Am kommenden Wochenende werden kostenlose Führungen und Touren angeboten. Zu besichtigen sind Hausboote, Wohn- und Gewerbegebäude, sogar Tunnel und ein Kraftwerk sind zu sehen. Anmeldungen sind teilweise notwendig
Eigentlich wissen wir es ja schon, seit die Gruppe Karat mit dem Hit „Über sieben Brücken musst Du gehn“ Ende der 1970er-Jahre einen Treffer gelandet hat. Am 27. Juni ist diese vertonte Einsicht einer unglücklich Verliebten jedoch richtungsweisend für eine Tour, die vom Herrengraben- und Alsterfleet über insgesamt sieben Brücken bis hin zur Elbe führt. Sie findet im Rahmen des Tags der Architektur und Ingenieurkunst statt, der sich mit kostenlosen Führungen und Touren auch auf den Sonntag erstreckt und bundesweit angelegt ist.
Zwölf solcher Touren werden in Hamburg angeboten. Wer möchte, kann sich unter kundiger Führung auch in die Speicherstadt und in das Kontorhausviertel entführen lassen, um dort mehr über Hamburgs potenzielle Welterbestätten zu erfahren. Oder man wählt Touren in den Harburger Binnenhafen, in die Parks an der Elbe sowie auf die Brücken und in die Tunnel der Hoch- und Untergrundbahn. Sogar das Kraftwerk Moorburg wird nicht ausgespart: Es öffnet seine Tore gleich zweimal für Besucher am Sonnabend (10–12 Uhr; 14–16 Uhr). Wer möchte, kann auch mehr über die Denkmalpflege auf St. Pauli und das Werk des Architekten Rudolf Klophaus erfahren oder sich mit der Frage beschäftigen: „In welchem Stil sollen wir bauen? Fassadengestaltungen von 1750 bis heute“. Eine Tour, die ebenfalls am Sonnabend (10-12 Uhr) stattfindet.
Zu allen Touren muss man sich anmelden. Dies geht allerdings ausschließlich online, wie die Hamburgische Architektenkammer betont. Möglich ist dies unter www.tda-hamburg.de oder www.akhh.de. Auf diesen Webseiten erfährt man auch mehr zum Programm. Nicht anmelden muss man sich für die Führungen zu insgesamt 33 Projekten, die im Rahmen der Veranstaltung ihre Türen öffnen. Dazu gehören auch Geschäftshäuser, das Altonaer Kinderkrankenhaus, die Deichtorhallen, die Kultureinrichtung Zinnschmelze in Barmbek-Nord sowie die Feierhallen auf dem Friedhof Öjendorf, zwei Theater und der Kunst- und Mediencampus Hamburg Finkenau.
Zwei Hausboote in Hammerbrook können besichtigt werden
Auf viel Interesse wird vermutlich das Angebot treffen, am kommenden Wochenende zwei Hausboote besichtigen zu können. So wird Daniel Wickersheim am Sonnabend jeweils um 11, 12 und 13 Uhr Einblicke in das von ihm entworfene und bewohnte Hausboot gewähren. Es liegt am Mittelkanal zwischen Hammerbrook- und Nagelswegbrücke und zeigt, wie man mit möglichst wenig fossilen Ressourcen komfortabel auf dem Wasser leben kann. So wurden in die gedämmte Hülle des Baukörpers Systeme integriert, die das Speichern von Warmwasser und Strom durch Sonnenenergie ermöglichen. Den Baukörper selbst hat der Architekt in Scheiben unterteilt – auch, um so den Grundriss in funktionale Zonen zu unterteilen. Das Foto auf dieser Seite gibt eine Vorstellung davon.
Regelrecht „abtauchen“ tun hingegen die Bewohner des Hausbootes „Sonn Dusel“ gleich nebenan (Norderkai-Ufer 3), deren Kojen unterhalb der Wasserlinie liegen. Der Wohnbereich befindet sich dagegen auf Wasserniveau und kann über eine Schiebetüre großflächig geöffnet werden. Durch die Verteilung der Räume auf zwei Niveaus ist die Trennung in einen öffentlichen und privaten Bereich gewährt. Auch dieses Projekt der Architekten Rost.Niderehe kann am Sonnabend (jeweils 11.30, 12.30, 13.30 Uhr) besichtigt werden. Da alle Führungen unter Anleitung der jeweiligen Architekten stattfinden, bittet die Hamburgische Architektenkammer als Veranstalter um Pünktlichkeit. „Mit dem Tag der Architektur und Ingenieurkunst – er findet in diesem Jahr im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers statt – soll Laien Einblicke in die Arbeiten von Planern gewährt und so das Verständnis für deren Entwürfe und die bauliche Umsetzung vergrößert werden“, sagt Stephan Feige, verantwortlicher Referent der Veranstaltung. Die Resonanz auf die Veranstaltung in den Jahren davor, zeige, dass die Bereitschaft dazu vorhanden sei.
Mit den Architekten kann über ihre Bauwerke diskutiert werden
Dass nicht jeder Entwurf sogleich die Zustimmung aller findet, ist den Planern bewusst. Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, schreibt in ihrem Leitwort zur diesjährigen Veranstaltung: „Architektur ist Spiegel der Gesellschaft – sie gibt Zeugnis ab vom Geist der Zeit, von gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, von Strömungen und Moden. Sie prägt die Umwelt – niemand kann bauen, ohne Spuren zu hinterlassen.“
Wer Lust bekommen hat, sich mit diesen Spuren in Hamburg zu befassen, erfährt im Programmheft, welche Architekten sich am kommenden Wochenende dem Diskurs stellen wollen. Es liegt in Museen, Kultureinrichtungen, Bücherhallen und Buchhandlungen sowie im zentralen Informationsort zum Hamburger Architektur Sommer im Kunstverein, Klosterwall 23 (Di bis So, 12–18 Uhr) aus. Es kann aber auch unter www.tdahamburg.de kostenlos heruntergeladen werden.