Remlingen. Die Räumung des maroden Atommülllagers Asse bleibt umstritten. Nach Ansicht des ehemaligen Fachbereichsleiters aus dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Michael Siemann, ist die Bergung der radioaktiven Abfälle aus technischen Gründen nahezu unmöglich. Dagegen hält die Behörde an dem Ziel der Rückholung fest.
"Das ist so, als wenn jemand von mir verlangen würde, die 100 Meter unter zehn Sekunden zu laufen. Das kriege ich auch nicht hin", sagte Siemann dem NDR-Fernsehmagazin "Panorama".
Die Politiker seien darüber informiert, dass eine Rückholung unrealistisch sei, sagte Siemann. Doch "aus Angst vor der Reaktion der Bevölkerung" werde diese Warnung verdrängt. Im Bundesamt habe man die Schockstarre der Politiker "Asse-Mikado" genannt: "Wer sich zuerst bewegt, kriegt die schlechteste Presse." BfS-Sprecher Werner Nording sagte dagegen, seine Behörde habe 2009 die Aufgabe übertragen bekommen, die Asse nach den Anforderungen des Atomrechts sicher stillzulegen. Dies sei nach dem derzeitigen Stand nur durch die Rückholung der Abfälle aus dem Bergwerk möglich. Ob dies gelingen könne, werde derzeit in der Probephase ermittelt. "Michael Siemann hat in leitender Funktion im BfS bis vor Kurzem alle Ergebnisse bei der Asse aktiv mitgetragen und sich jetzt überraschend öffentlich distanziert", sagte Nording.
Die Grünen weisen die Vorbehalte an einer Räumung des Atommülllagers Asse zurück. "Die Atomlobby bekommt offenbar Panikattacken bei der Vorstellung, dass ihre wilde Müllkippe genauer unter die Lupe genommen wird", sagte der Chef der Grünen-Landtagsfraktion, Stefan Wenzel.