An der Schlei und der Ostsee entstehen auf ehemaligen Marinestützpunkten Konversionsprojekte. Unter anderem entstehen dort Ferienhäuser mit eigenem Liegeplatz. Viele davon preiswerter als an bislang beliebten Küstenorten Deutschlands
Wohnen am Wasser ist ein Luxus, den sich die meisten Hamburger nicht leisten können. Doch warum nicht ein wenig in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah? Man muss nur einmal die Ostseeküste entlangfahren, um zu sehen, wie viele neue Quartiere dort gerade in Planung sind oder entstehen. Viele davon auch mit Ferienhäusern- und wohnungen sowie eigenem Bootssteg vor der Tür.
Von ihrer Größe her stechen vor allem zwei Projekte hervor: Olpenitz nahe Kappeln und der neue Stadtteil „Auf der Freiheit“ in Schleswig. Beide entstehen auf früheren Marinestützpunkten und sind damit die zurzeit bedeutendsten Konversionsprojekte in Schleswig-Holstein. Als Ministerpräsident Torsten Albig im Sommer 2012 Schleswig besuchte, hob er hervor: „,Auf der Freiheit‘ ist kein x-beliebiges Immobilienprojekt, es ist der Versuch, Schleswig neu zu denken. So geht Konversion!“ Mittlerweile sind sämtliche Immobilien des ersten Bauabschnittes, der bereits zu 70 Prozent erstellt ist, verkauft. „Jetzt laufen die Planungen für den zweiten Bauabschnitt mit Binnenhafen an“, sagt Michael Radtke, Sprecher der Freiheit Group.
Der neue Stadtteil ist keine Insel ohne Anbindung an Schleswig
Geplant sind dort 100 Häuser mit Marina und Liegeplätzen vor der Tür, eine Kunst- und Kulturmeile sowie ein Hotel. Sogar ein Zen-Kloster soll kommen. „Das ist gerade von der Stadt durchgewinkt worden“, sagt Radtke. Die Idee dazu komme von einer Investorin der Gruppe. „Sie lebt in Schleswig und hat das Label ,Zwergenwiese‘ aufgebaut.“ Das Kloster solle die Möglichkeit bieten, eine Auszeit vom Alltag nehmen und Entspannungs- und Meditationstechniken lernen zu können. Schon jetzt werden in renovierten Räumen Yoga-Kurse und Zen-Meditationen im Quartier angeboten.
Die Sorge, in Schleswig eine Nummer zu groß zu planen, hat man nicht. „Es handelt sich zwar um ein 70 Hektar großes Gelände und eine Investition von gut 500 Millionen Euro und eine Investition von 500 Millionen Euro, aber wir bauen hier keine Insel ohne Anbindung an die Stadt“, sagt Radtke und verweist dabei auf das Kulturzentrum Heimat in der ehemaligen Militär-Kantine, das Freie Kultur- und Kommunikationszentrum, von jungen Leuten in Eigenregie betrieben, und die dänische Schule. Sie war wohl wegen ihrer herausragenden Architektur auch schon in einem Kieler „Tatort“ zu sehen.
Ein weiteres Highlight im neuen Stadtteil bildet die Holländermühle Nicola. „Sie wurde liebevoll wieder aufgebaut und wird im Rahmen des Deutschen Mühlentages am Pfingstmontag offiziell in Betrieb genommen“, sagt Radtke. Sie wird als „funktionierendes Museum” für die Öffentlichkeit danach weiter zugänglich sein.
Der neue Stadtteil sieht zwar auch ein Hotel mit Ferienpark vor, das eigentliche Ziel sei es aber, Interessenten zur stetigen Ansiedlung in Schleswig zu animieren. „Schon jetzt kommen 40 Prozent der Käufer von außerhalb. Viele davon haben zwei Wohnungen gekauft: eine für sich und eine zur Vermietung“, sagt der Firmensprecher. Von dieser Käufergruppe weiß auch Per Barlag Arnholm, geschäftsführender Gesellschafter der Helma Ferienimmobilien GmbH, zu berichten. Sie realisiert im „OstseeResort Olpenitz“ nahe Kappeln auf dem Marinestützpunkt, einem Areal von gut 150 Hektar, in den nächsten Jahren insgesamt rund 1000 Wohneinheiten mit circa 4000 Betten. Aktuell wurde gerade mit dem Vertrieb von 60 schwimmenden Ferienhäusern (100 m2) inklusive hochwertiger Ausstattung, eigenem Bootsliegeplatz und Stellplatz zu Kaufpreisen ab 416.381 Euro begonnen.
