Der größte Greifvogel Mitteleuropas ist nun häufiger im nordöstlichen Luftraum zu sichten. Vor 100 Jahren war er fast ausgerottet.

Güstrow. Der Seeadler ist im Nordosten wieder häufig am Himmel zu beobachten. An Seen jagt er nach Fisch, er frisst aber auch Aas. Knapp 300 Seeadler-Paare brüten in Mecklenburg-Vorpommern. Vor 100 Jahren waren die Vögel fast ausgerottet.

Der Seeadler als größter Greifvogel Mitteleuropas erobert seinen Luftraum in Mecklenburg-Vorpommern immer mehr zurück. Fast 300 Paare brüten im Land, heißt es in einem Bericht des Landesamtes für Umwelt, Natur und Geologie, der am Mittwoch in Güstrow vorgestellt wurde.

Vor 100 Jahren waren die Seeadler fast ausgerottet. Es habe weniger als ein Zehntel des heutigen Bestandes gegeben: 23 Brutplätze waren laut Bericht 1913 auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes bekannt. Seit den 1920er Jahren wurden in Vorpommern und Mecklenburg Verordnungen zum Schutz von „Raubvögeln“ erlassen. Bis in die 1950er Jahre erholte sich der Bestand etwas. Derzeit leben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit mehr als 300 Paaren 70 Prozent aller deutschen Seeadler.

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Einen Rückschlag erlitt der Adlerschutz durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff DDT in der Land- und Forstwirtschaft. Nur noch 15 bis 20 Prozent der Brutpaare zogen Junge groß. Nach dem DDT-Verbot flogen wieder aus 60 bis 70 Prozent der Horste Jungvögel aus. Anfang der 1980er Jahre wurden etwa 80 Brutpaare gezählt, 2011 waren es 291. In diesem Frühjahr seien bereits mehrere neue Horste entdeckt worden.

Allerdings beunruhigen Todfunde von Seeadler die Naturschutzbehörden. Seit 1998 untersuchen sie mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin die Todesursachen. Meist seien sie durch Menschen verursacht, nur wenige Tiere kämen durch Revierkämpfe, Erkrankungen oder Missbildungen um. Am häufigsten gebe es Bleivergiftungen durch Reste von Jagdmunition. Die Vögel nähmen Splitter von Bleimunition auf, wenn sie Wild fressen, das an den Folgen von Schussverletzungen gestorben ist. Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) setzt sich deshalb für das Verbot bleihaltiger Jagdmunition ein. Zweithäufigste Todesursache sind Zusammenstöße mit Eisenbahnen.

(dpa)