Sie heißen woodee, coodo oder FlyingSpace und dienen zum Wohnen, Arbeiten oder auch als Anbau. Ihr Standort lässt sich jederzeit verändern

Eigentlich sind die Deutschen ja ein sesshaftes Volk. Aber immer öfter finden mobile Häuser auch hierzulande ihre Abnehmer, zumal sie nicht unbedingt nur zum Wohnen genutzt werden müssen, sondern im Bedarfsfall auch als Büro oder Gästehaus dienen können. Für Jutta Herrndörfer ist ihr „woodee“ jedenfalls ein Traumhaus – auch wenn es nur gut 40 Quadratmeter misst und von ihr lediglich am Wochenende oder in den Ferien genutzt werden kann. „Aber es ist mein Rückzugsort und genau so geplant, wie ich es für mich und meinen Sohn wollte“, sagt die 44-Jährige. Sogar in den Wintermonaten habe sie dort schon einige Tage verbracht. „Das Haus ist gut gedämmt, es verfügt über eine Fußbodenheizung“, erzählt die Eigentümerin stolz.

In Wackerballig auf einem Campingplatz – circa 150 Meter von der Ostsee entfernt – ist das Minihaus vor gut vier Jahren zum Stehen gekommen. Wackerballig liegt in der ­Geltinger Bucht zwischen Schleswig und Flensburg. Kann sein, dass es in einigen Jahren noch mal bewegt wird: „Vielleicht ein Stückchen weiter die Ostsee hoch oder runter“, sagt die Eigenheimbesitzerin fröhlich. So ganz weiß sie das noch nicht. Kann auch sein, dass noch ein weiteres woodee dazu kommt. „Das könnte ich dann vermieten“, meint Herrndörfer.

Wer das Haus betritt, ist erstaunt, wie großzügig es wirkt. Außerdem ist an alles gedacht: Es gibt ein Schlafzimmer mit großem Wandschrank, ein Bad, eine Küche – sogar Sohn Oke, 16, hat sein eigenes Zimmer.

Hell und großzügig wirkt woodee. Das Haus hat sogar Fußbodenheizung
Hell und großzügig wirkt woodee. Das Haus hat sogar Fußbodenheizung © © Ute Schuckmann

So wenig Wände wie nötig, so viel Stauraum wie möglich – so hatte Jutta Herrndörfer es seinerzeit bei Ernst-Otto Rönnau, dem Geschäftsführer der Firma Holz Binder Voss HBV Rönnau GmbH in Nortorf, in Auftrag gegeben. Er hat woodee quasi „erfunden“; mit ihm hat sie das Haus in enger Abstimmung geplant. „Ich war damals, glaube ich, seine erste Kundin. Damit ergab sich fürmich die Chance, viele meiner Ideen und Vorschlägen einbringen zu können“, freut sich Herrndörfer.

Die Idee, ein mobiles Holzhaus zu bauen, habe er im Schwedenurlaub gehabt, sagt Rönnau. „Mich hat die Idee fasziniert, ein Haus zu schaffen, das einen auf Wunsch überallhin begleitet.“

Langlebig und naturbelassenes Material

Die Freiheit dazu ist in der Tat gegeben: Wer woodee bestellt – malerfertig zu Preisen ab 52.000 Euro, die Lieferzeit beträgt etwa zehn Wochen –, dem wird das Haus per Großraumtransport bezugsfertig bis zum jeweiligen Grundstück gebracht. „Ein Kran hebt es dann auf die vorher gesetzten Punktfundamente“, sagt Rönnau. Das sei alles, was notwendig ist.

Dem 59-Jährigen ist wichtig, auf die Langlebigkeit und die Naturbelassenheit des Materials hinzuweisen, auch wenn bei der Außenfassade zwischen verschiedenen Holzsorten und –farben sowie Putz gewählt werden kann.

Ein FlyingSpace von Schwörerhaus dient hier als Anbau
Ein FlyingSpace von Schwörerhaus dient hier als Anbau © Juergen Lippert

„Ein Modul misst 3,50 x 11,40 Meter und wird in Holzrahmenbauweise erstellt. Die Lebenszeit liegt bei 50 Jahren und mehr“, sagt Rönnau. Es sei durchaus vergleichbar mit einem Fertighaus: Die Wände seien bereits werkseitig gedämmt, hinzukomme eine zwei Zentimeter dicke Luftschicht in Außenfassade und Dachdichtung. „Es erfüllt damit die Kriterien der Effizienzbauweise“, sagt Rönnau.

