Die Hoffnung auf eine Mini-Rolle im neuen Film von George Clooney mobilisiert die Massen. Tausende stehen in Goslar stundenlang in der Schlange, um sich als Komparsen casten zu lassen.

Goslar. Damla ist aufgeregt. Das zwölfjährige Mädchen und seine Freundinnen können es kaum erwarten, dass endlich die Tür aufgeht. Sie sind in aller Frühe aufgestanden und aus ihrem Heimatdorf im Südharz nach Goslar gekommen, um als Komparsen ausgewählt zu werden. Sie wollen mitspielen in „The Monuments Men“, dem neuen Film von Hollywoodstar George Clooney. Die Schülerinnen glauben, dass sie gute Chancen haben. Denn sie stehen direkt an der Tür des Hotels, in dem das Casting gleich beginnen soll.

2000 Komparsen sucht eine Agentur im Auftrag von Studio Babelsberg für einige Drehtage im April und Mai in Goslar und Umgebung. Deswegen haben nicht nur Damla und ihre Freundinnen die Hoffnung, mit George Clooney drehen zu können. Die Menschenschlange ist schon eine Stunde vor Beginn des Castings mehrere Hundert Meter lang. „Die Leute kommen nicht nur aus Niedersachsen, auch aus allen angrenzenden Bundesländern“, sagt Christian Burgart von der Stadt Goslar. Und das, obwohl Clooney beim Casting gar nicht dabei ist.

Es sind vor allem Komparsen gefragt, die optisch in die Zeit um 1945 passen. Denn „The Monuments Men“ mit Clooney als Regisseur und Hauptdarsteller spielt gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Erzählt wird eine wahre Geschichte: Ein Team von Kunstexperten versucht, bedeutende Kunstschätze in Sicherheit zu bringen, bevor die Nazis sie zerstören können.

„Korpulente Menschen und solche mit gefärbten Haaren, Piercings oder Solarien-Bräune haben keine Chance“, sagt Antje Mews, die das Casting leitet. Nicht alle Interessenten lassen sich davon beeindrucken. Dagegen dürfen die wenigen Bewerber, die eine Bein- oder Armamputation haben, sich bereits fast sicher im Film wähnen – in der Rolle von Kriegsversehrten.

Die Anweisungen sind knapp: „Hier einen Zettel nehmen, am Tisch ausfüllen, dann zum Fotografen, hinterher Kuli zurückbringen“, hallt es durch den Saal. Name, Anschrift, Körper- und Kleidergröße werden abgefragt. „Die Jacke aus bitte. Den Zettel mit der Nummer vor die Brust. Richtig rum. Man muss die Nummer ja lesen können. Die Füße hinter die Linie stellen.“

Das erste Foto. „Den Zettel in den Korb. Jetzt lächeln. Hierher gucken.“ Die Aufnahmen zwei und drei. „Das war es auch schon. Der nächste bitte“. Vier Fotografen knipsen im Rekordtempo.

Auch wenn es so kurz war: Sie habe dafür gerne zweieinhalb Stunden gewartet, sagt eine junge Frau, die mit ihren Eltern aus Braunschweig zum Casting gekommen ist. Eine 60-Jährige mit dem Ehemann im Arm strahlt über das ganze Gesicht, als der Fotograf sie entlässt: „Ich freue mich total auf George Clooney.“

„Die Teilnehmer an Castings sind immer ziemlich euphorisch“, sagt Robert Moravek, einer der Fotografen. „Sie machen sich große Hoffnungen und glauben, dass sie für den Film entdeckt werden.“

Weil sie ihre Erfolgsaussichten zu steigern glauben, haben sich einige Bewerber bereits den Fassonschnitt zugelegt, den alle männlichen Komparsen im Film tragen sollen. Manche Eltern haben ihre Kinder im Stil der 40er Jahre eingekleidet. Und die eine oder andere junge Frau trägt Zöpfe.

Bis zum Nachmittag haben die Fotografen mehr als 2500 Interessenten abgelichtet. Die Menschenschlange ist allerdings noch länger geworden als zu Beginn der Veranstaltung.

Damla und ihre Freundinnen machen sich auf den Heimweg. Sie sind etwas enttäuscht, weil sie nur fotografiert wurden und nicht vorsprechen oder singen durften. Und ob sie mit George Clooney drehen dürfen, wissen sie nicht. „Das entscheidet sich später“, sagt Casting-Leiterin Mews.