In Mecklenburg-Vorpommern sollen die Urlaubsangebote für Behinderte in den kommenden Jahren im Land deutlich verbessert werden.
Schwerin. Dazu hat der Landestourismusverband ein dreijähriges Projekt für barrierefreien Urlaub „Tourismus für alle in Mecklenburg-Vorpommern“ gestartet. Zwischen Boltenhagen und Usedom sind von den mehr als 280 000 Gästebetten bisher 1600 für Menschen im Rollstuhl nutzbar, wie der Präsident des Landestourismusverbandes, Mathias Löttge, bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag in Schwerin sagte. Allerdings seien mancherorts die Angebote nicht ausgelastet, weil das Umfeld nicht stimme.
Deshalb gehe es bei dem Projekt weniger um die Schaffung neuer Gästebetten für Behinderte als vielmehr um die Verbesserung der Infrastruktur in geeigneten Ferienorten und den Umgang mit behinderten Urlaubern. Bestehende Angebote sollen vernetzt und gemeinsam vermarktet werden, etwa auf Spezialmessen. Workshops und Weiterbildungen für Beschäftigte sind geplant. Im kommenden Jahr soll in der Tourismus-Branche zudem mit einem Wettbewerb „Barrierefrei und innovativ“ für das Thema sensibilisiert werden.
Barrierefreie Angebote wissen Löttge zufolge nicht nur Behinderte zu schätzen, sondern auch Familien mit Kleinkindern sowie ältere Urlauber. „Wer mit Kinderwagen unterwegs ist, freut sich, wenn man zum Restaurant nicht drei Stufen überwinden muss“, sagte er. Auch die Zahl der Gäste mit Rollator dürfte mit den Jahren zunehmen. Barriererfreie Hotels zeichnen sich unter anderem durch breite Türen aus, durch die Rollstühle passen, „sprechende“ Aufzüge, die auch für Sehbehinderte nutzbar sind, und barrierefreie Duschen. Auch der Service müsse stimmen, Verständnis für die Bedürfnisse Behinderter da sein, ergänzte der gehbehinderte FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Grabow. Die blinde Abgeordnete der Linksfraktion, Irene Müller, bezeichnete das Projekt als Schritt in die richtige Richtung.
Das Marktvolumen für barrierefreien Tourismus in Deutschland wird vom Bundeswirtschaftsministerium auf fünf Milliarden Euro im Jahr geschätzt. „Es gibt kaum einen anderen touristischen Bereich in Deutschland, bei dem die Nachfrage so stark wächst und der so viele wirtschaftliche Möglichkeiten in sich birgt“, sagte Löttge. Fast 60 Prozent der rund neun Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit Behinderung reisen demnach. Insgesamt leben den Angaben zufolge in der Bundesrepublik rund 20 Millionen mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkte Menschen.