Berlin (dpa/tmn). Das Eigenheim im Sinne des GEG fit zu machen und die Schritte dahin sind nicht leicht. Gut, dass es Energieberatung gibt. Doch nicht alle sind gleich gut. Tipps, damit Sie die richtige finden.
Wer Fördermittel für sein Sanierungsvorhaben haben möchte, für den ist sie quasi unumgänglich. Auch Hausbesitzerinnen und Besitzer, die vor allem die Frage nach der besten und günstigsten Heizlösung für ihr Eigenheim umtreibt, können sie gut gebrauchen: die Energieberatung durch Experten.
Doch wo findet man Energieberaterinnen und -Berater? Und worauf muss man bei der Auswahl und Beauftragung achten? Und was machen sie genau? Energieberater unterstützen etwa beim energetischen Sanieren, beim Thema Dämmung, Erneuerung von Fenstern und Türen, auch in Bezug auf Fördermittel für Altbausanierungen und Neubauten.
Wer muss, wer sollte sich beraten lassen?
„Laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist eine Energieberatung in zwei Fällen vorgeschrieben. Zum einen beim Kauf eines Ein- oder Zweifamilienhauses, sobald der Energieausweis ausgehändigt wurde, und zum anderen bei Sanierungsmaßnahmen, die so umfangreich sind, dass Berechnungen zur Energiebilanzierung nötig sind“, erklärt Dennis Stieler von der Stiftung Warentest. Die Pflicht gibt es nur für Beratungen, die man auch kostenlos in Anspruch nehmen kann.
Wo findet man Energieberater?
Auf der Energieffizienz-Expertenliste (EEE) findet man alle Anbieter, die für die Förderprogramme des Bundes antragsberechtigt sind. Mehr als 13.000 Experten und Expertinnen sind hier verzeichnet. Sie müssen sich zertifizieren lassen und regelmäßig bestimmte Studienabschlüsse, Weiterbildungen und eine Berufshaftpflichtversicherungen nachweisen, erklärt Sandra Duy, Fachautorin bei Finanztest.
Wichtig: Staatliche Fördermittel der KfW oder des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) dürfen in der Regel nur beantragt werden, wenn so zertifizierte Energie-Effizienz-Experten in die Sanierungsplanung eingebunden werden. „Bei einem reinen Heizungstausch ist das nicht verpflichtend, aber in unseren Augen trotzdem ratsam“, so Duy.
Weitere Optionen sind die Energieberatung für Wohngebäude des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, und die Energieberatung der Verbraucherzentralen.
Wie finde ich einen seriösen Energieberater?
„Die Bezeichnung "Energieberater/Energieberatung" ist nicht geschützt - es kann sich also jeder als Energieberater bezeichnen“, erklärt Duy. Sie empfiehlt daher, sich an die EEE-Liste zu halten. In den Energieberatungen der Verbraucherzentralen gibt es rund 900 Beraterinnen und Berater. Qualität und Wirksamkeit der Beratung werden regelmäßig von unabhängigen Instituten überprüft.
Die Beratung kann am Telefon, online oder auch zu Hause stattfinden. Für einkommensschwache Haushalte wird sie kostenlos angeboten - gilt aber auch so als sehr günstig. „Allerdings qualifiziert man sich nicht für staatliche Fördermittel“, so Duy. “Regionale Förderprogramme sind aber in der Regel trotzdem möglich.“
Die Vergabe eines Termins für eine Beratung in der Beratungsstelle funktioniert über die bundesweite Gratis-Hotline 0800-909 802 400, über die auch die kostenlose telefonische Beratung erfolgen kann. Eine kostenlose Online-Kurzberatung erfolgt per E-Mail, erklärt Heike Bose von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Für die Beratung beim Verbraucher zu Hause wird zunächst ebenfalls die kostenlose Hotline kontaktiert. Im nächsten Schritt meldet sich innerhalb von zwei Wochen ein Energieberater zur Terminvereinbarung zurück.
