Eine Betreiberin sozialer Einrichtungen hat das Hotel des gestorbenen rechtsextremen Anwalts Jürgen Rieger für 525.808 Euro ersteigert.

Celle. Der Streit um das marode Landhotel Gerhus bei Faßberg ist zu Ende. Nach viel Wirbel um das Kaufinteresse des inzwischen gestorbenen rechtsextremen Anwalts Jürgen Rieger wurde das Gebäude am Mittwoch versteigert. Eine Betreiberin sozialer Einrichtungen erhielt im Amtsgericht Celle mit einem Gebot von 525 808 Euro den Zuschlag. Sie will die Immobilie zu einem Heim für seelisch Kranke umbauen und in Faßberg bis zu 40 Arbeitsplätze schaffen. Neonazis hatten den Gasthof im Juli dieses Jahres besetzt und für breiten Widerstand in der 7000-Seelen-Gemeinde gesorgt. Rieger hatte angekündigt, dort ein Schulungszentrum zu errichten. Faßbergs Bürgermeister Hans-Werner Schlitte (parteilos) sagte, er sei erleichtert über den Ausgang der Zwangsversteigerung und sehr froh, dass das Landhotel nicht in die Hände von Rechtsextremisten falle.

Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte in Hannover, er sei erfreut, dass es zu einer guten Lösung gekommen sei. Die Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung, dem Kreis und der Gemeinde habe sich bewährt. Nach dem Tod von NPD-Bundesvize Rieger werde die Lage schwerer für die rechtsextreme Szene in Niedersachsen. „Aber wir müssen weiterhin wachsam sein“, sagte Schünemann. Rieger galt als wichtiger Geldgeber. Investorin Brigitte Friedrich, die das erforderliche Mindestgebot um gerade einmal 50 Cent überboten hatte, zeigte sich am Ende der Versteigerung zufrieden. Schließlich hatte sie vor der Auktion noch 750 000 Euro für die Immobilie zahlen wollen. Die Eigentümerin hatte das Angebot damals aber ausgeschlagen und stattdessen auf den rechtsextremen Anwalt Rieger gesetzt. Dieser wollte nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Euro für das marode Hotel zahlen.

Friedrichs Gebot blieb während der halbstündigen Versteigerung das einzige. Angehörige der rechtsextremen Szene beteiligten sich nicht. Da dies aber befürchtet worden war, gab es verschärfte Sicherheitskontrollen im Celler Amtsgericht. Vor dem Gebäude hatten sich rund 20 Menschen versammelt, um mit einer Mahnwache gegen Neonazis zu demonstrieren. Rechtsextremismus sei in der Region Celle sehr verbreitet, sagte Wilfried Manneke. Der Gemeindepfarrer aus Unterlüß im Kreis Celle erinnerte an die Sonnenwendfeiern auf einem Bauernhof in Eschede oder die in Celle ansässige Kameradschaft 73. Deswegen müssten die Gegner des Rechtsextremismus ständig wachsam sein, auch wenn beim Gerangel um das Landhotel Gerhus die Neonazis am Ende nicht zum Zuge gekommen sind. Faßbergs Bürgermeister Schlitte verwies auf die Chance, die ein Heim für seelisch Kranke der Region biete. „Das schafft Arbeitsplätze, und die Gemeinde erzielt Gewerbesteuereinnahmen.“ Friedrich will bis zu 70 seelisch kranke Menschen in dem ehemaligen 78-Betten-Hotel unterbringen. Dazu müsse aber ein großer Teil des Gebäudes abgerissen werden. „Das Haus steht seit fast zwei Jahren leer. Es wurde im Winter nicht beheizt. Da gibt es viel zu tun.“ Zusätzlich zu den 40 neuen Jobs bringe die Investition auch Aufträge für regionale Handwerksbetriebe. Auch das Land, der Kreis und die Kommune stellen Geld für die Einrichtung bereit.