Sie ähneln geschliffenen Diamanten oder wirken wie Ufos. Außergewöhnliche Gebäude sind sie in jedem Fall. Nicht nur wegen ihrer andersartigen Fassaden, sondern auch wegen der ungewohnten Grundrisse.

Die Idee für das Haus, das sich so scheinbar nahtlos einfügt in die Dünenlandschaft am Ostseestrand von Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, lieferte eine Skulptur. Sie zeigt eine Frau, die leicht gekrümmt auf der Seite liegt. „Die Skulptur stand auf dem Tisch des Bauherren. Als ich sie sah, wusste ich, das ist die ideale Form, um das Haus in die Umgebung einzubetten“, erinnert sich Architekt Roland Nörpel (Nörpel Architekten Gmbh). Das ist jetzt gut fünf Jahre her, seitdem hat das Haus mit der zur Straße hin weit über das Dach hinausgehenden Reeteindeckung und der runden Form viele neugierige Blicke geerntet. Auch sind bereits mehr oder weniger liebevolle Umschreibungen für das extravagante Gebäude im Umlauf. Beispielsweise „Vanillekipferl“ oder „Kartoffel“.

Kartoffel deshalb, weil es sich zur Straße hin mit der nahezu vollständigen Rohreindeckung verschlossen gibt – fast so, als würde es wie besagte Skulptur Betrachtern den Rücken zuwenden. Kaum einer ahnt jedoch, dass sich das Haus zum Wasser hin mit einer bis in das Dach hinein erschließenden Glasgalerie öffnet. Durch sie strömt nicht nur Sonne und Licht ins Innere, die Räumlichkeiten erhalten dadurch auch eine ganz andersartige Ausgestaltung. Abgesehen davon konnte so ein Atelierbereich geschaffen werden, der zugleich Zutritt zur Dachterrasse gestattet.

Ungewöhnliche Entwürfe bedeuten wesentlich höhere Baukosten

Das Haus entwarf der Nürnberger Architekt für eine Familie aus seiner Heimatstadt. Es dient vornehmlich als Wochenenddomizil beziehungsweise als Ferienhaus. Wer sich diesen Luxus leisten kann, braucht den Euro nicht mehrfach umzudrehen. Tatsächlich bestätigt Roland Nörpel auf Nachfrage: „Für ein solches Haus erhöhen sich die Baukosten schnell um den Faktor zwei.“

Dass dies dennoch nicht vom Bauen abhält, bestätigt auch Michael Kappel, Vertriebsleiter von BlackLINE (www.blackline.de). Die junge Architektengruppe hat für die Green Building Group mit Sitz in Berlin-Brandenburg eine extravagante Häuserserie entworfen. Sie soll Impulsgeber für das künftige Portfolio sein. Kappel ist sicher, dass diese Strategie erfolgreich sein wird: „Charismatische Menschen wünschen sich extravagante Häuser. Gebäude, die scheinbar Regeln brechen, die Grenzen überschreiten, die avantgardistisch, überraschend und anders sind. Eben Häuser mit Persönlichkeit, die unverwechselbar sind.“ Wer sich die Entwürfe anschaut, entdeckt in der Reihe „Pure“ Häuser, die kubisch und puristisch wirken. In der Reihe „Avantgarde“ wiederum sticht Haus 01 mit seiner stringenten Architektur hervor: Das Haus setzt sich aus drei Blöcken zusammen, außergewöhnlich ist die Umkleidung der zwei großen Fensterbereiche mit Lärchenholz. „Die parallelen Teilbereiche sind mit einem Kommunikationsgang und dem Kamin verbunden“, erläutert Kappel den Entwurf. Die Glaszusammensetzung des Hauses lasse Licht über die gesamte Länge des Gebäudes einfallen. In warmen Monaten bestehe die Möglichkeit, die Fenster vollständig zu öffnen. Großzügig angedacht auch die Wohnfläche: Bei 264 Quadratmeter aufwärts geht es erst los.

