Die Tüftler der Leibniz-Universität Hannover schicken ihren Flitzer beim Konstruktionswettbewerb Formula Student auf die Rennstrecke.

Hannover. Er ist schwarz, wiegt etwa 220 Kilogramm, hat 114 PS, wird rein elektrisch angetrieben – und soll der Konkurrenz davonfahren. „Electric Horse 2012“ heißt der neue Rennwagen, den das Formula Student Team der Leibniz Universität Hannover nun präsentiert hat. Knapp ein Jahr haben rund 60 Studenten an dem Racer gebaut. Im Juli soll er im englischen Silverstone beim internationalen Konstruktionswettbewerb erstmals auf die Rennstrecke gehen.

„Das ist schon ein tolles Gefühl, das fertige Auto zu sehen“, sagt Kim Kreutz, eine der nur drei Frauen im Entwickler-Team „HorsePower Hannover“. Die angehende Wirtschaftsingenieurin ist begeistert von dem Projekt, weil sie dort „etwas Praktisches macht“. Zu Beginn sei die Koordination schwierig gewesen, aber am Ende habe alles geklappt, berichtet die 22-Jährige. Das Projekt haben die Studenten in Eigenregie organisiert, konnten sich bei Fragen aber an die Institute wenden. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Fachrichtungen, darunter Maschinenbau, Mechatronik, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften oder Elektrotechnik. „Eine sehr große Schwierigkeit war die knappe Zeit“, sagt Max Haase, Koordinator für Elektrik bei dem Projekt. „Außerdem mussten die Leute eingearbeitet werden. Die meisten hatten noch keine Projekterfahrung“, erzählt der 24 Jahre alte Mechatronik-Student.

Rund 200 000 Euro hat das „Electric Horse 2012“ gekostet, die Finanzierung haben Sponsoren und die Universität übernommen. 2007 wurde „HorsePower Hannover“, das Formula Student Team der Leibniz Universität gegründet. Vier Fahrer werden den Flitzer bei den Rennen über die Strecken steuern. Zwei sind Profis und im Motorsport aktiv. Helge Jauken, einer der Fahrer, hat zur Vorbereitung ein Fahrsicherheitstraining absolviert. „Außerdem bin ich Kart gefahren und werde auch mit dem Fahrzeug üben“, sagt der Physikstudent. Den Start auf dem Silverstone Circuit wird Rennsportfan und Teammitglied Sebastian Wilk vor Ort verfolgen. Die Theorie in die Praxis umsetzen und etwas Eigenes schaffen – das hat den 23-Jährigen am meisten fasziniert. „Auch die Beziehungen in die Wirtschaft, die ich bekommen habe, sind mir wichtig“, betont der Maschinenbaustudent.

Von diesen Kontakten profitieren die Unternehmen, die dringend Fachkräfte benötigen. „Als Sponsoren sind sie nah an den Studenten dran und befassen sich intensiv mit ihnen“, sagt Volker Wanduch, Leiter Technik und Wissenschaft beim Verein Deutscher Ingenieure VDI. Der VDI richtet den internationalen Wettbewerb Formula Student Germany auf dem Hockenheimring jedes Jahr aus. Wanduch schätzt, dass rund 90 Prozent der Teilnehmer bereits vor Ende des Studiums eine Stelle haben. „Für den VDI ist der Wettbewerb zudem eine ideale Gelegenheit, Jugendliche für den Ingenieurberuf zu begeistern.“ Denn viele der Studenten-Teams gehen in Schulen, um ihr Projekt zu zeigen. (dpa)