Zwischenzeitlich für Altstädte von Lauenburg und Hitzacker abgesagte Evakuierungen rücken wieder näher. Viele Menschen bleiben jedoch entspannt. Hochwasser bedeutet auch wirtschaftliche Verluste.
Hamburg. Trotz der wechselnden Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale und erneut höher vorgesagten Pegeln haben viele Menschen an der Elbe einen entspannten Sonnabend verbracht. Zwar revidierte der Katastrophenschutzstab des Landkreises Lüneburg am Abend die Einschätzung des Vortags, die Deiche würden hoch genug sein und ließ auch die freiwilligen Helfer erneut anrücken, um die Schutzwälle mit Sandsäcken weiter zu erhöhen.
Am Tage war von der drohenden Gefahr jedoch vielerorts kaum etwas zu spüren. „Wir bleiben ungerührt stehen“, sagte Willy Gronwald am Nachmittag auf einem privaten Wohnmobilstellplatz nahe Hitzacker. Rad fahren, Urlaub machen möchten er und seine Partnerin Waltraut Janke, die aus Kiel an die Elbe gefahren sind – trotz der Hochwassermeldungen. Wollen sie denn nicht abreisen? „Nein“, sagt Waltraut Janke, auch wenn der Teich vor ihrem Campingwagen am Tag zuvor noch nicht dagewesen ist. „Vielleicht schieben wir unseren Wohnwagen später ein Stück weiter nach hinten aufs Grundstück, das liegt höher.“ Grundstücksbesitzer Holger Lahmann hält die Nachrichten ohnehin für „Panikmache“. Er selbst hat an diesem Nachmittag noch 1,20 Meter Luft, bis sein Garten voll läuft – dass das passiert, „glaube ich nicht“. Durch die Sonne verdunste viel Wasser, die Böden würden viel aufnehmen: „Ich bin ganz gelassen.“
Gegenüber am anderen Elbufer wird gerade ein neues Haus hinterm Deich gebaut, ein Bauer mäht sein Feld. Übliche Beschäftigkeit an einem Sonnabendnachmittag – während für die historischen Altstädte von Lauenburg und Hitzacker die zwischenzeitlich abgesagten Evakuierungen doch wieder näher rücken.
Bianca Ehrhardt aus der Nähe von Stelle kennt die Elbe bei Neu Darchau seit 36 Jahren, so lange kommt sie schon mit Großeltern und Eltern auf den Campingplatz. Kein Deich schützt Klein Kühren, der Blick übers Elbvorland direkt auf den Fluss macht den Reiz des Platzes „Zum Göpel“ aus. Doch seit diesem Sonnabend ist die Wiese für die Gastcamper eine Wasserfläche. „Wir mussten alle Vorreservierungen stornieren“, sagt Betreiberin Gabi Baake. „Das ist ein enormer Verlust.“ Bianca Ehrhardt hat ihren Dauerplatz auf dem erhöhten Bereich des Platzes, sitzt am Nachmittag in der Sonne und liest – mit Blick aufs Hochwasser.
„Wahnsinn, wie schnell es heute gestiegen ist“, sagt sie. Neben ihrem Campingwagen liegen haufenweise Sandsäcke zur Reserve. Helfer haben in den Vortragen bereits einen Privatdeich für den Campingplatz gebaut – und Gabi Baake hofft, dass er reicht. „Sonst müssen wir weiter erhöhen“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Wenn alles überstanden ist, dann hofft sie, dass die Wiesen schnell trocknen – damit sie zumindest vom Sommerferien-Geschäft noch ein bisschen was hat und der Sommer 2013 für sie nicht komplett wirtschaftlich ins Wasser fällt.