Die Nachricht von den Anschlägen in Mölln, verübt von Neonazis, löste 1992 Entsetzen aus. Drei Menschen starben, neun wurden verletzt.

Mölln. Mit einer offiziellen Gedenkfeier will die Stadt Mölln heute an die Opfer der rechtsextremen Brandanschläge vor zwanzig Jahren erinnern. Dazu werden Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, erwartet. Auch Angehörige der damaligen Todesopfer, Vertreter der Familie Arslan, haben sich angekündigt. Gemeinsam will man dafür sorgen, dass die brutale Tat nicht in Vergessenheit gerät.

Am 23. November 1992 hatten Neonazis zwei von Ausländern bewohnte Häuser in der Altstadt in Brand gesetzt. Sie warfen Molotowcocktails auf Gebäude in der Ratzeburger Straße und der Mühlenstraße. Eine türkische Großmutter und zwei ihrer Enkeltöchter kamen ums Leben. Das eine Mädchen war damals 10, das andere 14 Jahre alt. Neun weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Die beiden Brandstifter - damals 19 und 25 Jahre alt – meldeten die Anschläge per Telefon anonym bei Polizei und Feuerwehr. Ihr Schlusssatz: „Heil Hitler!“

Die Tat mit den drei Todesopfern sorgte weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus für tiefes Entsetzen. Mölln wurde damals etwa nach Hoyerswerda oder Rostock-Lichtenhagen zu einem weiteren Ort, der durch rechtsextremistische Übergriffe traurige Bekanntheit erlangte. Auf Mölln folgte 1993 Solingen. Dort starben bei einem Brandanschlag auf ein Haus mit türkischen Bewohnern fünf Menschen, weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Die Dimension rechtsextremistischer Übergriffe Anfang der 90er Jahre wird immer wieder auch im Zusammenhang mit der damaligen Asyldebatte bewertet. Kritikern zufolge heizten Politiker durch provokante Äußerungen etwa zum „Asylstrom“ eine fremdenfeindliche Stimmung an. 1992 war die Zahl der Asylanträge auf über 400 000 gestiegen. 1993 wurde das deutsche Asylrecht verschärft.

Die beiden Täter von Mölln mussten für viele Jahre ins Gefängnis. Der Ältere wurde wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der jüngere Haupttäter erhielt nach Jugendstrafrecht die Höchststrafe von zehn Jahren. Beide haben ihre Haft inzwischen abgesessen und befinden sich wieder auf freiem Fuß. Die Stadt Mölln hat nach eigenen Angaben seit den Brandanschlägen viel getan, um Rechtsextremismus abzuwehren.

Anfang November wurden an rund 20 Stellen in der Stadt Schmierereien mit Neonazi-Parolen entdeckt – auch an dem Haus der Familie Arslan in der Mühlenstraße. Hier soll am Freitag ein Kranz niedergelegt werden – gegen das Vergessen.