Auch Mark Dare Schmiedel ist begeistert von der Idee, in mobilen Minihäusern zu wohnen und zu arbeiten. Der Geschäftsführer der LTG Lofts ist gerade mit seiner Familie nach Hamburg gezogen. „Ich habe damals in Berlin in einem Reihenhaus gewohnt, direkt gegenüber von Stralau.“ Die Großstadt habe er zu diesem Zeitpunkt sattgehabt und von einer Art „moderner Datscha“ geträumt. „Ähnlich wie ein Hausboot in Holland, sollte das Haus beweglich und komfortabel sein“, sagt der gelernte Bankkaufmann, der lange Zeit für ein renommiertes Maklerhaus gearbeitet hat. So sei die Idee für coodo entstanden.

In diesem Jahr wurden bereits 30 FlyingSpaces verkauft

In den vergangenen Tagen war der 47-Jährige voll und ganz damit beschäftigt, einen Showroom in der Baumschule Garten von Ehren in Hamburg-Marmstorf herzurichten. Er kann jetzt besucht werden. Auch hat Schmiedel ein Modulhaus bereits ausliefern können: an die Schweizer Flugsicherung Skyguide. „Es wird dort als Büro genutzt.“ Die Kunden begeisterte an der Konstruktion aus verzinktem Stahl vor allem die vom Boden bis zur Decke reichende Glasfront, die mittels eines Falt-und Schiebesystems leicht und weit zu öffnen ist.

Coodoo wird in diversen Größen angeboten: die kleinste Version bietet neun Quadratmeter und wird ab etwa 12.500 Euro angeboten. „Weitere Größen sind 32, 64 und 96 Quadratmeter“, sagt Schmiedel. Möglich sei auch eine zweistöckige Variante (coodo 64). „Die bieten wir ab 212.000 Euro an. Im Preis enthalten sind Bad und Küche.“

Mit „wir“ meint der Wahl-Hamburger seine Partner Gregor Kosem, einen Designer aus Slowenien, und Sebastjan Smrkolj, ebenfalls Designer, zugleich auch technischer Direktor. „Er hat zwei Bachelors of Science in Maschinenbau sowie eine Position als Doktorand an der Universität von Ljubljana. Sebastjan war von Anfang an am Projekt beteiligt. Er ist der kreative Kopf und verantwortet alle technischen und mechanischen Details unserer Modelle“, erläutert Schmiedel.

Am liebsten würde der zweifache Familienvater sein frisch bezogenes Domizil in Innenstadtlage mit einem coodo als Arbeitsplatz erweitern. Möglicherweise wird er diese Idee auch bald in der HafenCity umsetzen. „Ich arbeite daran“, verrät der agile Geschäftsmann.

Dass ein Markt für mobile Häuser besteht, lässt sich am Erfolg der FlyingSpaces – übersetzt: fliegende Räume – der Schwörerhaus KG sehen. Das schwäbische Fertighausunternehmen zählt zu den Pionieren unter den Anbietern mobiler Wohnhäuser. Allein in diesem Jahr wurden bereits 30 FlyingSpaces mit einer Wohnfläche von gut 50 Quadratmetern verkauft, wie Sprecherin Carola Kochner verrät. „Die Nachfrage hat kräftig angezogen. Insgesamt haben wir seit dem vergangenen Jahr um die 100 dieser Häuser ausgeliefert.“ Sie würden mittlerweile sogar als gleichwertiger Ersatz für das eigene Wohnhaus angesehen. „Wir haben Kunden, die ihr bisheriges Haus an den Sohn mit Familie übergeben haben und nun selbst in ein FlyingSpace gezogen sind“, erzählt Kochner. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ wüssten sie das neue Domizil sehr zu schätzen, zumal dort alles barrierefrei gestaltet sei.

Offenbar hat Schwörerhaus erkannt, dass hier eine neue Käuferklientel heranwächst. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern hat es ein FlyingSpace entwickelt, in dem auch Assistenzsysteme berücksichtigt werden.

Weitere Informationen unter:

www.woodee.de http://coodo.com www.schwoererhaus.de