Immer mehr junge Leute machen Abitur. Aber auch die Quote an Schulabgängern ohne Berufsreife nimmt zu. Das zeigt ein Bildungsbericht.

Schwerin. Zu viele Schüler in Mecklenburg-Vorpommern lesen schlecht. Das stellt das Schweriner Bildungsministerium in seinem ersten Bildungsbericht fest, der am Donnerstag im Internet veröffentlicht wurde. Danach erreichten rund 40 Prozent der Drittklässler beim Lesekompetenztest 2010 lediglich ein Niveau, von dem aus sie nur bei intensiver Förderung bis zum Ende der 4. Klasse den Regelstandard erreichen können. Dieser besagt, sie können verstreute Informationen in einem Text verknüpfen und ihn ansatzweise als Ganzes erfassen. Lesen ist die zentrale Grundlage für einen erfolgreichen Bildungs- und Berufsweg.

Die Autoren des Berichts sehen beim Lesenlernen auch die Eltern in der Pflicht. Die Schule könne die Defizite nicht allein ausgleichen. Werde in der Grundschule nicht richtig lesen gelernt, könne schon zu diesem Zeitpunkt der erfolgreiche Abschluss der zehnten Klasse in Frage gestellt sein, mahnen die Experten.

Der Anteil der Schüler an weiterführenden Schulen, die schlecht mit Texten umgehen können, sei zu hoch. Ein Viertel aller Achtklässler in den Regionalschulen gehöre zur Lese-Risikogruppe. An den Gesamtschulen sei die Situation etwas, an den Gymnasien deutlich besser. Beim PISA-Test 2009 erreichten die Neuntklässler Mecklenburg-Vorpommerns (alle Schularten) in der Lesekompetenz im Ländervergleich Rang sieben und landeten damit im deutschen Mittelfeld.

Die Schüler und Eltern zieht es verstärkt zum Gymnasium, wie aus dem Bericht hervorgeht. Im Schuljahr 2009/10 waren 38,7 Prozent aller Achtklässler im Land Gymnasiasten. Damit liege Mecklenburg-Vorpommern inzwischen über dem Bundesdurchschnitt. Im vergangenen Jahr gingen 38,1 Prozent aller Schulabgänger mit der Hochschulreife (Abitur) oder der Fachhochschulreife ins Leben.

Zugleich ist zwischen 2005 und 2010 aber auch der Anteil jener Schüler von 10,8 auf 13,7 Prozent gestiegen, die ohne Berufsreife (Hauptschulabschluss) die Schule verlassen haben. Diese Schüler haben entweder gar keinen Abschluss (2010: 4,7 Prozent) oder einen Förderschulabschluss (2010: 9 Prozent). Um dies zu ändern, werden seit dem laufenden Schuljahr keine Erstklässler mehr in Lern-Förderschulen eingeschult. Sie sollen künftig in die herkömmlichen Schulen integriert werden.

Der Unterricht an den Schulen insgesamt ist dem Bericht zufolge verbesserungswürdig. Moderne Formen seien längst nicht überall gang und gäbe, heißt es. So gebe es zwar gute Ansätze zur individuellen Förderung der Mädchen und Jungen. „Doch der Unterricht ist oft noch auf Gleichschritt angelegt.“ Auch müssten die Lehrer ihren Schülern mehr Selbstständigkeit zugestehen und sie mehr zum Sprechen, Problemlösen oder Forschen auffordern. Die Unterschiede zwischen einzelnen Schulen seien erheblich.