Das Gastgewerbe hat sich auf Kosten der Beschäftigten in der bundesweiten Branchen-Spitzengruppe vorgeschoben.
Schwerin. Für die rund 27 000 Beschäftigten im Gastgewerbe Mecklenburg- Vorpommerns zeichnen sich Lohnerhöhungen ab. Der Landesgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Degoha, Uwe Barsewitz, kündigte für die Tarifverhandlungen ein entsprechendes Angebot an. Über die Höhe machte er keine Angaben. Die Tarifkommission des Verbandes habe noch nicht getagt, sagte Barsewitz am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten fordert ein Plus von fünf Prozent, wie die „Schweriner Volkszeitung“ und der Neubrandenburger „Nordkurier“ am Dienstag berichteten. Bereits 2010 sei für Mecklenburg-Vorpommern ein Lohnplus von fünf Prozent und damit weit über Bundesdurchschnitt vereinbart worden, sagte Barsewitz. Der geltende Tarifvertrag läuft am 1. November aus.
Eine Studie im Auftrag der Dehoga belegt den beiden Zeitungen zufolge eine äußerst positive Entwicklung der Branche im Land. Danach verzeichnet sie satte Umsatzzuwächse, Betriebserträge weit über Bundesdurchschnitt, unterdurchschnittliche Kapitallasten sowie günstige Mieten und Pachten. Mit einer Leistung von 821 Euro je Einwohner des Landes ordne sich das Gastgewerbe in Mecklenburg- Vorpommern in die Top Fünf des Länderrankings ein. Beim Lohnniveau sei der Nordosten indes weiter das Schlusslicht.
Barsewitz bestätigte die Aussagen der Studie auf dpa-Anfrage. Allerdings sei die Situation in den Hotels und in den Restaurants unterschiedlich. „Der Hotellerie geht es gut. Wir haben aber auch Gastronomiebetriebe, die sehr schlecht dastehen“, sagte er. Würden Tarifverträge nach Leistungsfähigkeit der Hotels abgeschlossen, „würde die Gastronomie über die Klinge springen“. Von den rund 27 000 Beschäftigten der Branche seien rund 60 Prozent in Gaststätten beschäftigt, der Rest in Beherbergungsbetrieben.
Unterschiedliche Tariflöhne für Hotellerie und Gastronomie lehnte Barsewitz ab. Dann bestünde die Gefahr, dass die besten Gastronomie- Mitarbeiter in die Hotellerie abwandern, sagte er. „Wir dürfen keinen Kannibalismus in der Branche provozieren. (dpa)