Falsches Lüften im Sommer kann ein Grund für Schimmelbildung sein. Möglicherweise sind aber auch Wände undicht. Eigentümer sollten im Sommer diesen Teil des Hauses jedenfalls regelmäßig überprüfen und bei Auffälligkeiten nicht die Augen verschließen.

In vielen Kellern ist es klamm, die Luft riecht leicht modrig, Bücher oder Kleidung können hier nicht gelagert werden. Schuld an der Feuchtigkeit sind oft Schäden an der Bausubstanz wie schlechte Abdichtungen, deshalb sollten Hausbesitzer besser nicht warten, bis Schimmel entsteht. Schon bei den ersten Anzeichen ist es wichtig, dem Problem auf den Grund zu gehen.

„Es ist wie beim Arztbesuch“, sagt Ulrich Zink, Vorstandsvorsitzender des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung in Berlin. „Nicht immer liegt die Ursache dort, wo es wehtut.“ Deshalb sei wie beim Mediziner die Diagnose der erste Schritt, dann folge die Therapie. Einfach auf Selbstheilung zu hoffen, sei keine Alternative: „Viele denken, dass man dem Feuchtigkeitsproblem mit guter Entlüftung beikommen kann. Doch damit ist die Ursache weder erkannt noch beseitigt“, sagt Zink.

Feuchtigkeit im Keller hat grundsätzlich zwei Ursachen, wie Alexander Lyssoudis, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau, betont. „Sie kann darauf hinweisen, dass das Bauwerk irgendwo undicht ist. Das ist meist die ungünstige, teure Variante.“ Denn dann müsse das Bauwerk mit teilweise erheblichem Aufwand abgedichtet werden. Nicht ganz so dramatisch sei es, wenn die Feuchtigkeit durch warme Luft verursacht wird, die an den kühlen Kellerwänden kondensiert. Dann genüge es, die Luft so zu behandeln, dass sie Feuchte verliert.

„Ein Fachmann kann meist schon am Nässebild erkennen, wo die Ursache liegt“, sagt Lyssoudis. Kondensationsnässe setze sich beispielsweise breitflächig an den Wänden ab. Gebe es aber Löcher oder poröse Stellen in der Wand oder Abdichtung, weise das auf punktuelle Feuchtigkeit hin. „Sie breitet sich dann um ein Zentrum herum aus.“ Betroffen davon seien meist ältere Häuser, die vor 1970 gebaut wurden, weiß Altbauexperte Zink. Oft handele es sich um Schäden durch eine fehlende oder nicht funktionierende Abdichtung an und in den aufsteigenden Wänden. Der Baustoff ziehe dann Feuchtigkeit aus dem umgebenden Erdreich. „Grundsätzlich gilt: Wenn keine horizontale und vertikale Abdichtung vorhanden ist, bleiben die Wände meist nicht trocken“, sagt Zink.

Aber auch ganz banale Schäden am Haus können die Ursache sein, zum Beispiel eine defekte Regenrinne oder ein undichtes Installationsrohr. Sogar der Austausch des alten Heizkessels gegen ein modernes Modell kann schuld sein. Denn während der alte Kessel die Oberflächenfeuchtigkeit durch permanente Abstrahlung einfach wegtrocknete, geben die neuen Modelle kaum Wärme an die Umgebung ab.

Undichte Stellen oder sogar eindringendes Grundwasser können umfangreiche Reparaturarbeiten nach sich ziehen. „Die Löcher müssen daher verschlossen werden“, sagt Lyssoudis. „Oft werden solche Undichtigkeiten verpresst, indem entsprechende Flüssigkeiten in die Wand injiziert werden, wo sie dann aushärten.“ Bei größeren Schäden müsse ein Bagger den Keller ausgraben, damit eine Schutzhülle darum gelegt werden kann.

Leichter lässt sich hingegen Kondensationswasser in den Griff bekommen. „Aber das birgt auch noch viele Probleme, die Hausbesitzern zu schaffen machen können“, sagt Lyssoudis.Ist Feuchtigkeit nur einmal akut eingedrungen, etwa durch Starkregen oder Hochwasser, lässt sich diese mit einem Trockner im Keller entfernen. Ist das Problem aber dauerhaft, muss die Be- und Entlüftung des Kellers neu organisiert werden, beispielsweise durch ein automatisches Lüftungssystem. „Keinesfalls darf der Keller bei hohen Außentemperaturen gelüftet werden“, warnt Lyssoudis. Sonst verstärke man das Problem noch. Wer ein Lüftungssystem einsetze, sollte darauf achten, dass es die aktuelle Temperatur und Feuchtigkeit misst und nur zu den Zeiten lüftet, in denen der Taupunkt nicht unterschritten wird. „Dann setzt sich auch keine Feuchtigkeit mehr ab.“

Der Taupunkt ist die Grenztemperatur, an dem die Luftfeuchtigkeit bei 100 Prozent liegt und diese Feuchtigkeit zu kondensieren beginnt. Beobachte lässt sich dies etwa nach einer nebligen Nacht auf den Wiesen.

Auch wenn Feuchtigkeit im Keller zunächst nicht sichtbar sei – die Augen sollte man vor der Gefahr nicht verschließen. „Am besten, man lässt von einem Sachverständigen für Holz- und Bautenschutz messen, wo Feuchtigkeit in einem Altbau ist“, rät Zink. Wer Wasser in seinem Keller ignoriert, riskiere unangenehme Folgeschäden. „Gerade bei sommerlicher Hitze kann sehr schnell Schimmel entstehen“, sagt Lyssoudis. „Dafür reichen schon drei, vier Tage.“ Insofern sollte der Keller besonders an heißen Tagen regelmäßig begutachtet werden. „Bleibt alles trocken, ist das ein gutes Zeichen, dass alles in Ordnung ist“, sagt der Experte.