Gastwirt Thomas Hauschild erobert mit seinem Salatdressing Deutschland - und ruft Nachahmer und Verbraucherschützer auf den Plan.

Hamburg. Ja, die Sache mit Sylt. Eigentlich, so gesteht Thomas Hauschild, habe er mit der liebsten Ferieninsel der Deutschen nie wirklich viel zu tun gehabt. Der stämmige Mann mit dem kräftigen Händedruck geht dort gern am Strand und in den Dünen spazieren, liebt die frische Nordseeluft. Aber der Schickimicki in Westerland und Kampen ist nicht so seine Sache.

Dennoch fand es der bodenständige Gastwirt aus dem niedersächsischen Neu Wulmstorf ganz passend, eine Salatsauce aus dem elterlichen Dorfkrug nach der Ferieninsel zu benennen. Sylter Salatfrische betitelte er die Kreation aus Zwiebeln, Eigelb, Rapsöl, Zucker und Branntweinessig. "Das klang norddeutsch und auch ein wenig nobel", erinnert sich der gelernte Koch. Sieben Jahre ist das jetzt her.

Heute steht der 46-Jährige mitten in einer vollautomatischen Abfüllanlage im Industriegebiet seines Heimatortes. In zwei wagenradgroßen Edelstahlkesseln rühren gewaltige Mixer seine Salatsauce an. Es riecht nach einer Mischung aus frischen Zwiebeln und Desinfektionsmitteln. Rund 30 Mitarbeiter schützen sich mit Gummistöpseln gegen den ohrenbetäubenden Lärm, mit dem Tausende kleine Glasflaschen aneinanderstoßen.

"Die Sylter Salatfrische zählt mittlerweile zu den meistverkauften Salatdressings in ganz Deutschland", sagt Hauschild und es klingt, als könne er das selbst noch immer nicht ganz glauben. 18 Millionen Flaschen hat der Chef der Zum Dorfkrug Produktions- und Handelsgesellschaft allein im vergangenen Jahr verkauft, der Umsatz lag ebenfalls bei 18 Millionen Euro. Ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"Am Anfang wollte ich mir neben der Gastwirtschaft eigentlich nur ein kleines, zweites Standbein aufbauen", sagt Hauschild. In der Küche des Dorfkrugs steht noch der erste Mixer, mit dem er seine Salatsauce selbst anrührte. Gerade einmal 30 Liter schaffte das Modell Turboplus am Stück, Hauschild und seine Mitarbeiter füllten die Glasflaschen danach per Hand ab und klebten Etiketten darauf. Alles nach Feierabend. "Meine Freunde haben mich für bekloppt gehalten."

Doch der Gastwirt aus Neu Wulmstorf ließ sich nicht beirren. Zunächst stellte er sein Produkt bei Edeka-Händlern in Hamburg vor, danach versuchte er es bei Famila in Kiel. "Dort haben wir selbst im Supermarkt gestanden und das Dressing zur Probe angeboten", erzählt Hauschild. 540 Flaschen gingen an einem Tag weg. "Danach waren wir in allen Märkten der Kette gelistet."

Ein Vertrag mit der mächtigen Regionalgesellschaft Edeka Nord folgte und kurz darauf rief sogar der Einkaufschef von Rewe bei Hauschild an und beschwerte sich darüber, dass der zweitgrößten Supermarktkette die neue Salatsauce vorenthalten werde. "Das war aber keine Absicht, wir hatten einfach nicht genügend Kapazitäten."

Tatsächlich platzte die Küche des Dorfkrugs aus allen Nähten, Hauschild musste sich nach einer größeren, professionellen Produktionsstätte umsehen. "Es war sehr schwierig, die Banken davon zu überzeugen, unser weiteres Wachstum zu finanzieren", sagt der Chef. Lange musste er kämpfen, bis die Finanzierung für eine mehrere Millionen Euro teure Abfüllanlage stand.

Den ungewöhnlichen Erfolg der Salatsauce erklärt Hauschild einerseits durch die Qualität seines Produkts. "Wir waren die Ersten, die ein frisches Dressing auf den Markt gebracht haben, die Konkurrenten hatten nur hoch erhitzte Alternativen im Angebot." Der gelernte Koch will aber nicht verhehlen, dass auch der Name Sylt erheblich zum guten Image der Marke beigetragen hat.

Mittlerweile hat die Konkurrenz zahlreiche Nachahmerprodukte auf den Markt gebracht. 17 hat Hauschild gesammelt, sie reichen von Sylter Genuss (Livio) über Sylter Art (Penny) bis hin zu einem Sylter Dressing von Weight Watchers. Mehrere Wettbewerber versuchten auch, Hauschild den Markennamen abzukaufen. Trotz stattlicher Millionenbeträge lehnte er ab. "Ich entwickle die Firma lieber selbst weiter."

Der begehrte Name hat Hauschild jüngst allerdings auch Ärger mit den Verbraucherschützern eingebracht. Auf der neuen Internetseite Lebensmittelklarheit.de wird die Sylter Salatfrische als ein Paradebeispiel für Etikettenschwindel aufgeführt. "Es ist eine Irreführung der Kunden, wenn ein Produkt den Anschein erweckt, von Sylt zu stammen, dort aber gar nicht hergestellt wird", sagt Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale. "Wir haben nie verschwiegen, dass unsere Salatsauce aus Neu Wulmstorf stammt", sagt hingegen Hauschild und verweist auf das Etikett. Außerdem gebe es seit 2009 auch eine Salatbar in der Fußgängerzone von Westerland.

Künftig will der Chef ohnehin nicht mehr ausschließlich auf sein wichtigstes Produkt setzen und unter der Marke Zum Dorfkrug auch Kartoffelsalate und andere Lebensmittel herstellen. Ob diese aber ohne den Hinweis "Sylt" erfolgreich sein werden, muss sich zeigen.