In den 18 Tierheimen in Mecklenburg-Vorpommern kommen derzeit auf 280 Plätze über 400 Hunde, Katzen und andere Kleintiere.

Schwerin/Rostock. Die 18 Tierheime und Auffangstationen in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Angaben des Tierschutzbundes noch nie so voll gewesen wie in diesem Sommer. „Die Heime sind zu 20 bis 40 Prozent überbelegt“, sagte der Landesvorsitzende Dietmar Bonny am Montag in Schwerin. Das größte Tierheim des Landes, in Schlage bei Rostock, beherberge bei 280 Plätzen derzeit über 400 Hunde, Katzen und andere Kleintiere.

Mancher entledige sich in der Urlaubszeit auf herzlose Weise seiner Hausgenossen. „Häufig werden Hunde im Wald oder am Zaun des Tierheims festgebunden“, berichtete Bonny. Oder sie würden über den Zaun auf das Gelände geworfen. Vier Kätzchen seien in einer in der Warnow treibenden alten Waschmaschine entdeckt und von alarmierten Tierschützern gerettet worden. In Rostock hörte ein Mann beim Müllauskippen ein Wimmern und fand im Container einen Dackel, dessen Schnauze und Pfoten mit Klebeband zusammengeschnürt waren, wie Bonny berichtete.

Seinen Angaben zufolge können Halter ihre Tier im Urlaub in einer Tierpension unterbringen oder sich an der Aktion „Nimmst Du mein Tier, nehme ich Dein Tier“ des Tierschutzbundes beteiligen. Die Tierheime, die vom Tierschutzbund verwaltet werden, seien an ihre Grenzen gelangt. Es kämen immer weniger Spenden. „Das Heim in Hagenow mussten wir aufgeben. Und ich erwarte weitere Insolvenzen“, sagte Bonny. Alle Heime zusammen erhielten von Land und Kommunen rund 300.000 Euro im Jahr. Eine „Grundsicherung“ wäre Bonny zufolge mit etwa 1,5 Millionen Euro erreicht.

Das Thema beschäftige jetzt auch die Politik. Er habe Agrarminister Till Backhaus (SPD) vorgeschlagen, dass die Gemeinden einen Teil der Hundesteuer für die Heime abgeben. Die Tierheime mit ihren Helfern würden im Jahr für etwa 6 Millionen Euro ehrenamtliche Arbeit leisten.

Ein Tier aufzunehmen ist teuer . „Im ersten Monat kostet es pro Tag rund 30 Euro“, sagte Bonny. Dazu rechnete er die Tierarztkosten für Impfung, Entwurmung, Kastration und oft weitere Operationen, die Betriebs- und Personalkosten sowie das Futter zusammen. Die Tierschützer würden nicht überall auf Verständnis stoßen, dass sie die Fundtiere nicht einfach einschläfern lassen. „Kein Tier darf ohne triftigen Grund getötet werden.Das steht im Tierschutzgesetz“, sagte Bonny.

Er appellierte an die Politik, dem Import billiger Welpen aus Osteuropa einen Riegel vorzuschieben, und an die Wohnungsvermieter, die Haltung kleiner Hunde und Katzen zu erlauben. Viele landeten in Heimen, weil ihre Besitzer sie bei einem Umzug abgeben müssten.