem April gab es zum Vorjahr eine Zunahme um 1,4 Prozent oder 12 000 auf 866.800. Besonders im Handel (plus 3800), bei wirtschaftlichen Dienstleistungen (2700), in der Industrie (1500) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (1300) gab es Zuwächse zum April des Vorjahres. Auch Langzeitarbeitslose, Schwerbehinderte und Ältere profitierten von positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, sagte Haupt-Koopmann.

Die Wirtschaft im Land sei breit aufgestellt. Die Entwicklung im zweiten Halbjahr hänge auch vom europäischen Umfeld ab, sagte die Regionalchefin der Arbeitsagentur. Sie hoffe auf konjunkturelle Impulse für den Arbeitsmarkt im vierten Quartal.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) zog ein positives Fazit: „Schleswig-Holstein ist neben dem Tourismus in seinen traditionell starken Branchen gut aufgestellt.“ Hier seien auf breiter Front neue Arbeitsplätze entstanden. Die im Jahresvergleich um 12.000 Stellen weiter steigende Beschäftigung sei ein positives Signal.

Die niedrigste Arbeitslosenquote unter den Kreisen hat weiterhin Stormarn mit 4,0 Prozent, die höchste Schleswig-Flensburg mit 7,5 Prozent. Bei den kreisfreien Städten sieht es in Kiel mit 9,7 Prozent am besten aus, in Flensburg mit 11,0 Prozent am schlechtesten.

Weniger Arbeitslose im Juni im Land Bremen

Die Zahl der Arbeitslosen im Land Bremen ist im Juni weiter leicht gesunken. 37 003 Frauen und Männer waren ohne Arbeit, im Mai waren es noch 37.695. Die Arbeitslosenquote ging von 11,1 Prozent auf 10,9 Prozent zurück, teilte die Agentur für Arbeit am Donnerstag mit. Vor einem Jahr hatte sie bei 11 Prozent gelegen. Nach einer in diesem Jahr eher zögerlichen Frühjahrsbelebung habe sich der Rückgang der Arbeitslosenzahl im Juni auf das zu dieser Zeit übliche Maß normalisiert, erklärte der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven, Götz von Einem. Die Nachfrage nach Arbeitskräften habe zuletzt spürbar zugenommen.

Arbeitslosenzahl in Niedersachsen im Juni gesunken

Die Zahl der Arbeitslosen in Niedersachsen ist im Juni spürbar zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sank von 6,5 Prozent im Vormonat auf 6,3 Prozent, wie die Arbeitsagentur am Donnerstag mitteilte. Im Juni vergangenen Jahres hatte die Quote noch bei 6,2 Prozent gelegen. „Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen ist in diesem Monat deutlicher ausgefallen als in den Vorjahren, was auf Nachholeffekte der zuvor zögerlichen Frühjahrsbelebung hindeutet“, erklärte der Chef der Arbeitsagentur in Niedersachsen und Bremen, Klaus Stietenroth.

Arbeitslosenzahl in MV sinkt dank Tourismussaison auf 90.900

Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg- Vorpommern ist im Juni erneut gesunken. 90.900 Männer und Frauen waren im ersten Sommermonat ohne Job, wie die Regionaldirektion Nord der Agentur für Arbeit in Kiel am Donnerstag mitteilte. Das waren 5600 Erwerbslose weniger als im Mai und 4100 weniger als im Juni des vorigen Jahres. Damit wurde der niedrigste Stand in einem Juni seit der Wende erreicht. Die Arbeitslosenquote sank auf 10,8 Prozent. Speziell die Tourismusbranche habe im Juni viele Fachkräfte eingestellt, sagte die Chefin der Regionaldirektion, Margit Haupt- Koopmann. Insgesamt würden die Betriebe aber nur verhalten Mitarbeiter einstellen. Im Juni meldeten sie 10,2 Prozent weniger neue sozialversicherungspflichtige Stellen als im Juni 2012.