Der Verteidigungsminister Thomas de Maizière setzte am Donnerstag klare Akzente für die Zukunft der Marine – und stärkte ihr insgesamt den Rücken.
Warnemünde. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat am Donnerstag für die Marine in Schleswig-Holstein erfreuliche, aber auch harte Entscheidungen angedeutet. So scheinen die Chancen für die „Gorch Fock“, auch in Zukunft als Marine-Schulschiff über die Weltmeere zu segeln, wieder zu steigen. Zugleich bestätigte er bei seinem Marine-Antrittsbesuch auf der Fregatte „Brandenburg“ auf der Ostsee vor Rostock, dass es Überlegungen gebe, das Flottenkommando von Glücksburg in Schleswig-Holstein nach Rostock zu verlegen. In Glücksburg sind etwa 900 Mitarbeiter beim Flottenkommando beschäftigt.
Auch bei der Marine soll es einen Personalabbau geben. De Maizières Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte von einer Reduzierung von gut 15 000 auf gut 13 000 Mann gesprochen. „Die Größenordnung bleibt“, sagte de Maizière dazu. „All diese Entscheidungen, auch über die zivilen Standorte, werden jedoch erst im Herbst fallen“, sagte der Minister. In Glücksburg sind zurzeit etwa 900 Mitarbeiter beim Flottenkommando beschäftigt.
Zur „Gorch Fock“ sagte der Minister, dass er in dieser Frage bereits eine grundsätzlich positive Tendenz zu erkennen gegeben habe. Zunächst wolle er aber die Berichte abwarten. „Dies betrifft zum einen die Vorgänge an Bord, aber auch zur Zukunft des Einsatzes eines Segel-Schulschiffs überhaupt.“
Zurzeit liegt der Dreimaster im Heimathafen Kiel. Nach dem Tod einer Kadettin, die bei einer Übung aus der Takelage stürzte, waren Vorwürfe von Schikanen bis zu sexuellen Belästigungen weiblicher Kadetten laut geworden.
Eine Kommission beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Segelschulschiff für die Offiziersausbildung in heutiger Zeit noch sinnvoll ist. „Ich bin jedenfalls dafür, dass man solche schönen Traditionen nicht leichtfertig über Bord wirft“, hatte de Maizière Anfang Mai beim Landesparteitag der schleswig-holsteinischen CDU in Norderstedt gesagt.
De Maizière stärkte der Marine bei seinem Antrittsbesuch den Rücken. Zur Sicherung des Welthandels sei die Marine unverzichtbar. „Die Bedeutung der Marine wird eher zu- denn abnehmen“, sagte der Minister vor dem Hintergrund seiner am Vortag vorgestellten Eckpunkte zur Verkleinerung der Bundeswehr. Die Entscheidung über Standorte und die Reduzierung des Personals in den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine sollen erst im Herbst fallen.
Nach Einschätzung des schleswig-holsteinischen Bundestagsabgeordneten Ingo Gädechens (CDU) dürfte Glücksburg im Fall der voraussichtlichen Verlegung des Flottenkommandos nach Rostock ein wichtiger Marinestandort bleiben. Allein die so genannte Führungs-Unterstützungskomponente umfasse etwa 370 Arbeitsplätze. Dramatisch werde dagegen der Abbau bei Kreiswehrersatzämtern. Auch das Wehrbereichskommando I Küste mit Sitz in Kiel dürfte keine Zukunft haben, meinte Gädechens, der Mitglied des Verteidigungsausschusses im Bundestag ist. Im Wehrbereichskommando in Kiel sind etwa 250 Mitarbeiter beschäftigt.
Der FDP-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Jürgen Koppelin forderte am Donnerstag vor allem eine realistische Finanzierung der Bundeswehr. Es könne nicht sein, dass Auslandseinsätze wie bisher einfach zu Lasten des Verteidigungsetats gingen; allein Afghanistan koste die Bundeswehr im Jahr 1,2 Milliarden Euro. Für die absehbaren Kosten, die durch die Verkleinerung der Bundeswehr etwa durch Abfindungen oder Pensionen entstünden, müsse ein Sonderetat geschaffen werden. Die Vorgabe, die Bundeswehr müsse in den nächsten Jahren rund acht Milliarden Euro sparen, sei sonst nicht erfüllbar, sagte der Haushaltsexperte.
De Maizière war mit einem Hubschrauber der Marine an Bord der „Brandenburg“ gelandet. Auf der Ostsee bekam er eine Demonstration militärischer Einsätze präsentiert. De Maizière zeigte sich besonders beeindruckt von der Simulation der Abwehr eines Piraten-Angriffs auf ein Handelsschiff. „Dies alles zeigt, dass die Marine wesentlich mehr ist, als bloß eine Anzahl von Schiffen, und dass die Aufgaben nur im Verbund mit der Luftwaffe und dem Heer zu lösen sind“, sagte de Maizière. Auch jede militärische Operation an Land sei nur mit Unterstützung der Marine möglich. (dpa)