Die Polizei löst Aufmarsch der NPD auf. Tausende protestierten friedlich gegen Rechtsextreme
Neumünster. Um kurz nach 13 Uhr packten zwei Polizisten den NPD-Fraktionsvorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, am Arm und führten ihn ab in den Gefangenentransportbus. Gegendemonstranten jubelten am Straßenrand. Danach wurden auch die knapp 100 anderen Rechtsextremen abgeführt. Die Neonazis hatten gegen Auflagen der Polizei verstoßen. Der Aufmarsch der NPD am 1. Mai in Neumünster wurde für die Rechtsextremen zum Fiasko.
Anders als vorgesehen waren die Neonazis nicht am Hauptbahnhof ausgestiegen, sondern eine Station vorher - sie hatten versucht, über eine nicht angemeldete Route zum Treffpunkt zu gelangen und entrollten Transparente, was von den Behörden vorab nicht genehmigt wurde. Die Polizei erteilte Platzverweise. Weil die NPD-Anhänger der Anweisung nicht nachkamen, wurden sie von der Polizei in Gewahrsam genommen. Zu einer Kundgebung der NPD im Vorfeld der Wahl in Schleswig-Holstein kam es nicht.
Gegen den NPD-Aufmarsch demonstrierten in Neumünster 2000 Menschen friedlich - ein großes Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden, antifaschistischen Gruppen und Parteien. Ob SPD, CDU und Grüne oder FDP, Linke, Piraten und SSW - alle waren kurz vor der Landtagswahl mit führenden Vertretern dabei.
Außer kleineren Rangeleien zwischen Angehörigen der linken und rechten Szene meldete die Polizei bis in den Nachmittag hinein keine größeren Auseinandersetzungen. "Wir hatten keine ernsthaften Zwischenfälle und keine Verletzten", sagte Polizeisprecher Rainer Wetzel. Zwei Streifenwagen der Polizei seien beschädigt worden.
Der Polizeieinsatz beherrschte stundenlang das Straßenbild um den Hauptbahnhof in Neumünster. Immer wieder fuhren Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht durch die Straßen.
Auch in mehreren anderen deutschen Städten wie in Bonn, im mecklenburgischen Neubrandenburg oder im bayrischen Hof protestierten Tausende gegen Aufmärsche von Rechtsextremen. Auch dort kam es bis zum Nachmittag zu keinen Ausschreitungen.