Nach Einschätzung des LKA Niedersachsen haben die Hintermänner der niederländischen Drogenszene ihre Strategie geändert.

Hannover. Die Zahl der in Niedersachsen professionell betriebenen illegalen Cannabis-Plantagen steigt. Nach Einschätzung des LKA Niedersachsen haben die Hintermänner der niederländischen Drogenszene ihre Strategie geändert und die Drogen-Produktion aus den Niederlanden nach Niedersachsen gelegt. Gründe hierfür scheinen das stärkere Vorgehen der niederländischen Behörden gegen Handel und Anbau von Cannabis sowie der schwieriger gewordene Schmuggel nach Deutschland zu sein, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Frank Federau.

2009 seien insgesamt 25 derartige Anlagen ausgehoben worden, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Frank Federau. Dies seien fünf mehr als im Vorjahr. Auf 19 Plantagen stellte die Polizei mehr als 100, in sechs Anlagen sogar über 1000 Cannabis-Pflanzen sicher. Die Hintermänner oder Betreiber der gewerbsmäßig betriebenen Plantagen stammten vielfach aus den Niederlanden, sagte Federau. So hatte zum Beispiel ein Holländer in einer alten Industriehalle in Osterode am Harz eine Plantage mit mehr als 3000 Cannabis-Pflanzen angelegt. Dazu hatte er modernste Pumpen, Bewässerungsanlagen, Wärmestrahler, Lampen und Temperaturfühler im Gesamtwert von 100 000 Euro installiert. Der 41-Jähriger Landschaftsarchitekt, in dessen Anlage die Polizei im April Drogenpflanzen im Wert von einer halben Million Euro erntete, war im Herbst vom Landgericht Göttingen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Eine noch größere illegale Plantage mit rund 6600 Pflanzen hatte die Polizei im vergangenen Jahr im Emsland entdeckt.

Der in Göttingen verurteilte 41-Jährige hatte denn auch vor Gericht erklärt, in seiner Heimat sei ihm der Fahndungsdruck der Polizei, die inzwischen sogar mit Hubschraubern und Wärmebildkameras nach Cannabis-Plantagen suche, zu groß geworden. Neben leerstehenden Industriehallen nutzen die Täter in Niedersachsen nach Erkenntnissen des LKA vielfach auch große Keller oder alte Ställe. Beispiel dafür ist ein 29-Jähriger aus Diepenau bei Nienburg. Wo früher Schweine gemästet wurden, hatte er modernste Technik zur Cannabis-Zucht installiert. Die Polizei stellte dort im August 140 Pflanzen sicher. Für die Drogen-Anbauer sind die illegalen Maschenschaften oft ein gutes Geschäft. Allein der Diepenauer hat mit seiner vergleichsweise bescheidenen Plantage nach Schätzungen der Polizei bis zu 100 000 Euro eingenommen. Bei den Anlagen mit mehreren Tausend Pflanzen dürfte der Gewinn um ein vielfaches höher sein.

Die professionell betriebenen Cannabis-Pflanzungen sind laut LKA allerdings nur die Spitze des Eisberges. Anlagen mit weniger als 100 Pflanzen werden in der Statistik zwar nicht erfasst. Allerdings dürfte nach Einschätzung der Ermittler auch die Zahl der von Amateuren auf Balkonen, in speziell ausgestatteten Kleiderschränken oder im Kleinstgewächshaus zwischen Tomaten betriebenen Anlagen gestiegen sein.