Notdienste versorgen seit Mittwoch die Patienten: Warnstreiks treffen Einrichtungen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Kiel/Schwerin/Hamburg. Die dreitägigen Warnstreiks in den Krankenhäusern und Therapiezentren der Damp Holding sind nach Angaben der Gewerkschaft Verdi am Mittwoch mit hoher Beteiligung angelaufen. „Über 2000 Arbeitnehmer haben die Arbeit in Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern niedergelegt – mehr als an den vorangegangenen Warnstreiks“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Oliver Dilcher der Deutschen Presse-Agentur. „Die Streikfront bröckelt nicht, im Gegenteil, sie wird immer größer.“

Ein Notdienst versorgt bis Freitag die Patienten, planbare Operationen werden verschoben. Für Donnerstag hat Verdi zu einer Sternfahrt der Mitarbeiter nach Hamburg aufgerufen, um vor der Zentrale der Damp Holding zu demonstrieren.

Der neue Mehrheitsaktionär der Damp-Holding, die Helios-Kliniken GmbH, warf Verdi vor, sich an selber ausgehandelte Tarifvereinbarungen nicht zu halten.

+++ Damp-Krankenhäuser von Helios übernommen +++

Betroffen von Warnstreiks sind in Schleswig-Holstein die Standorte Damp, Lehmrade, Schönhagen, Schleswig und Kiel, in Mecklenburg-Vorpommern Ahrenshoop und Stralsund. Zudem wird die Endo-Klinik in Hamburg bestreikt. An den Standorten arbeiten laut Verdi rund 5600 festangestellte Mitarbeiter.

Am ersten Tag der Warnstreiks beteiligten sich allein in Schleswig 700 Mitarbeiter, an den Standorten Damp und Schönhagen insgesamt 850. In Stralsund versammelten sich etwa 250 der 1400 Mitarbeiter des Hanse-Klinikums zum Warnstreik, in Hamburg bis zu 200.

„Die Stimmung ist noch kampfbereiter, nachdem der neue Mehrheitsaktionär, die Helios Kliniken GmbH, die Katze aus dem Sack gelassen hat, nämlich dass er Lohn- und Tarifverschlechterungen durchsetzen will“, sagte Dilcher. In den vergangenen Wochen gab es bereits mehrfach Warnstreiks, weil die Gewerkschaft mit ihren Forderungen nach 7,5 Prozent mehr Lohn, einer Aufstockung des Weihnachtsgeldes von 80 auf 110 Prozent und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bisher auf Granit biss.

Helios weigert sich laut Verdi, über die Fortentwicklung des bisherigen, für alle Mitarbeiter geltenden Tarifvertrags der Damp Holding überhaupt zu verhandeln. Stattdessen biete Helios an, lediglich für die Mitarbeiter der Damp-Krankenhäuser eine Übernahme in die Helios-Tarifverträge anzustreben. Deren Bedingungen seien aber schlechter als die des bisherigen Tarifvertrags. Helios wolle die Gehälter im klinischen Bereich einfrieren und plane offensichtlich eine massive Absenkung der Lohnkosten im Reha-, Therapie- und Servicebereich. Für die Beschäftigten in diesen Bereichen – mehr als die Hälfte der 5600 Damp-Mitarbeiter – solle es gar keinen Tarifvertrag mehr geben.

Helios wies am Mittwoch den Eindruck zurück, Arbeitnehmer würden in Zukunft weniger Geld als bisher bekommen. Im Rahmen von Überleitungstarifverhandlungen in die Helios Konzerntarifverträge würden auch sogenannte Besitzstände vereinbart. „Diese sollen sicherstellen, dass das Bruttoeinkommen des Mitarbeiters nicht niedriger ist als zuvor“, erklärte eine Unternehmenssprecherin

Auf Wunsch von Verdi sei 2007 ein Passus in den Helios-Konzerntarifvertrag aufgenommen worden: Danach seien neu zum Konzernverbund hinzukommende Akut-Kliniken innerhalb von sechs Monaten in den Helios-Konzerntarifvertrag überzuleiten. Insofern bedeute die Verdi-Forderung, den bisherigen Damp-Tarifvertrag fortzuschreiben, „einen Tarifvertragsbruch“, erklärte die Unternehmenssprecherin. Sobald Verdi bereit sei, sich wieder an die vereinbarten Tarifregelungen zu halten, „werden wir entsprechende Verhandlungstermine für die Akut-Kliniken abstimmen“.

Besonders große Sorgen müssen sich laut Dilcher die rund 1200 Mitarbeiter der Zentralen Service-Gesellschaft Damp (ZSG) machen. Die Zukunft dieses Unternehmens der Damp Holding sei ungewiss. Helios habe angekündigt, die Service-Aufgaben neu auszuschreiben, so dass möglicherweise andere Anbieter mit Dumping-Löhnen zum Zuge kämen. Die Service-Gesellschaft Damp liefert im Jahr rund vier Millionen Tagesgerichte und wäscht vier Millionen Kilo Wäsche im Jahr. Auch die Gebäudereinigung gehört zu den vielfältigen Service-Aufgaben.

Über die Zukunft der ZSG äußerte sich die Helios-Sprecherin nur allgemein: „Wir werden jetzt vor Ort in Ruhe alle notwendigen Informationen sammeln, mit den Mitarbeitern sprechen und dann unter Berücksichtigung der örtlichen und strukturellen Erfordernisse notwendige Maßnahmen umsetzen.“ Dilcher hielt Helios vor, auf Gesprächsangebote von Verdi bisher nicht reagiert zu haben. Vom 16. bis 26. April plant Verdi eine Urabstimmung, ein unbefristeter Streik könnte dann Ende April beginnen.

Am Montag hatte Helios, eine Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius, 94,7 Prozent an der Damp Holding AG übernommen. Damit entstand der größte deutsche Klinikverbund mit über drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr. (dpa)