Das Museum besteht aus fünf thematischen Waben mit über 3000 Esponaten aus der Wikingerzeit. Umbau hat 2,1 Millionen Euro gekostet

Haithabu. Seide aus China, Glasmosaiken aus Italien oder Pelze aus Skandinavien – die Landebrücke von Haithabu war das KaDeWe und die Wall Street des 10. Jahrhunderts zugleich. Aus allen Teilen der Welt brachten die Wikinger Waren an die Schlei und handelten sie dort. „Landebrücken waren wie Marktplätze“, sagt die Leiterin des Wikinger Museum Haithabu, Ute Drews.

Dass Haithabu die bedeutendste Stadt Nordeuropas im Frühmittelalter war, zeigt das Wikinger Museum nach mehreren Monaten Umbau. „Wir haben das Museum ins 21. Jahrhundert katapultiert“, sagt der Direktor des Archäologischen Landesmuseums, Claus von Carnap-Bornheim. Die Sammlung wurde neu sortiert und komplett anders aufgemacht. Mehr als 3000 Exponate wurden zunächst ausgeräumt, gegebenenfalls restauriert und nach der Modernisierung wieder eingeräumt. Zum Museum gehören auch die rekonstruierten Wikingerhäuser an der Originalstätte in Haithabu. Museum besteht aus fünf thematischen Waben.

24 Jahre lang war das aus fünf Waben zusammengesetzte Museum weitgehend unverändert geblieben, im Winter wurde es entkernt und neu gestaltet. Die einzelnen Waben des Hauses am Haddebyer Noor sind nun thematisch geordnet. Los geht es in Wabe eins: Wie kam man nach Haithabu? Vor allem per Schiff – von der Ostsee über die Schlei oder von der Nordsee über Eider und Treene. Ein 3-D-Modell zeigt zudem die Entwicklung der Stadt vom Aufstieg bis zum Niedergang. „Wir wollen mit den Besuchern eine Zeitreise machen“, erklärt Drews. Runen mitlesen in Wabe drei

Angekommen in Haithabu stellen Handwerker ihre Kunst aus: In engen Gassen trifft man Goldschmiede, Schnitzkunst, Blei- und Zinnguss. „Wir wollen einen Eindruck von der Enge der Stadt vermitteln“, sagt Drews. Wichtige Themen vor 1000 Jahren waren auch Macht und Glaube. „Haithabu wird als Machtzentrum in die historische Welt eingeordnet“, erzählt Projektleiter Ralf Bleile. Ein 1:10-Modell eines Grabkammerhügels beherrscht Wabe drei, dazu wird der Wechsel vom heidnischen Glauben zum Christentum gezeigt. Ein Runenstein wird so beleuchtet, dass man die Runen mitlesen kann. Gläserner Warenkubus als Schaufenster Haithabus

Der Höhepunkt ist aber Wabe vier: Ein gläserner Kubus zeigt die in Haithabu gehandelten Waren, die aus vielen Orten der Welt kamen - von Byzanz, Köln oder Rom über Dublin und York bis nach Kiew, Nowgorod oder Bulgar. Die Funde aus der gesamten damals bekannten Welt von Nordkanada bis nach Asien wurden an den Himmelsrichtungen orientiert ausgestellt. „Das ist das Schaufenster Haithabus“, erzählt Carnap-Bornheim.

Wabe fünf beschäftigt sich mit dem Hafen: Außer dem bereits bekannten Wikinger-Kriegsschiff werden Objekte gezeigt, die im Hafenbecken gefunden wurden und das Leben auf den Landebrücken widerspiegeln: Von Hausabfällen wie Tierknochen über Keramikschüsseln bis zu Goldschmuck oder einer wertvollen Gewandnadel, die vor 1000 Jahren wohl unabsichtlich ins Wasser gefallen ist. Eröffnung mit Carstensen und dänischem Kulturminister

Das für rund 2,1 Millionen Euro neu gestaltete Museum wird am Sonnabend offiziell eröffnet. Dazu haben sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und der dänische Kulturminister Per Stig Møller angekündigt. Für Besucher sind die Tore von Haithabu von Sonntag an geöffnet.