Hamburg. Ilka Kühl weiß genau, wie man günstig an wertvolle Kunstwerke kommt. Davon profitieren die Kunden der Hamburger Interieur-Beraterin.

„Ohne gute Kunst entsteht kein gutes Interieur“ – für Ilka Kühl ein Credo, das sie ganz selbstverständlich in ihren eigenen vier Wänden lebt und in ihrem beruflichen Alltag umsetzt. In ihrem Haus im Hamburger Westen, das sie mit ihrem Ehemann und den vier Söhnen bewohnt, lebt die Interieur-Beraterin mit Kunstwerken, vornehmlich großformatigen Ölbildern und Fotografien, die selbstbewusst nebeneinanderhängen. Dabei ist das Haus aus den 30er-Jahren eine perfekte Kulisse für moderne Kunst, die Ilka Kühl mit einem Mix aus Antiquitäten, Möbelklassikern und zeitgenössischen Möbeln lässig umgibt.

„Jedes Bild und Möbelstück hat eine eigene Geschichte“, erzählt die promovierte Kunsthistorikerin. Der Biedermeiersekretär sei beispielsweise ein Erbstück aus der Familie, die chinesischen Vasen habe ihr Ehemann während seiner Tätigkeit in Shanghai gesammelt, und den Wohnzimmertisch vor dem Kamin habe sie bei einem Händler gefunden.

Geschäftsräume am Brooktorkai in der Speicherstadt

„Vorher handelte es sich um einen ausziehbaren Esstisch, dem ich aber kurzerhand die Füße absägen ließ.“ Ilka Kühl hat ein Faible für Möbel- und Kunstauktionen. Dort sucht die Kunstliebhaberin nach ausgefallenen Möbelstücken und Bildern, die sie für ihr Haus oder ihre Kunden ersteigert. „Ich stöbere stundenlang in Auktionskatalogen oder suche online nach interessanten Objekten. Eine zeitintensive Beschäftigung, die oft aber mit wunderbaren Funden belohnt wird“, schwärmt die Hausherrin.

Ein Glücksfall für ihre Kunden: Sie schätzen die Suche nach außergewöhnlichen Möbeln und Kunst. Manche Stücke, die Ilka Kühl für ihre Kunden entdeckt, haben es allerdings schwer, in ihre Geschäftsräume am Brooktorkai in der Hamburger Speicherstadt zu gelangen. So manches Mal begeistern sich nämlich auch ihre Söhne für besondere Vintagemodelle oder Möbelklassiker, die dann für einige Zeit in den eigenen vier Wänden bleiben dürfen.

Auf Entdeckungsreise in einem alten Teppichlager

Was sie vor solchen „Zugriffen“ retten kann, stellt sie in einem alten Teppichlager am besagten Brooktorkai aus – unter dem Namen LGK Interiors. Die Firma hat sie vor neun Jahren gemeinsam mit Bettina Lange und Marion Geller gegründet. Das Trio hat sich bewusst dafür entschieden, die Räumlichkeiten in der Speicherstadt unrenoviert zu belassen, um dort Möbel, Stoffe und Tapeten zu präsentieren.

Auffallend ist der Wunsch, dort einen spannenden Mix aus hochwertigen Materialien, Möbeln verschiedener Epochen und ausgewählte Kunst zu zeigen. Hierbei unterstützt Tilman Kriesel die drei Frauen. Der Kunstberater kuratiert regelmäßig in den Räumen von LGK Ausstellungen – häufig mit jungen Hamburger Künstlern. „Die Synergieeffekte sind großartig. Kriesel betreut Sammlungen und arbeitet mit Händlern und Auktionshäusern zusammen, so dass wir stetig auf seine Expertise zurückgreifen können“, schwärmt Ilka Kühl.

VHS-Kassetten und Fernbedienungen als Rauminstallation

Anfang Dezember ist beispielsweise Kunst des Niederländers Joep van Liefland zu sehen. Es sind Werke, die sich mit den Relikten vergangener Medientechnologie beschäftigen, wie VHS-Kassetten, veraltete Speichermedien, sperrige Audioplayer und Fernbedienungen. Sie werden von ihm zu Rauminstallationen arrangiert.

Die Kunsthistorikerin weiß, dass bei dem Wort Kunstsammlung viele an teure Gemälde oder Kunstobjekte denken. „Gerade das muss aber nicht sein. Wir können durch unsere Marktkenntnis gute Kunst zu erschwinglichen Preisen vermitteln.“ Manchmal koste ein hochwertiges Poster mit Rahmen ebenso viel wie ein Bild, das LGK Kunden zum Kauf empfehle. „Dabei handelt es sich immer um ein Unikat, und wir laden den Kunden ein, über uns die Entwicklung des Künstlers zu verfolgen“, erläutert Ilka Kühl.

Hauptaugenmerk: individuelle Wohnkonzepte

Die Szene selbst behalte sie und ihr Mann durch Mitgliedschaften bei unterschiedlichen Vereinigungen wie beispielsweise „Neue Kunst in Hamburg“ im Blick. „Dadurch erhalten wir immer wieder neue Impulse und Blickweisen auf die Kunstszene“, sagt Ilka Kühl.

So sehr das Thema Gestaltung von Räumen mit Kunst den Frauen von LGK am Herzen liegt – das Hauptaugenmerk liegt auf der Umsetzung individueller Wohnkonzepte. Dafür werden internationale Messen besucht und dort nach Möbeln und Stoffen abseits des Mainstreams gesucht.

Kunden profitieren von ihrer Liebe zur Kunst

Ilka Kühl selbst ist froh, dass ihr Weg sie nach einem kurzen Abstecher in die Juristerei – sie folgte hier dem väterlichen Rat – zurück zur Kunstgeschichte geführt hat. „Ich habe schon in der Schule dieses Fach geliebt und mich gern mit meiner Mutter auf Streifzüge durch Antiquitäten- und Einrichtungsläden begeben“, erzählt sie.

Nach der Geburt der ersten beiden Söhne habe sie sich deshalb im Fach Kunstgeschichte an der Hamburger Universität eingeschrieben und dort ihr Studium mit ihrer Promotion beendet. Ihre Kunden profitieren nun von ihrem ungewöhnlichen Werdegang – und ihrer Liebe zur Kunst.