Zum 20-jährigen Bestehen des Museums für Moderne Kunst färbte ein Künstler mit umweltverträglichem Farbstoff die Weser grün ein.

Bremen. Ein 35 Quadratmeter großer roter Farbteppich erstreckt sich auf dem Boden eines Raumes in der Bremer Weserburg. Der Farbguss stammt von Rainer Splitt, der für sein Werk 240 Kilogramm Polyurethan verwendet hat. „Ich habe die Farbe im Rückwärtsgehen vorsichtig aus den Eimern ausgegossen“, erklärt Splitt. Es gehe darum, „dass sich die Farbe selber malt.“ Der Berliner ist einer von sieben Künstlern, die zum 20-jährigen Bestehen der Weserburg ihre Arbeiten eigens für das Museum für moderne Kunst entwickeln. Eröffnung der Schau „Farbe im Fluss“ ist am Freitag (9. September).

Die Jubiläumsausstellung zeige den künstlerischen Umgang mit frei fließender Farbe seit Jackson Pollock, sagt Hauptkurator Peter Friese. „Wir stellen Werke der wichtigsten Vertreter des abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei Arbeiten jüngerer Künstler gegenüber, die ebenfalls die Farbe im Sinne des Wortes fließen lassen“, sagt Friese. „Stars“ der Ausstellung seien Bilder von Pollock, Ai Weiwei, Andy Warhol oder Gerhard Richter. 54 Künstler sind mit 95 Werken vertreten.

Die Zusammenarbeit mit renommierten Sammlern ist die Grundlage des nach eigenen Angaben ersten Sammlermuseums in Europa. Private Sammler präsentieren Teile ihrer Kollektionen für ein bis zwei Jahre. „Es war absolut genial, dass Bremen sich 1991 dafür entschieden hat“, sagt Direktor Carsten Ahrens. Gründungsdirektor Thomas Deecke habe „eine glückliche Hand bei der Auswahl der Sammlungen“ gehabt. So habe er die Berliner Sammler Reinhard Onnasch und Georg Böckmann sowie den Hamburger Klaus Lafrenz überzeugen können. Über 20 Sammlungen gastierten bereits in der Weserburg.

Ahrens leitet das auf einer Weserhalbinsel stehende Museum seit 2005. Seitdem konnte er mit viel beachteten Ausstellungen wie die zum Werk Helmut Newtons eigenen Angaben zufolge die Besucherzahlen auf rund 40.000 pro Jahr verdoppeln. Dennoch habe das Haus „eigentlich immer in einem finanziellen Überlebenskampf gesteckt“, räumt er ein. 2010 habe ein Konsolidierungsprozess stattgefunden. Die Vision, eine eigene Sammlung aufzubauen, wurde aufgegeben. Zudem werde geprüft, ob das Museum saniert wird oder in neue Räumlichkeiten umzieht.

Im Zuge dieses „Zukunftsprozesses“ trennte sich die Weserburg von 53 Gemälden aus eigenem Besitz. 51 davon gingen dank eines Förderers in den Bestand der Bremer Kunsthalle über. Ein Bild von Gerhard Richter und eines von Franz Gertsch wurden versteigert. Zugleich fand das Museum einen Mäzen, der die Weserburg über drei Jahre jährlich mit 500.000 Euro fördert. „Das ist ein wunderbares Fundament. Wir machen jetzt einen Neustart“, freut sich Ahrens. Bremen habe dem Museum zugesagt, auch weiterhin jährlich 1,1 Millionen Euro bereitzustellen.

„Die Weserburg ist ein Museum mit einer besonderen Konstruktion, die gerade vor dem Hintergrund der knappen öffentlichen Mittel die Chance bietet, interessante Sammlungen zu präsentieren“, sagt Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD). Eine solche Konzeption sei ständigem Wandel unterworfen, und „so ist es Ansporn und Verpflichtung für die Weserburg, sich immer wieder neu zu erfinden“, sagt Emigholz, die die Jubiläumsausstellung am 9. September um 19.00 Uhr eröffnet.

„Den Titel der Schau ’Farbe im Fluss’ kann man auf das Haus und die Farbe übertragen“, sagt Kurator Friese. Wörtlich nimmt der aus Argentinien stammende Konzeptkünstler Nicolás Uriburu das Motto. Er wird die Weser um das Museum herum am Freitag von einem Boot aus mit 30 Kilogramm des umweltverträglichen Farbstoffs Uranin grün einfärben. Eine Aktion, die er bereits 1968 auf der Biennale in Venedig mit dem Canale Grande gemacht hat.