Bis zur Durchführung eines Energie-Checks kann es je nach Region zu Wartezeiten von mehreren Wochen kommen. „Das sollte bei der Planung von Maßnahmen zur energetischen Sanierung oder der Beantragung von Fördermitteln berücksichtigt werden.“
Worauf muss ich achten?
Bei anderen Energieberatungen sollte man immer auf folgende Punkte achten, rät Duy:
- Welche Qualifikation haben die Berater? Der richtige Ausbildungshintergrund kann ein Indiz sein, bspw. ein Studium in Architektur, Bauingenieurwesen oder Physik oder eine Ausbildung in einem entsprechenden Handwerk, bspw. Bau oder Anlagentechnik.
- Gibt es entsprechende Weiterbildung zur Energieberatung, die über Zertifikate nachgewiesen werden können?
- Können entsprechende Referenzen von anderen Beratungsprojekten vorgelegt werden?
- Gibt es eine Berufshaftpflichtversicherung, damit eventuell kostspielige Fehler gedeckt sind?
- Erfolgt die Beratung unabhängig? Werden nicht nur bestimmte Produkte oder Unternehmen empfohlen?
Wie schnell komme ich an Termine?
Es gibt eine anhaltend hohe Nachfrage nach Energieberatung, bestätigen alle Fachleute. „Auf einen Beratungstermin beim Energieeffizienz-Experten wartet man meist mehrere Wochen, manchmal sogar ein halbes Jahr“, so Dennis Stieler. „Deshalb ist es in jedem Fall sinnvoll, rechtzeitig vor der geplanten Sanierung nach einem Berater zu suchen.“
Sandra Duys Tipp: “Bei den EE-Experten auch prüfen, ob es verfügbare Termin bei Experten in der nächsten größeren Stadt gibt, wenn im eigenen Umkreis keine Kapazitäten mehr sind. Häufig klappt es dann so.“
Besteht die Gefahr unseriöser Angebote?
„Unseriöse Angebote können auch bei Energieberatungen nicht ausgeschlossen werden. Zulassungen und Anerkennungen spielen deshalb eine wichtige Rolle“, so Heike Bose. Denn, ganz wichtig: Ob sie die empfohlenen Maßnahmen auch umsetzen, entscheiden die Eigentümer und Eigentümerinnen am Schluss selbst und tragen somit die Verantwortung.
„Die Hauseigentümer und -eigentümerinnen können in der Regel nicht einschätzen, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen zielführend sind“, so Sandra Duy. Wenn sie auf der Grundlage schlechter Beratung unnötige oder gar falsche Maßnahmen umsetzen, kann es teuer werden: „Aus diesem Grund lieber nicht von Billig-Angeboten zur Beratung locken lassen. Im Idealfall sollten die Berater bzw. Experten immer zu einem nach Hause kommen, um das Haus selbst zu sehen und anhand des Vor-Ort-Termins die Maßnahmen planen zu können.“
Dennis Stieler rät: „Hilfreich ist es außerdem, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören, wer dort schon gute Erfahrungen mit einer Energieberatung gemacht hat.“ Er ergänzt: „Häufig bieten zum Beispiel auch Handwerker wie Dachdecker und Heizungsbauer eine Energieberatung an. Da sollte man sich fragen, wie neutral deren Tipps sein können.“
Bedeutet: Ratsuchende sollten den passenden Berater für ihr Projekt gut auswählen und gegebenenfalls auch eine Wartezeit in Kauf nehmen, damit das Vorhaben effektiv und effizient umgesetzt werden kann.
Übrigens: „Im Rahmen der Marktbeobachtung werden von den Verbraucherzentralen und dem Verbraucherzentralen Bundesverband Fälle unter anderem im Bereich Energie erfasst und analysiert, die Verbraucher melden“, sagt Heike Bose von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Wer selbst Beschwerden oder Hinweise melden möchte, kann dies online tun.