In den nächsten Wochen will ein internationales Expertenteam eine Algenart untersuchen, die repräsentativ für die klimatische Entwicklung ist.
Kiel. Ein Team von Meeresforschern aus Deutschland, Norwegen und Großbritannien geht von Kiel aus auf Forschungsreise. In den kommenden sechs Wochen werden die Meereswissenschaftler vor der norwegischen Westküste Auswirkungen des Klimawandels untersuchen. Konkret geht es darum, wie eine kleine Kalkalge auf die Ozeanversauerung reagiert. Am Dienstag verluden die Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel ihre Geräte auf das norwegische Forschungsschiff „Håkon Mosby“.
Neun große Experimentieranlagen werden in den Raunefjord vor Bergen gebracht. Dazu gehören 25 Meter lange Plastikschläuche, die 80 Kubikmeter Meerwasser aufnehmen können und als riesige Reagenzgläser genutzt werden. Die zu untersuchende Kalkalge transportiert Kohlenstoff in den tiefen Ozean und produziert ein klimakühlendes Gas. Der Einzeller trägt damit wesentlich zum Stoffkreislauf in den Meeren bei.
Die Alge namens Emiliania huxleyi beschleunigt mit ihren Kalkplättchen den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe des Ozeans. Wird dessen Wasser saurer, so werden die Kalkplättchen dünner und leichter: Damit schwächt sich der Ballasteffekt ab und möglicherweise auch der Kohlenstofftransport in die Tiefe. Die Algen sind im Hinblick auf Folgen des Klimawandels auch deshalb interessant, weil sie eine schwefelhaltige Verbindung freisetzen, aus der wiederum in der Atmosphäre Schwefelsäuretröpfchen entstehen, die das Sonnenlicht reflektieren und dem Treibhauseffekt entgegenwirken können. Weil die Kalkalgen also gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig für das Klima sind, will das 36-köpfige Forscherteam die Wechselwirkungen im Raunefjord vor Bergen und später im Labor intensiv untersuchen. (dpa/abendblatt.de)