Hamburg. In Hamm-Nord haben sich der Tattoo-Künstler Tobias Tietchen und seine Freundin ihre 80-Quadratmeter-Wohnung stilsicher eingerichtet.

Hoch oben über den Dächern von Hamm-Nord, in einer lichtdurchfluteten Drei-Zimmer-Wohnung mit einer Wohnfläche von 80 Quadratmetern, wohnen Tobias Tietchen (29), seine Freundin Sarah-Ann Law (31), die französische Bulldogge Momo und der kleine Chihuahua Peaches.

Schön, klar und aufgeräumt ist es – der zur Verfügung stehende Platz wird perfekt genutzt. „Beim Einrichten achten wir darauf, dass Materialien und Details sich gegenseitig ergänzen oder einen möglichst spannenden Kontrast ergeben, ähnlich wie bei einer Tätowierung“, sagt Tobias Tietchen.

Das Atelier ist ähnlich stilsicher eingerichtet

Er muss es wissen: Der Hamburger Kommunikationsdesigner ist ein sehr gefragter Tattoo-Künstler. Kunden schätzen seinen Neo-Traditional-Style: Traditionelle Motive werden dabei neu interpretiert.

Das eigene, ebenfalls sehr stilsicher eingerichtete Atelier Tietchen, wo Tobias’ Freundin ihn bei der Organisation unterstützt, befindet sich nur ein paar Minuten von der gemeinsamen Wohnung entfernt.

Vieles auf Floh- und Antikmärkten erstanden

„Total praktisch, wenn man im Alltag kurze Wege hat. Hier in der Nähe gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten und eine gute Anbindung an Bus und Bahn, sodass wir innerhalb kürzester Zeit auch zu den angesagten Quartieren in unserer Stadt kommen“, sagt Sarah-Ann, die wie Tobias nahezu am ganzen Körper kunstvolle Tattoos trägt.

Der private Wohnstil der beiden ist durch einen Mix aus Neuem und Altem, aus Industrie- und skandinavischem Design gekennzeichnet. Vieles in ihrer Mietwohnung haben die beiden auf Floh- und Antikmärkten in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden erstanden.

Möbelladen weckte das Interesse an Design

Fündig werden sie immer wieder auch im Internet. Vor allem aber sind Tobias und Sarah-Ann Stammkunden bei LYS, einem Möbelfachgeschäft mit Fokus auf nordischem Produktdesign in Eimsbüttel. „Durch diesen Laden habe ich erst begonnen, mich mit Inte­rior Design und Designgeschichte auseinanderzusetzen“, erzählt Tobias.

Am skandinavischen Design gefällt ihm vor allem, dass es solide gefertigt, funktional, zeitlos und geradlinig ist. Dafür greift das Paar dann auch mal gern etwas tiefer in die Tasche. Fast jeden Monat legt es sich etwas Neues zu.

Manches wandert auf den Dachboden

Was nicht mehr benötigt wird, landet auf dem Dachboden oder es wird veräußert. Man müsse auch mal loslassen können, und weniger sei mehr, so die feste Überzeugung von Sarah-Ann.

Das Homeoffice, in dem es zwei winzig kleine Schreibtische aus Holz gibt, wird gleichzeitig als Gästezimmer genutzt: Besucher nächtigen auf einem praktischen Schlafsofa. Davor sind zwei kleine Tische vom dänischen Label Ferm Living platziert. Deren Basis bildet ein Aufbewahrungskorb aus pulverbeschichtetem Eisen.

Im Büro sind Designklassiker zu sehen

Hier steht auch das erste Stück, das Tobias gleich zu Beginn seines Studiums erworben hat: ein etwa 200 Kilo schwerer Dokumentenschrank, der ehemals in einer Druckerei wertvolle Dienste geleistet hat.

Grazil dagegen das Regalsystem String, 1949 entworfen vom schwedischen Architekten Nils Strinning. Es hat Designgeschichte geschrieben – ebenso wie die beiden schwarzen Industrieleuchten, entworfen von Designer Christian Dell. Sie sind aus den 1930er-Jahren und echte Bauhaus-Originale. Tobias hat sie über Ebay erworben. „Ein echter Glücksgriff.“

Italien trifft auf Skandinavien im Wohnzimmer

Wer das Wohnzimmer betritt, blickt zunächst auf ein großes Schwarz-Weiß-Foto des britischen Sängers Morrissey. Zusammen mit dem apricotfarbenen Sofa von Bolia und der schwenkbaren Wandleuchte von Flos ein gelungenes Ensemble – auch wenn die Leuchte im Gegensatz zu den meisten anderen Stücken in der Wohnung italienischer Herkunft ist.

Ein dänischer Lehnstuhl von Hay mit schwungvollen Rundungen, ein schwarzer Glastisch und zwei Regale komplettieren die Einrichtung in diesem Raum: Auf dem einen befinden sich Vinyl-Schallplatten und ein Plattenspieler, auf dem anderen Designbücher, Flaschen und eine überschaubare Auswahl an Wohnaccessoires. Alles sorgsam zusammengestellt.

Auch Bodenvasen können stylish und zeitlos sein

In Einrichtungsfragen entscheidet das Paar übrigens immer gemeinsam. „Meistens sind wir uns aber einig. Hitzige Diskussionen, wie sie viele andere Paare ständig erleben, haben wir zum Glück nicht“, erzählt Sarah-Ann, die großen Wert auf stets frische Blumen legt und diese gern kunstvoll in Szene setzt.

Tobias gefällt das: Er gehört zu der seltenen Spezies Mann, die sogar Spaß daran hat, Blumenvasen zu kaufen – solange sie stylish und zeitlos sind. In eine größere Wohnung umzuziehen, können sich die beiden derzeit nicht vorstellen. „Wir fühlen uns hier rundum wohl“, sagen sie. Und sind dann wieder ganz einer Meinung.