25 Jahre nach dem Mord an einer 15-Jährigen müssen über 2.200 Männer zu einem der größten Gentests Schleswig-Holsteins antreten.

Reinfeld. Beamte der Mordkommission haben in Reinfeld (Kreis Stormarn) am Freitag einen der größten Massengentests Schleswig-Holsteins gestartet . Damit wollen die Ermittler den Mann finden, der vor 25 Jahre die 15-jährige Schülerin Silke B. umgebracht hat. Das Mädchen war am 2. Juni 1985 in den Travewiesen in der Nähe von Reinfeld gefunden worden. Die Leiche lag in einem Graben. Ihren Mörder hatte sie am Abend zuvor auf dem Weg zu einer Schulparty getroffen. Dort war sie jedoch nie angekommen.

Die Suche nach dem Täter war 1985 ergebnislos geblieben, so dass die Mordkommission die Akte zunächst schloss. „Wir nehmen uns aber immer wieder alte Akten vor und überprüfen Beweismittel mit neuester Kriminaltechnik“, sagte Polizeisprecher Jan-Hendrik Wulff. Tatsächlich fanden Experten des Landeskriminalamtes im Juni 2009 die bis dahin unbekannte DNA-Spur. Sie soll mit Hilfe des Täterprofils dem Mörder ein Gesicht geben: Er war damals nach den bisherigen Erkenntnissen 18 bis 25 Jahre alt, hatte einen Führerschein und wohnte vermutlich im Umkreis von 15 Kilometer vom Tatort entfernt. Dieses Profil trifft auf insgesamt rund 2200 Männer zu, die von der Polizei jetzt zu einer Speichelprobe geladen wurden. Dabei wird die DNA mit einem Wattestäbchens aus der Mundhöhle entnommen.

Einer der ersten war Hans-Ulrich Wetzel Er wohnt heute nur wenige Autominuten vom Tatort entfernt in Barnitz. „Ich war nur im ersten Moment erstaunt“, erinnerte sich der 44-Jährige an jenen Tag, als er die Ladung zu dem Gentest in seinem Briefkasten fand. Doch letztendlich sei es schlüssig, wenn ganze Jahrgänge auf der Suche nach einem Mörder durchkämmt werden. „Es hilft, den Kreis der möglichen Täter einzudämmen.“ Unter seinen Freunden und Bekannten habe niemand Verständnis für Untersuchungsverweigerer gezeigt. „Keiner von uns hat Probleme, seine DNA zur Verfügung zu stellen“, sagte Wetzel.

Der Ausgang des Serien-Gentests ist jedoch ungewiss, hieß es. Die Teilnahme an der DNA-Reihenuntersuchung ist freiwillig, und niemand weiß, ob auch Silkes Mörder seinen Speichel abgegeben hat oder noch abgeben wird. Der Speicheltest kostet pro Person rund 15 Euro.