Vor 20 Jahren erschütterten die Brandanschläge von Mölln ganz Deutschland. Eine türkische Großmutter und zwei ihrer Enkelinnen starben.

Mölln. Mit Molotowcocktails setzten zwei Rechtsextremisten am 23. November 1992 zwei überwiegend von türkischen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt in Brand. Zwei türkische Mädchen und ihre Großmutter starben in den Flammen, neun Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zum 20. Jahrestag gibt es in der Kleinstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen. Zum Auftakt veranstalteten linke Gruppen heute eine Demonstration gegen Rechts. Zudem ist ein Gedenkkonzert mit Künstlern wie Jan Delay geplant.

Den Demonstrationszug führen Faruk Arslan und sein Sohn Ibrahim an. Faruk verlor bei dem Anschlag seine Mutter Bahide (51), seine Tochter Yeliz (10) und seine Nichte Ayse Yilmaz (14). Sein heute 27-jähriger Sohn Ibrahim überlebte wie durch ein Wunder. Er ist seit einigen Jahren der Sprecher der Familie. Wie die Familie noch heute unter dem Erlebten leidet, zeigt die Dokumentation „Nach dem Brand“, die der NDR in der Nacht zum 22. November um 0.00 Uhr ausstrahlt.

Am 23. November 1992 um kurz nach Mitternacht warfen zwei Rechtsextremisten Brandsätze zunächst in ein Haus in der Ratzeburger Straße und kurz danach in eines in der Mühlenstraße. Die Brände meldeten sie bei Polizei und Feuerwehr und beendeten die Anrufe jeweils mit „Heil Hitler!“. Die Brandstifter – zwei damals 25 und 19 Jahre alte Männer aus der Umgebung von Mölln – wurden wenige Tage später gefasst. Das Oberlandesgericht in Schleswig verurteilte den Älteren im Dezember 1993 wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft. Der Haupttäter wurde nach Jugendstrafrecht zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Beide haben ihre Haftstrafen inzwischen verbüßt und befinden sich auf freiem Fuß.

Mit den Anschlägen erlangte Mölln traurige Berühmtheit. Erstmals nach 1945 starben hier Menschen durch eine rechtsextremistische Straftat. „Noch heute verbinden viele Menschen Mölln mit den Brandanschlägen, obwohl die eigentlich in jeder anderen Stadt hätten passieren können“, sagt der Bürgermeister der Stadt, Jan Wiegels (SPD). In den vergangenen 20 Jahren habe die Kommune sehr viel gegen das Vergessen und gegen Fremdenhass getan. „Wir schauen aber auch in die Zukunft. Wir wollen eine friedliche, offene und tolerante Gesellschaft“, sagt der Bürgermeister.

Demonstranten erinnern an Opfer der Brandanschläge von Mölln

Knapp eine Woche vor dem 20. Jahrestag der Brandanschläge von Mölln haben am Sonnabend rund 500 Menschen in der Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg gegen Rechtsextremismus demonstriert. Sie erinnerten damit an die Opfer der Anschläge und protestierten zugleich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Unter den Demonstranten waren auch Mitglieder der Familie Arslan, die bei den Anschlägen drei Angehörige verloren hatte.