Die Grünen im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern fordern eine Regelung für einheimische Mäster, nur kranken Tieren Antibiotika zu geben.

Schwerin/Düsseldorf. Der für Menschen riskante Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ist einer aktuellen Studie zufolge in der Hähnchenzucht die Regel . Bei einer Untersuchung fast aller Hähnchenmastbestände in Nordrhein-Westfalen entdeckten Gutachter, dass über 96 Prozent der Tiere mit Antibiotika behandelt worden waren. Das berichtete Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) am Dienstag in Düsseldorf. Die Grünen im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern forderten daraufhin von Agrarminister Till Backhaus (SPD) eine Regelung für einheimische Mäster, nur kranken Tieren Antibiotika zu geben. „So eine Beschränkung kann das Land machen“, sagte die Grünen-Abgeordnete Jutta Gerkan in Schwerin.

Bisher würden Mäster Antibiotika zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Förderung der Mast an Hähnchen verfüttern, so Gerkan. Die Politikerin verwies auf Gefahren des ungezügelten Einsatzes für Menschen. Immer mehr Antibiotika-Medikamente würden bei Menschen nicht mehr helfen, weil die Keime resistent geworden sind.

+++Starker Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast+++

Das Agrarministerium in Schwerin geht hingegen davon aus, dass in der Tiermast im Land nicht vorbeugend Antibiotika verfüttert wird. Bei Untersuchungen der Tiere vor der Schlachtung – dann dürfen keine Rückstände nachweisbar sein – habe es bisher keine Beanstandungen gegeben, sagte Sprecherin Marion Zinke. Sie kündigte an, dass dennoch im kommenden Jahr verstärkt der Arzneimitteleinsatz in Legehennen- und Hähnchenmastanlagen in Mecklenburg-Vorpommern überprüft werden soll.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern forderte die Landesregierung auf, Daten zum Antibiotika-Einsatz in der Hähnchenmast im Nordosten offenzulegen, sofern solche vorliegen. Sollte es keine Daten geben, sollte das Land eine Studie wie die in Nordrhein-Westfalen in Auftrag geben, forderte BUND- Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag. „Derzeit gibt es einen Boom von Anträgen für Hähnchen-Intensivmastanlagen in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte sie. Bisher gebe es 137 Anlagen mit jeweils 17 000 bis 84 000 Plätzen, im Genehmigungsverfahren seien weitere 14 mit Größen zwischen 38 000 und 400 000 Mastplätzen. Problematisch sei, dass die Investoren nicht nachweisen müssten, dass keine multiresistenten Keime aus den Mastanlagen entweichen können.

Der Geflügelwirtschaftsverband Nord hatte bereits in der vergangenen Woche dem Eindruck widersprochen, dass in den Geflügelställen Medikamente „frei nach Schnauze“ verabreicht werden. Das sei falsch, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Hans-Peter Goldnick, in Neumünster (Schleswig-Holstein). Er wies darauf hin, dass der Medikamenteneinsatz für jeden Betrieb dokumentiert werden müsse. (dpa)