Seit 40 Jahren beantwortet Hermann Bardenhagen im Christkindpostamt Himmelpforten Weihnachtsbriefe. Jährlich schreiben 50.000 Kinder.

Himmelpforten. "Nein, der Weihnachtsmann bin ich nicht", versichert Hermann Bardenhagen. Dabei ist die Vermutung gar nicht so abwegig, schließlich beantwortet Bardenhagen seit mehr als 40 Jahren Briefe an den Mann mit dem Bart und bereitet damit Kindern in der ganzen Welt Freude. Bardenhagen ist demnach einer der besten Helfer des Weihnachtsmanns und damit selbst schon so etwas wie ein Weihnachts-Mann.

Das Ganze begann Anfang der 60er-Jahre in Himmelpforten. Da fand sich im Briefkasten das Schreiben einer kleinen Himmelpfortnerin, adressiert "An den Weihnachtsmann". Ein Postmitarbeiter beantwortete aus Spaß den Brief.

Doch damit war eine Idee geboren, die zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden ist. Dass himmlische Mächte hier wohnen, darauf lässt ja schon der Name der Gemeinde schließen. Briefe, die nach Himmelpforten geschickt und an das Christkind, den Weihnachtsmann, den Nikolaus oder - modern - an Santa Claus gerichtet sind, landen im Christkindpostamt.

Als Hermann Bardenhagen 1967 die Leitung des Postamtes in Himmelpforten übernahm, lief die Beantwortung der Weihnachtswunschbriefe noch nebenbei, Postler schrieben anfangs eigenhändig an die Kinder. Das ist heute angesichts von rund 50.000 Briefen pro Jahr nicht mehr möglich. Die Deutsche Post stellt einen vorgedruckten Antwortbrief zur Verfügung und übernimmt auch das Porto.

Nach 23 Jahren als Postamtsleiter trat Hermann Bardenhagen 1990 in den Ruhestand, doch dem Weihnachtspostamt blieb der 85-Jährige bis heute treu. Jedes Jahr öffnet er Briefe von Kindern aus allen Kontinenten. Diesmal ist es ein besorgter Brief von Kindern eines deutschen Kindergartens in Australien, die fürchten, der Weihnachtsmann könne sie "Down Under" vergessen.

Die Angst ist unbegründet, vergessen wird keiner. Manchmal muss eine Antwort trotzdem unterbleiben. "Wenn die Kinder glauben, der Weihnachtsmann weiß, wo sie wohnen" und vergessen, ihren Absender auf den Brief zu schreiben, dann sind Bardenhagen und die anderen Briefeschreiber machtlos.

Rund 30 Ehrenamtliche treffen sich jedes Jahr in der Villa von Issendorf, wo in der Adventszeit das Christkindpostamt geöffnet hat. Interessante Briefe werden dann in großer Runde laut vorgelesen. "Wir haben viel Spaß bei der Arbeit", sagt Bardenhagen. Traurig machen dagegen jene Kinderbriefe, in denen der Weihnachtsmann um Unmögliches gebeten wird - den verstorbenen Vater zurückzubringen oder die bevorstehende Scheidung der Eltern zu verhindern.

Doch die meisten Briefe enthalten "materielle" Wunschzettel. Wie sehr sich Schenkverhalten und kindliche Erwartungshaltung in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben, registrieren die ehrenamtlichen Weihnachtspostler beim Lesen der Wünsche. Waren früher Puppenhäuser oder Holzeisenbahnen die Favoriten, so sind es heute technische Geräte, mit deren Bezeichnungen nicht nur Hermann Bardenhagen oft nichts anfangen kann.

Sind die Wunschobjekte auch mit der Zeit andere geworden, die Gestaltung der Briefe ist geblieben. Meist malen die Kinder weihnachtliche Motive auf ihren Wunschzettel, basteln liebevolle Anschreiben zusammen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Bardenhagen sagt: "Aufhören können wir nicht, das gäbe ja einen Aufschrei." Dass in Himmelpforten Briefe an den Weihnachtsmann beantwortet werden, hat sich schließlich herumgesprochen. Inzwischen schreiben auch Kinder, deren Eltern früher schon Briefe vom Weihnachtsmann aus Himmelpforten bekommen haben.

Auch wenn gelegentlich schon mal trotzig geäußert wird, "an den Weihnachtsmann glaube ich sowieso nicht mehr", ist das Gros der schreibenden Kinder nach Bardenhagens Einschätzung doch noch von dessen Existenz überzeugt. Das sei auch gut so, schließlich sei der Weihnachtsmann jemand, zu dem man aufschauen könne und damit wichtig für die kindliche Seele. So hat auch Hermann Bardenhagen einen Wunsch: "Die Kinder sollen nie den Glauben an den Weihnachtsmann verlieren!"

Das Christkindpostamt in Himmelpforten nimmt heute unter Leitung von Wolfgang Dipper seine Arbeit in der Villa von Issendorf auf. Besuch hat sich bereits angekündigt. Am 6. Dezember will die Schauspielerin Anita Kupsch die ehrenamtlichen Briefeschreiber besuchen. Prominenz wird auch beim Christkindmarkt erwartet, der in diesem Jahr von Freitag, 26. November, bis Montag, 6. Dezember, seine Tore in Himmelpforten öffnet. Ministerpräsident David McAllister will am Sonnabend, 27. November, nach Himmelpforten kommen.