Der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister (48) bewirbt sich in Hannover um die Nachfolge von Margot Käßmann im Bischofsamt. Er wurde am Donnerstagabend vom Kirchensenat der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gemeinsam mit dem Diakonie-Chef von Hessen-Nassau, Wolfgang Gern (59), nominiert. Die Wahl ist für Ende November vorgesehen.

Meister ist seit dem Frühjahr 2008 Regionalbischof in Berlin. Bundesweit wurde er in den vergangenen sechs Jahren vor allem als Sprecher des „Wortes zum Sonntag“ in der ARD bekannt. Dabei ist ihm wichtig, vom ganz normalen Leben der Menschen und ihrer Suche nach Gott zu erzählen.

Der gebürtige Hamburger studierte evangelische Theologie und Judaistik in seiner Heimatstadt und in Jerusalem. Berufliche Stationen des verheirateten Vaters von drei Kindern waren unter anderen das Rundfunkreferat in Kiel und die Propstei in Lübeck. In den sieben Jahren unter seiner Leitung setzte der Kirchenkreis als erster in der nordelbischen Kirche eine Gemeindereform um. Gerade in schwierigen Zeiten müsse Kirche Resignation verhindern, ist Meister überzeugt.

Auch als Regionalbischof von Berlin, wo mit knapp 800.000 Protestanten nicht einmal jeder vierte Einwohner der evangelischen Kirche angehört, will sich Meister nach eigenen Worten „nicht mit dem verbreiteten Gewohnheitsatheismus“ in der Metropole abfinden. Meister sucht daher nach immer neuen Möglichkeiten, das Evangelium kreativ in die Öffentlichkeit zu bringen.

Unter anderem rief er bisher eine ökumenische Karfreitagsprozession durch das Zentrum Berlins ins Leben und verfasste den „Berliner Brief“ – einen Dankesbrief an alle evangelischen Haushalte in der Hauptstadt. Hier heißt es unter anderem: „Als Mitglied unserer Kirche gehören Sie zu denen, die diese Stadt gerechter und menschlicher machen.“

Zuletzt scheute sich Meister nicht, kircheninterne Tabuthemen wie etwa den Abriss von Kirchen anzusprechen. „Das ist eine tragische Situation, mit der wir als allerletzte Möglichkeit umgehen müssen“. Aber auch wenn sich dies vermeiden ließe, kämen in Berlin rund ein Dutzend Gemeinden nicht umhin, bis 2020 „klare Beschlüsse“ über die weitere Verwendung überzähliger Kirchengebäude zu treffen, so der Generalsuperintendent: „Das Votum, das wir niemals eine Kirche aufgeben werden und alle Kirchen immer evangelische Gemeindekirchen bleiben, nutzt eigentlich niemandem.“