Mit 200 Kilometern ist der Anschluss der weltweit längste für einen Offshore-Windpark in Gleichstromtechnik.
Papenburg. Die Steckdose für den nächsten Windpark in der Nordsee ist fertig. Mit 200 Kilometern ist es der weltweit längste Anschluss für einen Offshore-Windpark in Gleichstromtechnik, teilten der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB (Zürich) und die Eon-Tochter transpower stromübertragungs GmbH am Dienstag im niedersächsischen Papenburg (Emsland) mit. Für den Netzanschluss „BorWin 1“ des geplanten Windparks „Bard Offshore 1“ mit 80 Windrädern sei eine starke Hochspannungs-Gleichstromübertragung bis zum Umspannwerk Diele bei Papenburg installiert worden. In 26 Monaten wurden rund 120 Kilometer vor der deutschen Küste ein 3200 Tonnen schweres Umspannwerk auf hoher See gebaut und rund 7000 Tonnen Kabel unter Wasser verlegt. Dazu mussten mehr als vier Kilometer Dünen und Deiche unterbohrt und auf mehr als 1300 Metern die Ems unterquert werden.
Trotz genauer Planung habe das Wetter häufig nicht mitgespielt, sagte transpower-Geschäftsführer Christof Schulte: „Oft mussten Arbeiten verschoben und Baupläne angepasst werden.“ transpower investierte einschließlich der Planungen mehr als 400 Millionen Euro. Für transpower ist dies bereits der zweite Netzanschluss: In diesem Jahr ging auch das Offshore-Testfeld „alpha ventus“ 45 Kilometer nördlich von Borkum mit zwölf Anlagen ans Netz. Nach Schäden im Watt bei der Kabelverlegung für „alpha ventus“ sei jetzt ein umweltschonendes Verfahren angewandt worden, sagte Schulte. „Der Netzanschluss ist ein Meilenstein für den Ausbau der Offshore-Windenergie und damit für das Erreichen der Klimaschutz-Ziele“, sagte ABB-Vorstandsmitglied Joachim Schneider.
Derzeit seien in der Nordsee Windparks mit einer Kapazität von 14 Gigawatt geplant. Um die Anzahl der Kabeltrassen zu minimieren, sei eine bessere Planung beim Netzausbau erforderlich. Wenn es einen Masterplan für alle Projekte gäbe, ließen sich viele Bauteile kostengünstig standardisieren. Die Offshore-Planungen müssten auch europaweit aufeinander abgestimmt werden, sagte der EU-Koordinator für Offshore-Energie, Georg Wilhelm Adamowitsch. Derzeit gebe es länderweit sehr unterschiedliche Ansätze. Offshore mache nur Sinn, wenn andere Energieformen zum Ausgleichen zur Verfügung stünden. Daher seien Höchstpannungshochnetze zwischen Nord- und Ostsee erforderlich.
Für den Netzanschluss von weit entfernt auf See liegenden Windparks werden Gleichstromübertragungssysteme bevorzugt. Für das neue Projekt „Bard Offshore 1“ wird auf einer Offshore-Plattform ein Umspannwerk errichtet. Dort wird der in den 80 Windenergieanlagen produzierte Drehstrom zusammengefasst und in Gleichstrom umgewandelt. Über eine 155 000 Volt-Leitung wird der Strom durchs Meer und über Land zum nächstgelegenen Einspeisepunkt im Umspannwerk an Land transportiert. Hier wird der Gleichstrom wieder in Drehstrom gewandelt und dann ins Netz eingespeist. Dieses Verfahren soll dazu beitragen, Spannungsverluste auf der langen Transportleitung zu vermindern