Hamburg. Mit sogenannten Unterflursystemen und Parklifts ersparen sich einige Grundstücksbesitzer in Hamburg die tägliche Stellplatzsuche.

Beeindruckend – doch wegen der hohen Anschaffungskosten sicherlich nur für wenige Hamburger eine Option, ihre Autos sicher vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen: Die Rede ist von sogenannten Unterflursystemen oder Parklifts. Sie ermöglichen es, Autos unter dem Boden verschwinden zu lassen. Dirk S. hat gleich zwei Autos, die er auf diese Weise im Vorgarten seines Grundstücks versteckt.

Irgendwann, so der Hamburger Kaufmann, hatten er und seine Frau genug davon, dass ihnen die Autos aufgebrochen worden sind. Ganz abgesehen von der nervigen und zeitraubenden Parkplatzsuche in der dicht besiedelten Wohnstraße nahe dem Isemarkt, auf die sich das Paar jedes Mal aufs Neue einstellen musste, sobald es einen der begehrten Stellplätze vor dem Haus aufgegeben hatten.

Ein paar Straßen weiter tauchen die Autos auch ab

Diese Zeiten sind nun vorbei – und jeder, der an dem Haus von Dirk S. zufällig vorbeikommt, wenn er gerade per Knopfdruck seine Autos aus dem Boden herausfährt, bleibt erst einmal wie angewurzelt stehen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Der 54-Jährige selbst ist zu diesem Zeitpunkt auch gegenwärtig, denn er muss den Vorgang vorn am Tor begleiten. Dort befindet sich die notwendige Technik in einem abschließbaren Edelstahlkasten. Eine bewusste Sicherheitsvorkehrung, denn seine Tiefgarage passt sich mit der begrünten Oberfläche nahtlos in die Umgebung ein, ist bodenbündig und komplett überfahrbar. „Ich muss also darauf achten, dass Ahnungslose während des Hoch- und Runterfahrens der Hebebühne nicht zu Schaden kommen“, erläutert der Autoliebhaber.

Würde er mehr Pkw auf diese Weise verschwinden lassen wollen, wäre das auch möglich, sagt Thomas Baumgärtel, Vertriebsleiter Deutschland der Herstellerfirma Klaus Multiparking Systeme. Unterflursysteme der Firma seien ausgelegt für bis zu sechs Autos. Seit den 1960er-Jahren ist die Firma aus dem baden-württembergischen Aitrach im Bereich der „mechanischen Parksysteme“ unterwegs. „Die bei Dirk S. zum Einsatz kommende Variante mit zwei Autos haben wir noch an anderer Stelle in Hamburg verbaut“, verrät Baumgärtel. Auch Dirk S. weiß davon. Es soll sich um einen Schlagzeuger einer bekannten Musikband handeln – ganz in der Nähe seines Hauses. Und dann wisse er noch von einem Dritten, anderswo in Hamburg: Der habe sich allerdings für den Mitbewerber entschieden, der sogenannte Parklifte anbietet.

Er selbst hat damals in einem Fachmagazin von den Unterflursystemen der Firma Klaus gelesen und dabei sofort gedacht: „Das ist die Lösung.“

Lange Bauzeit und viele Auflagen verteuerten alles

Die Nachfrage bei Thomas Baumgärtel zeigt: Für die von Dirk S. gewählte Variante U2 muss man mit 40.000 bis 45.000 Euro rechnen. Wer nur einen Stellplatz unter der Erde haben möchte, zahlt etwa 30.000 bis 35.000 Euro. „Das System nennt sich dann U1“, sagt der Vertriebsmann. So viel zur Theorie.

Denn bei Dirk S. hat sich die Investition durch die vielen Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen, die er zusätzlich erfüllen musste, nahezu verdoppelt, wie er erzählt. Schließlich bewohnen er und seine Familie eine denkmalgeschützte Immobilie in einer dicht besiedelten Straße. „Also hatte nicht nur die Baubehörde ein Wörtchen mitzureden, sondern auch der Denkmalschutz.“ Außerdem musste er Vorkehrungen treffen, damit es durch die Ausschachtung der Grube nicht zu Absenkungen der beiden angrenzenden Nachbarhäuser kommt. Auch Versorgungsleitungen und ein Emissionsschacht zwecks Entlüftung mussten gelegt werden. „Alles wurde abschließend von einem Experten der Dekra abgenommen“, so Dirk S.

Dann stand plötzlich noch die gärtnerische Gestaltung des Vorgartens im Raum. „Ich habe gut 20 Skizzen eingereicht, bis wir endlich das Okay für den Bau bekamen“, erinnert sich der Kaufmann. Das i-Tüpfelchen setzte anschließend das Hamburger Schietwetter: „Es fing an zu regnen, und der lehmige Boden erlaubte praktisch keinen Abfluss.“ Mit einem Mal habe er einen sechs Meter langen, drei Meter breiten und fünf Meter tiefen Swimmingpool im Garten gehabt. „Die Grube stand bis oben voll mit Wasser. Da musste erst mal eine Pumpe her“, erzählt Dirk S.

Interessante Optionen auch für Parkhäuser und Garagen

Alles in allem habe sich die Bauzeit dadurch auf etwa ein gutes Jahr belaufen. Bereut er die Investition? „Nein, auch wenn sie sich nicht rechnet“, sagt der Kaufmann mit einem Lächeln.

„Mobil zu sein, ist eines der höchsten Güter heutzutage“, weiß Baumgärtel von vielen Kundengesprächen. Gerade erst habe er ein Unterflursystem für bis zu sechs Autos in Münster verkauft. Er selbst, so verrät er, wohne auf dem Land, wo im Bedarfsfall „leicht 20 Autos“ auf seinem Grundstück Platz fänden. Die Not der Städter hat er also nicht. Dennoch weiß er: „Parkraum ist eigentlich Lebensraum.“ Entsprechend groß sei die Nachfrage, wo es eng sei. „In London haben wir gleich vier solcher Autoparksysteme verkauft!“

Übrigens verschwinden nicht alle Modelle, die das süddeutsche Unternehmen anbietet, im Erdreich. Neben oberirdischen Parksystemen gibt es auch längs verschiebbare Paletten, die nachträglich in bereits vorhandene Garagen oder Parkhäuser eingebaut werden können. Mittels eines Elektromotors werden die auf Schienen fahrenden Parkpaletten per Knopfdruck dann längs verschoben und geben so den gewünschten Parkplatz frei.

Auch muss nicht jede Maßnahme so verzwickt verlaufen wie bei Dirk S., merkt Baumgärtel an. „Eigentlich ist es ja ein Baukastensystem, das wir mit einem Lkw anfahren und bei dem die Module wie Legosteine zusammengesetzt werden.“ Wenn alles rundlaufe und die Baugenehmigung vorliege, wäre der Aufbau einer solchen Kons­truktion auch in gut sechs Monaten möglich. In Süddeutschland arbeite man bereits eng mit einem Garagenbauer zusammen.