Das Material schafft ein angenehmes Raumklima, bietet hohen Wärmeschutz und belastet nicht die Umwelt. Zudem ist es nur unwesentlich teurer als herkömmliches Material.

Das Traumhaus von Energieberater Lars Höft steht in Hamdorf bei Rendsburg. Eigentlich wird es erst dazu, denn der Altbau aus dem Jahr 1974 hatte einen leicht schimmligen Dachstuhl, belegt mit Asbest-Zement-Platten. Auch sonst sah man dem Neuerwerb die Jahre an. Dank neuem Dachstuhl und umfassender Sanierung kombiniert sich der Charme des Alten nun mit zeitgemäßer Wohnkultur.

„Wir haben den Dachstuhl komplett abgenommen. Es standen nur noch die Wände, und man konnte in den Himmel gucken“, erinnert sich Lars Höft an die ersten Arbeiten. Allein die Entsorgung der alten Glaswolle habe rund 7000 Euro Containerkosten verschlungen, da es sich bei dem Dach- und Dämmmaterial um Sondermüll handelte. Mit dem neuen Dachstuhl stellte sich daher die Frage der richtigen Dämmung. Für Höft kam eines nicht in Frage: Mineralwolle. „Die kann nur dämmen. Sie stinkt, sie kratzt. Als Energieberater sehe ich viele Altbauten. Vor zwei Jahren kam ich in einen Bau, der mit Jute-Matten gedämmt war“, erinnert sich Höft. „Ich war sofort begeistert.“ Neben der hohen Dämmwirkung und dem angenehmen Raumklima überzeugten zahlreiche ökologische Vorteile: „Was will ich mehr als geschredderte Kakao-Säcke? Wenn die mal entsorgt werden müssen, dann kann man sie aufs Feld legen und dem Bauern sagen: Pflüg unter!“ Die Herstellung sei energetisch wenig aufwendig. Es gebe kaum Abfall. Nur die Plastiktüten des Materials blieben nach der Dämmung zurück.

Bei der sogenannten Thermo-Jute muss man allerdings dicker dämmen als bei konventionellen Dämmstoffen: So entsprechen 24 Zentimeter Thermo-Jute rund 14 Zentimeter Aufsparrendämmung. Damit sind die Nachteile aber auch schon umfassend beschrieben. „Dank des unbedenklichen Materials kann man in die hinterste Ecke klettern und seine Jute voll einbringen“, sagt Höft. Das sei problemlos, selbst wenn man mit dem Kopf darin stecke, „weil es nicht staubt und kratzt.“ Schallschutz und sommerlicher Wärmeschutz seien optimal.

Die Jute ist ab Werk auf Maß geschnitten. So kann auch eine Sparrenbreite von 93 cm, wie sie im Dachstuhl von Familie Höft realisiert ist, optimal ausgefüllt werden. „Wir mussten also nicht mehr schneiden“, sagt der Bauherr. „Es sitzt alles haarscharf am Sparren.“ Die Mehrkosten für die innovative und ökologisch korrekte Dämmung gegenüber herkömmlichem Material liegen im Fall des Hauses von Energieberater Höft bei rund 1000 Euro bei einem Investitionsvolumen von 50.000 Euro für das komplette Dach.

Der konstruktive Aufwand, um die Jute einzubauen, ist ebenfalls nicht sonderlich größer als bei einer klassischen Zwischensparrendämmung mit Mineralwolle.

Außer dem Dach musste Höft auch die Wände energetisch sanieren. Der Energieberater hatte Glück: Dank sieben Zentimetern Luftschicht zwischen den zwei Mauerwerksschalen bot sich eine sogenannte Kerndämmung an. Dabei werden lose Dämmstoffe mithilfe einer Einblasmaschine, die draußen vor dem Gebäude stehen bleibt, über einen Schlauch in den Wandzwischenraum geblasen. Das Dämmmaterial erreicht so selbst kleinste Hohlräume, Ecken und Winkel. „Ich habe zur Prüfung bestimmt 15 Löcher gebohrt. Die Luftschicht sieht gut aus“, sagt Höft, „keine Mörtelreste oder Einbauten, die das Einblasen stören.“

Dass Kerndämmungen bei Altbauten eine günstige und gute Alternative zu Wärmedämmverbundsystemen sind, bestätigt auch Sanierungsfachmann Martin Karrasch aus Hamburg. Sein Unternehmen HTH ist bereits seit 1975 auf diesem Gebiet tätig. „Es gibt im Großraum Hamburg unzählige Gebäude, die eine Mauerwerksluftschicht haben und für kleines Geld ausblasbar sind“, sagt Karrasch. Insbesondere Immobilien aus den Jahren 1880 bis 1960 seien dafür prädestiniert, denn dort gebe es Luftschichten von vier bis 15 cm, abhängig von Stadtteil und Dekade.

Der Preis für ein Einfamilienhaus liege bei rund 2000 Euro. „Wir ändern dabei das äußere Erscheinungsbild nicht. Die Aktion ist fast unsichtbar, aber sehr wirkungsvoll. Es gibt keine große Baustelle. Häufig sind es nur sechs oder sieben Stunden, dann ist alles erledigt“, erklärt Karrasch. Bis zu 25 Prozent Heizenergie ließen sich so einsparen, und die Wände fühlten sich wärmer an. Nach sechs Jahren Amortisationszeit sei man in der Gewinnzone.

Gut ein Drittel des deutschen Wohngebäudebestandes verfügt über ein zweischaliges Mauerwerk und könnte so saniert werden. Die Bandbreite an Einblas- beziehungsweise Schüttdämmstoffen reicht von Zellulose (Holz, Papier) über Materialien wie Steinwolle oder Polystyrol bis hin zu den neuesten Produkten aus Glaswolle mit positiven Eigenschaften bezüglich Brandschutz und Schimmelresistenz.

Wo weder dieses Verfahren noch eine Wärmeisolierung an der Fassade möglich ist (Stichwort: Denkmalschutz), kann auch eine Innendämmung eine Alternative sein.

Lars Höft jedenfalls sitzt im neuen Dachstuhl zwischen Stapeln aus weichen, gut riechenden Jutematten und ist froh über seine Entscheidung: „Ich hätte nie gedacht, das eine energetische Sanierung und vor allem das Dämmen so einen Spaß machen kann.“

Außer dem EnergieBauZentrum Hamburg als unabhängiges Informations- und Beratungszentrum der Hansestadt zum Thema Neubau und energetische Sanierung ist auch die Hamburgische Investitions- und Förder-bank IFB Hamburg ein möglicher Ansprechpartner.

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