In Deutschland gebe es nicht genügend Ingenieure, zudem werde zu wenig für die Ausbildung von Nachwuchsfachkräften getan.

Rostock. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima soll in Deutschland die Energiewende kommen – doch diese wird nach Ansicht von Experten durch einen massiven Fachkräftemangel gefährdet. In ganz Deutschland gebe es bereits jetzt etwa 70 000 Ingenieure zu wenig, daraus resultiere ein Wertschöpfungsverlust von etwa fünf Milliarden Euro, sagte der Rostocker Professor für Abfall- und Stoffstromwirtschaft, Michael Nelles, am Freitag auf einer Fachkonferenz der Grünen zur Zukunft der Energiepolitik in der Hansestadt. Diese Entwicklung werde voranschreiten. „Ich weiß nicht, wo die Fachkräfte herkommen sollen“, sagte Nelles. Da sei die Stiftungsprofessur des Windkraftanlagenherstellers Nordex an der Universität Rostock ein positiver Ansatz. Diese Professur soll voraussichtlich zum Herbst 2011 eingerichtet werden

Gleichzeitig bedauerte Nelles, dass an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität in Rostock die Zahl der Vollprofessuren von 25 auf 17 reduziert werde. Dies sei schon vor Jahren beschlossen worden. Das Problem sei, dass für die Ausbildung des Ingenieursnachwuchses keine Lehrkräfte zur Verfügung ständen.

Der Chef der Rostocker Nordex-Niederlassung, Heinrich Lieser, mahnte dringend weitere Flächen für die Erprobung von neuen Anlagen an. „Wir wollen uns hier in Mecklenburg-Vorpommern weiter ausdehnen und technologisch weiterentwickeln“, betonte Lieser. Derzeit seien im Nordosten nur 0,9 Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen vorgesehen. Die Branche fordert, zwei Prozent als Eignungsgebiet auszuweisen.

Der grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer sagte, dass Mecklenburg-Vorpommern zu einem Exportland für erneuerbare Energien werden könnte. Dies gelte nicht nur für Strom, sondern auch für die technischen Anlagen. Dabei hätten die regenerativen Energien eine große industriepolitische Bedeutung für den Nordosten, sie seien wichtige Innovations- und Wachstumsmotoren. Einer Studie der grünen Europafraktion zufolge können im Bereich der erneuerbaren Energien bis zu 23 000 neue Arbeitsplätze im Land entstehen. (dpa/abendblatt.de)