Die beiden 18 und 19 Jahre alten Jungen aus Lübeck sollen auf einer Klassenfahrt ein 14-jähriges Mädchen aus Bremen vergewaltigt haben.

Lübeck/London. Was mit einer alkoholschwangeren Party in einer Londoner Jugendherberge begann, endete für eine 15-Jährige aus der Nähe von Bremen womöglich mit der schlimmsten Nacht ihres Lebens. Zwei Gymnasiasten aus Lübeck sitzen derzeit in einem Londoner Gefängnis in Untersuchungshaft, weil sie die Realschülerin nach der Feier vergewaltigt haben sollen.

Am heutigen Mittwoch sollten die beiden 19-Jährigen noch einmal vor einem britischen Gericht befragt werden. Ob sie danach entlassen werden, scheint allerdings ungewiss. Zu schwer wiegen die Missbrauchsvorwürfe, die Ende der vergangenen Woche von der Realschülerin erhoben wurden.

Die beiden Verdächtigen gehören zur zwölften Klasse des Fachgymnasiums Technik der Emil-Possehl-Schule, einer berufsbildenden Schule in der Hansestadt, die in der vergangenen Woche auf Klassenreise in London war. Nach Berichten der "Lübecker Nachrichten" war die Schülerin aus dem Bremer Umland zusammen mit ihrer neunten Realschulklasse im selben Youth Hostel untergebracht. Dort lernte sie die beiden 19-Jährigen kennen.

Nach einer Besichtigungstour durch die Metropole an der Themse feierten beide Klassen gemeinsam. Kurz darauf soll es zu der Vergewaltigung gekommen sein. Die 15-Jährige vertraute sich am folgenden Morgen einer Lehrerin an, die daraufhin die örtliche Polizei informierte.

Noch ist nicht klar, ob die beiden Lübecker Gymnasiasten die Tat möglicherweise bereits im Voraus geplant hatten. Auch prüft die britische Polizei Vorwürfe, wonach die 19-Jährigen ihr Opfer gezielt betrunken und damit wehrlos machten.

Zunächst waren sogar fünf Schüler des Lübecker Gymnasiums von Beamten der Metropolitan Police festgenommen worden. Drei von ihnen kamen allerdings mangels Tatverdachts nach 36 Stunden wieder auf freien Fuß.

Gleichzeitig beschlagnahmte die Polizei mehrere Mobiltelefone. Hinweise, dass die Tat mit Mobiltelefonen gefilmt und die Aufnahmen möglicherweise sogar ins Internet gestellt wurden, gibt es allerdings noch nicht.

Die britische Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden Schüler wegen des Verdachts der Vergewaltigung eingeleitet. Am Dienstag schloss sich ihr auch die Lübecker Staatsanwaltschaft an, die jetzt ebenfalls ermittelt.

Noch sind Informationen aus London allerdings äußerst knapp: Es gebe noch keine eigenen Erkenntnisse, sagte Pressesprecher Klaus-Dieter Schultz. "Wir müssen die Ermittlungsergebnisse der britischen Behörden abwarten und deren Entscheidung, ob sie das Verfahren selbst weiterführen oder an uns abgeben." Einen Auslieferungsantrag oder einen deutschen Haftbefehl gibt es bislang nicht.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin steht mit den britischen Ermittlungsbehörden in engem Kontakt: Die deutsche Botschaft in London kümmere sich um die konsularische Betreuung der Gymnasiasten, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag.

Angehörige der beiden verhafteten Schüler, die Medienberichten zufolge aus Lübeck und aus dem Herzogtum Lauenburg stammen, sollen mittlerweile nach London gereist sein.

Die Realschülerin ist inzwischen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, ebenso wie die anderen Schüler. Über den Aufenthaltsort und den gesundheitlichen Zustand der 15-Jährigen ist aber nichts weiter bekannt. Sie wird in den kommenden Tagen von der Bremer Polizei vernommen.

Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium hat einen schulpsychologischen Dienst eingeschaltet, der die Schüler der zwölften Klasse aus Lübeck betreuen soll.

Gleichzeitig prüft das Bildungsministerium, ob die mitreisenden Lehrer ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt haben. "Aus unserer Sicht ist es wichtig zu klären, was genau vorgefallen ist und ob möglicherweise Lehrkräfte ihre Aufsichtspflicht verletzt haben, besonders im Fall der noch minderjährigen Realschülerin", sagte Ministeriumssprecher Thomas Schunck.