Der in Hamburg lebende Musiker Marius Müller-Westernhagen zu Deutschland, dem Mauerfall und Berlin-Mitte als Blaupause für die Bundesrepublik.

Hamburg. Musiker Marius Müller-Westernhagen träumt von einem Deutschland, das wie die Mitte Berlins ist: „Wenn das die Blaupause für ganz Deutschland ist, dann freue ich mich darauf“, sagte der 60-Jährige in Hamburg. „Das ist multikulturell, das ist tolerant – was wir in Deutschland ja gar nicht haben. Keiner guckt auf den anderen, der Anteil an Freaks ist unglaublich hoch. Wenn uns so etwas mal überall gelingt, dann könnte das ein lustiges Land werden.“ Westernhagens Hit „Freiheit“ war zur Hymne des Mauerfalls vor 20 Jahren geworden.

Der in Hamburg lebende Künstler hatte damals in einem Hotelzimmer in Fallingbostel (Niedersachsen) die ersten Fernsehbilder von der Grenzöffnung gesehen. „Mir liefen die Tränen. Nicht weil ich dachte: Endlich ist Deutschland wieder vereint. Sondern weil ich damals viele Verwandte drüben hatte“, sagte der Musiker. „Ich konnte mich ein bisschen in sie hineinfühlen, konnte nachvollziehen, was das für sie bedeutete: reisen zu können, jeden Fernsehsender schauen zu können und nicht mehr aus Angst, ausgehorcht zu werden, in Gegenwart der Nachbarn flüstern zu müssen.“

Die Entwicklung seit der Wiedervereinigung überrascht Westernhagen nicht. „Mir war klar, dass es mindestens zwei, wenn nicht drei Generationen dauert, bis das Ganze wirklich vollzogen ist“, meinte der Musiker, der gerade nach vierjähriger Pause mit seinem Album „Williamsburg“ die Charts gestürmt hat. „Die Einheit wird erst dann richtig vollzogen sein, wenn auf beiden Seiten die gleichen wirtschaftlichen Voraussetzungen herrschen.“ (dpa/abendblatt.de)