Lübeck. "Lübeck ist bunt" - unter diesem Motto haben am Sonnabend rund 2500 Bürger in Lübeck friedlich, aber lautstark gegen eine Kundgebung von Neonazis demonstriert. Unter den Demonstranten, die dem Aufruf des Lübecker Bündnisses "Wir können sie stoppen" gefolgt waren, mischten sich Kommunalpolitiker, Vertreter von Kirchen, muslimischen und türkischen Gemeinden und Gewerkschaften mit Familien und nichtorganisierten Bürgern. Die Polizei meldete keine nennenswerten Zwischenfälle.
Redner verschiedener politischer Parteien forderten ein entschiedenes Eintreten gegen Neonazis. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Robert Habeck, nannte Lübeck ein Symbol für den Widerstand gegen den Faschismus. Der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner und die Bundesvorsitzende der Linken, Gesine Lötzsch, forderten ein Verbot der NPD. Kein Rederecht hatte dagegen Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) erhalten, der an der Demonstration teilnahm. Er wolle dieses Verbot nicht überbewerten, sagte Carstensen. Deutlicher wurde der Landesvorsitzende der Jungen Union, Frederik Heinz: "Es ist ein unwürdiges Schauspiel, dem Ministerpräsidenten auf einer solchen Demonstration ein Redeverbot zu erteilen. Einerseits Vertretern politischer Parteien, wie der bekennenden Kommunistin Gesine Lötzsch, ein Forum zu bieten, dagegen jedoch dem höchsten, demokratisch gewählten Repräsentanten unseres Landes nicht, das passt nicht zusammen."
Der Protest richtete sich gegen einen Aufmarsch von rund 120 Rechtsextremisten, die an die Bombardierung Lübecks durch die britische Luftwaffe am 29. März 1942 erinnern wollten. Das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht hatte ein von der Hansestadt Lübeck ausgesprochenes Verbot dieses Aufmarsches als nicht verfassungskonform gekippt.