Windräder so hoch wie der Kölner Dom: Die Anlage “Alpha Ventus“ 45 Kilometer nördlich von Borkum soll 50.000 Haushalte mit Strom versorgen.
Norddeich. In der Nordsee ist am Dienstag der erste Hochsee-Windpark Deutschlands offiziell in Betrieb gegangen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sprach auf der Eröffnungsveranstaltung in Norddeich von einem Pionierprojekt, mit dem das Tor ins Zeitalter der erneuerbaren Energien weit geöffnet werde. In den Bau der Windkraftanlagen des Pilotprojekts Alpha Ventus 45 Kilometer vor der Insel Borkum investierte ein Konsortium aus den Energiekonzernen Eon, Vattenfall und EWE insgesamt 250 Millionen Euro.
Die Nutzung der Windenergie werde „die zentrale Rolle im Energiemix der Zukunft spielen“, sagte Röttgen. Ziel sei es, durch Windkraftanlagen auf See bis 2030 eine Leistung von 25.000 Megawatt zu erreichen. Der neue Windpark hat eine Leistung von 60 Megawatt. Die größten Windräder erreichen mit 155 Metern fast die Höhe des Kölner Doms. Alpha Ventus ist der erste Windpark in Deutschland, der auf hoher See Strom produziert. Die zwölf Rotoren mit einer Leistung von je fünf Megawatt wurden in 30 Meter Wassertiefe errichtet.
Einige Anlagen liefen bereits im Probebetrieb und speisten seit August vergangenen Jahres Strom ins deutsche Netz ein. Die insgesamt produzierte Strommenge soll dem Verbrauch von 50.000 Haushalten entsprechen. Ein vom Bund gefördertes Forschungsprojekt untersucht parallel die Auswirkungen von Windparkbau und -betrieb unter anderem auf Zugvögel, Schweinswale oder Robben. Mit dem Bau und Betrieb des Offshore-Windparks sollen auch Erfahrungen für zukünftige Projekte gewonnen werden.
Der Vorstandschef von Eon, Wulf Bernotat, sprach von einem großen Schritt für den Ausbau der Windkraft auf dem Meer. Der Vorstandschef von Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, erklärte, das Projekt zeige, dass die Nutzung der sogenannten Offshore-Windenergie auch unter schwierigen natürlichen Rahmenbedingungen in Deutschland machbar sei. Wegen des Wattenmeeres liegen potenzielle Standorte für Windparks weit vor der Küste in tiefen Gewässern.
„Das Projekt war nur in der Verzahnung mit der maritimen Wirtschaft möglich“, erklärte Thorsten Herdan vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau und Vizepräsident der Stiftung Offshore. Zuletzt habe die Übernahme der Thyssen-Werft in Emden durch einen Windturmbauer gezeigt, welche Chancen darin für die Küstenländer lägen. Die Politik müsse aber auch weiterhin die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Nur so könne die deutsche Windindustrie den Vorsprung im Wettbewerb der Windenergieanlagen-Hersteller behaupten und ausbauen, erklärte Herdan.