„Die ersten 12 Häuser sind bereits reserviert“, sagt Arnholm. Eines davon hat sich Sven Friedrichsdorf gesichert – für sich und seine Familie. Darüber hinaus hat der begeisterte Segler mit Wohnsitz in Buchholz bereits drei andere Immobilien im Resort gekauft. „Wir haben nach dem Kauf des ersten Hauses sehr schnell erkannt, wie einzigartig der 360-Grad-Blick auf Wasser ist: auf die Schleimündung, auf die Ostsee und auf den Yachthafen.“
Von dem Projekt bei Kappeln hat das Paar eher durch Zufall erfahren. „Beim Zeitunglesen an einem verregneten Urlaubstag auf Sylt“, erinnert sich der Unternehmer. Sie hätten damals sofort die Chance gewittert, auf diese Weise endlich zu einer Immobilie in direkter Lage am Meer zu kommen. „Auf Sylt hätten wir uns das nie leisten können“, sagt Friedrichsdorf. Also machte sich das Paar auf den Weg nach Olpenitz, um sich die Planungen vor Ort anzuschauen.
Obwohl damals vieles noch mehr als heute nach Bauwüste aussah – aktuell laufen die Arbeiten für die Zuwegung –, fiel die Entscheidung zum Kauf schnell. „Ich habe es bar bezahlt“, erzählt der Unternehmer. Längst mag er auch zu Hause auf den Rundumblick auf Wasser nicht mehr verzichten. „Ich habe mir eine Webcam in Olpenitz installieren lassen. Nun kann ich jederzeit vom Arbeitsplatz aus auf das Haus, das Meer, die Segelboote und den Hafen blicken.“ Arnholm freut sich sehr über so viel Begeisterung für das Projekt. „Ich weiß von einem anderen Käufer, der ähnlich viele Häuser im Resort gekauft hat“, sagt der 53-jährige Däne, der sich seit mehr als 15 Jahren mit der Realisierung von Ferienimmobilien auf dem deutschen Markt beschäftigt.
Eine Zeit lang sah es nicht gut aus für das Resort. Der erste Investor, die Port Olpenitz GmbH, hatte sich verschätzt, alles eine Nummer zu groß geplant, und plötzlich gab es Liquiditätsprobleme. „Wir haben aus diesen Fehlern gelernt“, sagt Arnholm. Alles werde nun ein wenig luftiger, kleiner, und die Häuser würden zu erschwinglicheren Preisen angeboten.
„Die Schleivillen beispielsweise bieten wir ab etwa 387.000 Euro an.“ Keiner in Kappeln zweifelt mehr an der Realisierung des Projekts
Auch Kappelns Bürgermeister Heiko Traulsen ist sicher: Die düsteren Wolken haben sich über Olpenitz verzogen. „Es gibt hier keinen mehr, der an dem Projekt zweifelt.“ Er wisse zwar, dass der Investor alles daran setze, bereits in sieben Jahren das Quartier fertig erstellt zu haben – mit Marina, Hotel, Geschäften und Minigolfanlage – „aber uns reicht es, wenn alles in zehn Jahren fertig ist“, sagt Traulsen. Schon jetzt bedeute dieses Projekt für die Stadt und die Region einen „unbeschreiblichen Schub“, da das Handwerk und die Betriebe vor Ort eingebunden seien. „Wir werden Kappeln entsprechend aufhübschen und für mehr Parkraum sorgen“, sagt Traulsen.
Oliver Densch, der in Flensburg das Projekt Sonwik auf dem ehemaligen Marinestützpunkt Mürwik von Beginn an begleitet hat, weiß vom langen Atem, den man für solche Planungen braucht. „Aber es lohnt sich, für die Städte und für die Käufer.“ Schon jetzt zeichne sich eine enorme Wertsteigerung der Häuser in Wasserlage ab. „Pro Quadratmeter sind es gut 1000 Euro mehr als im Jahr 2002.“ Entsprechend gebe es neue Planungen für Sonwik.
www.auf-der-freiheit.de www.helma-ferienimmobilien.de www.sonwik.de