Moderne Technik hilft nicht nur privaten Verbrauchern beim Senken der Kosten. Viele Städte rüsten deshalb viele ihrer Anlagen um.
Kiel. Die Höhenflüge bei Öl- und Strompreisen zwingen auch die Kommunen zum Gegensteuern. Sie tauschen Straßenlampen aus, regulieren die Beleuchtung in Rathäusern und Schulen besser oder erneuern die Technik ihrer energieintensiven Klärwerke. Wie eine Umfrage der ergab, ist ein kräftiger Modernisierungsschub im Gange. Besonders wirkungsvoll für Energiesparen und Klimaschutz sind zielgerichtete Maßnahmen in den großen Städten. Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster sind auf Modernisierungskurs.
Kiel versteht sich schon als Klimaschutzstadt. Bei der Straßenbeleuchtung, die 2007 neu vergeben wurde, sank die elektrische Anschlussleistung trotz Erweiterung des Netzes von 2650 auf 1530 Kilowatt. Seit 2012 werden so jährlich 3 Millionen Kilowattstunden eingespart. Im Stadtteil Kronsburg und an der Kiellinie ist bereits LED-Technik im Einsatz, im Rathaus auch. Auch in Klassenräumen wird LED erprobt. Schulen werden seit 1997 mit Steuerungstechniken wie Tageslichtsensoren und Präsenzmeldungen versehen; inzwischen kommen auch Dimmer zum Zuge. In Sporthallen hängt die Lichtstärke auch von der Sportart ab: Bei Tischtennis und Badminton darf es am hellsten sein. Das Klärwerk drosselt mit moderner Technik seinen Energiebedarf und deckt ihn zu 80 Prozent aus eigener Erzeugung, die beiden Anlagen in Lübeck schaffen es schon zu 90 Prozent.
Die Hansestadt Lübeck hatte vor gut zwei Jahren beschlossen, den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2015 um 10 Prozent zu senken. Dann soll die Öffentliche Verwaltung nicht mehr mit 36.000 Tonnen CO2 im Jahr das Klima belasten, sondern nur noch mit 34 000 Tonnen. Bei der Straßenbeleuchtung läuft die Umrüstung auf energiesparende Systeme. Außerdem wird die Leistung ab 22.00 Uhr dort, wo es sinnvoll und vertretbar ist, um ein Drittel gedrosselt. Im vorigen Jahr wurden alte Anlagen in zwei Straßen im Stadtteil Buntekuh durch LED-Technik ersetzt. Hier steht allerdings die stärkere Leuchtkraft im Vordergrund, nicht die Energieeinsparung, die relativ gering ausfällt.
Flensburg will seinen Endenergieverbrauch bis 2050 halbieren. Die Universität erstellt dafür ein Konzept. Die Stadt hat bis 2012 insgesamt 3085 Straßenleuchten erneuert. Bei gut 2400 wurden Mast und Leuchtkörper modernisiert, beim Rest nur die Lampe ersetzt. Tageslichtsensoren sind an drei Schulen im Einsatz, Anwesenheitssteuerungen in 19 weiteren städtischen Liegenschaften. Die Energiebilanz des Klärwerks will die Stadt ebenfalls verbessern. Auch LED-Leuchten setzt die Stadt inzwischen ein – etwa zur Beleuchtung von Fluchtwegen oder in Kitas.
Neumünster rüstet laut Pressesprecher Stephan Beitz jährlich 100 bis 150 Straßenlaternen von den alten Leuchten auf LED um. Auch hier wird das Klärwerk modernisiert. „Das Klärwerk wurde aktuell mit einer Schlammfaulung ausgerüstet, so dass wenigstens 50 Prozent des Bedarfs durch Eigenstromerzeugung gedeckt werden können.“ Für die energieintensive Belüftung der sogenannten Belebungsbecken wurden energieeffiziente Aggregate beschafft.
Die Bemühungen um eine höhere Energieeffizienz werden langfristig Stadtkassen und Umwelt entlasten, Beispiel Kiel: Dort war der Primärenergiebedarf von 1990 bis 2006 kaum zurückgegangen – bis 2020 soll er um 40 Prozent sinken.