Sankt Augustin (dpa/tmn). Vom Dach in die Tonne und dann in den Garten - das ist der Klassiker. Doch mit Regenwasser lässt sich auch im ganzen Haus viel Wasser sparen. Wie es geht und was es zu beachten gilt.
Regenwasser ist viel zu schade, um es einfach so versickern, verdunsten oder in die Kanalisation abfließen zu lassen. Wirtschaftlich und ökologisch vernünftiger ist es, das Regenwasser direkt dort zu nutzen, wo es vom Himmel fällt. In Haus und Garten. Um es nutzen zu können, muss man es zunächst sammeln.
„Es geht darum, das Wasser auf dem Grundstück zu halten“, erklärt Andreas Braun vom Zentralverband Heizung Klima Sanitär in Sankt Augustin. Das kann ganz einfach mit Regentonnen oder aufwendiger etwa mit einer Zisterne geschehen, je nachdem, welche Mengen anfallen und genutzt werden sollen.
Dabei sollte man sich vorher überlegen: Was will ich mit dem Regenwasser machen? Während es manchem genügt, die Pflanzen im Garten damit zu bewässern, möchten andere Kosten für Trinkwasser sparen, etwa durch eine Regenwasseraufbereitungsanlage im Haus. Rund 50 Prozent des Wasserverbrauches können in Haushalten durch Regenwasser ersetzt werden, informiert die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung in Darmstadt.
Wann und unter welchen Umständen die Nutzung von Regenwasser wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist, sei im Einzelfall zu prüfen, so das Umweltbundesamt. Möglich: „Wenn ich viel Regenwasser auf meinem Grundstück behalte und verwende, kann ich mir vielleicht den teuren Kanalanschluss für Regenwasser sparen“, so Andreas Braun.
Grün auf dem Dach
Eine besondere Form der Regenwassernutzung ist ein Gründach oder sogenanntes Retentionsdach. Dabei wird das Dach mit einer Schicht aus Erde und Pflanzen bedeckt, die das Regenwasser speichert und filtert und so auf dem Grundstück hält. Das verbessert das Klima, fördert den Artenschutz - und kann helfen, Wasser zu sparen:
Wo übers Jahr größere Regenmengen anfallen, kann sich eine Regenwassernutzungsanlage lohnen. Hier wird eine Zisterne unterirdisch im Garten eingebracht, in der das überschüssige Wasser von der Dachfläche gesammelt und dann für die Gartenbewässerung oder den Haushalt verwendet werden kann. „Wie groß deren Volumen ausfallen sollte, hängt wesentlich von der Menge an Regenwasser ab, die von den Dachflächen anfällt“, sagt Andreas Braun.
Zisterne unterirdisch
Die wichtigsten Daten für die Berechnung sind: Größe der zu bewässernden Fläche, örtliche Niederschlagsmenge, Größe der Dachfläche, Anzahl der im Haus lebenden Personen und Dauer der Bewässerung oder die geplante Nutzung des Wassers im Haus. Er empfiehlt, die Zisterne lieber etwas größer als zu klein zu planen. Grundsätzlich sollte sie so bemessen sein, dass sie nicht ständig überläuft, aber auch nicht häufig leer ist. „Am besten funktioniert es, wenn ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zufluss und Entnahme gewährleistet ist“, so Braun.
Für die Pflanzen-Bewässerung
Wer vor Regenwasser vor allem auf dem Grundstück, etwa im Garten, nutzen möchte, kann Regen aus der Dachrinne in einer Tonne am Haus sammeln. Eine Abdeckung verhindert, dass viel Schmutz ins Wasser gerät. Das weiche Regenwasser ist ideal für Pflanzen geeignet. Viele Sorten vertragen Regenwasser besser als hartes Trinkwasser, beispielsweise Rhododendren oder Geranien.
Die Verwendung des Regenwassers für die Gartenbewässerung ist hygienisch unbedenklich, informiert das Umweltbundesamt. Allerdings sei darauf zu achten, dass es nicht von belasteten Dachflächen abläuft: „Von Dächern aus Kupfer und Zink können lösliche und unlösliche Metallverbindungen abschwemmen, die schädigend für die Umwelt sind. Bitumenabdichtungen von Dächern mit Teerpappe können Biozide freisetzen.“
Für Teich und Pool
Relativ viel Wasser wird zum Beispiel benötigt, um einen Gartenteich zu füllen. Zwar hält das Wasser dort über Jahre, aber es muss immer mal wieder nachgefüllt werden, weil viel verdunstet. „Regenwasser ist das Beste für den Gartenteich, besser als Brunnenwasser, das Schadstoffe enthalten kann“, sagt Jörg Korfhage, Gärtner und Trainer bei der DIY Academy in Köln.
Sogar für den Swimmingpool kann man Regenwasser verwenden. „Allerdings darf man es nicht eins zu eins aus der Zisterne in den Pool laufen lassen“, so Ute Wanschura, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness in Köln. „Es muss vorher aufwendig aufbereitet werden.“ Wie genau, sollte man mit seinem Poolbauer besprechen.
Für den Haushalt
Im Haus selbst ist es auch möglich, Regenwasser zu nutzen. Das Wasser wird über das Filtersystem der Regenwassernutzungsanlage so gereinigt, dass es für Toilettenspülung, die Waschmaschine oder für Reinigungsarbeiten verwendet werden kann. Wichtig zu wissen: Wer Regenwasser im Haus nutzen will, braucht eine separate Regenwasserleitung.
Um zu verhindern, dass sich das Trinkwasser im Haus mit Regenwasser vermischt, ist ein zweites Leitungssystem notwendig. Diese Leitungen und auch die entsprechenden Entnahmestellen müssen farblich so gekennzeichnet sein, dass offensichtlich ist, dass sie kein Trinkwasser führen. „Wasser, das mit dem menschlichen Körper in Berührung kommt, muss dem hohen Standard der Trinkwasserverordnung entsprechen“, so Andreas Braun. Regenwasser darf also nicht zum Duschen, Baden oder Kochen verwendet werden.