Wenngleich jedes Haus als Unikat definiert ist und in enger Abstimmung mit Bauherrn und Architektenteam entwickelt wird, sind für die schlüsselfertige Errichtung des Hauses etwa 897.000 Euro anzusetzen.

Auch Hamburger Hausanbieter bieten Gebäude mit ungewöhnlichem Zuschnitt an. So beispielsweise aktuell die Firma Trumm Immobilien (www.trummimmobilien.de) anlässlich ihres 35. Firmenjubiläums. In Zusammenarbeit mit dem vielfach prämierten Architekten Jean-Pierre Gallembert entwarf sie ein sechseckig geformtes Haus. Es bietet Wohnflächen zwischen 142 und 188 Quadratmeter und wird inklusive einer hochwertigen Ausstattung mit Wohnküche und Design-Bädern zu einem Kaufpreis ab 768.000 Euro angeboten. „Unsere Motivation bestand darin, Häuser für Menschen anzubieten, die das Besondere mögen“, sagt Geschäftsführer Matthias Trumm.

Die Architektur kombiniert moderne Transparenz mit den Vorzügen eines klassischen Hauses. Rechte Winkel wurden überall dort eingehalten, wo Rechtwinkligkeit für die Möblierung erforderlich ist. Schränke und Kommoden können so problemlos platziert werden. Gleichwohl hat das voll unterkellerte, lichtdurchflutete Haus durch seinen ungewöhnlichen Zuschnitt spannende Perspektiven zu bieten. Die Raumhöhen im Obergeschoss betragen bis zu 3,50 Meter. Ein Musterhaus kann an diesem Sonntag (16. März) von 14 bis 16 am Goldröschenweg 27 in Poppenbüttel besichtigt werden. Drei Häuser sind derzeit in Hummelsbüttel im Bau, zwei davon stehen noch zum Verkauf.

Verhandlungen mit Bauämtern können langwierig ausfallen

Ein wenig an ein Ufo erinnert hingegen Haus W, das Pott Architects (www.pottarchitects.com) in Kooperation mit Architekt Ulrich Hamann für eine vierköpfige Familie in Berlin erbaut hat. Ziel war es, ein Haus zu konzipieren, das auf den Wandel des Familienlebens reagiert und eine harmonische Verbindung ermöglicht zwischen Individualität des Einzelnen und Interaktion der Gemeinschaft. Die Wohnfläche des Hauses, das sich von seiner Formgebung dem Gelände anpasst, beträgt 280 Quadratmeter. Ungewöhnlich ist der Werkstoff, der für die Außenhaut gewählt wurde: Kupfer. Auch hier bewegen sich die Kosten für das Haus im Bereich von 700.000 Euro.

Eines sollten Bauherren bei der Planung von ausgefallenen Hausentwürfen bedenken: Alles, was aus dem Rahmen fällt, hat nicht nur höhere Baukosten, sondern meist auch langwierige Verhandlungen mit den Bauprüfabteilungen zur Folge. Hier wird dann genau geprüft, ob alle öffentlich-rechtlichen Vorschriften auch erfüllt werden. Dabei zeigt sich meist schnell: Oft sind die baurechtlichen Vorschriften in Bebauungsplänen sehr eng gefasst und erlauben keine Extravaganzen. Bevor man also ein Grundstück kauft, sollte man zunächst prüfen, ob ein Bebauungsplan vorliegt und was er vorgibt. Möglicherweise müssen dann Pläne, ein Haus mit ungewöhnlicher Form bauen zu wollen, ad acta gelegt werden.

Das bestehende Planrecht ist in Hamburg flächendeckend digital erfasst. So ist es möglich, Bebauungspläne über die Seite www.hamburg.de online einzusehen. Dort sind auch die Bebauungspläne hinterlegt, die sich gerade im Verfahren befinden.

Nach Angaben der Deutsche Energie-Agentur, verbraucht ein Haus mit einer klar strukturierten und schnörkellosen Gebäudeform weniger Energie als eines mit vielen Verschachtelungen. Das sollten künftige Hausbesitzer außerdem bedenken.