Andreas Bunk gestaltete nachträglich ein Dach zur Terrasse und wurde dafür ausgezeichnet. Ähnliche Pläne verfolgt er für den Oberhafen

Grün will sich die Umwelthauptstadt Hamburg präsentieren und gleichzeitig viel neuen Wohnraum innerhalb der Stadtgrenzen schaffen. Das bedeutet Verdichtung der vorhandenen Fläche. Da sind Projekte willkommen, die beweisen: Auch Flächen, die bislang eher gedankenlos oder aus Kostengründen einfach nur plan versiegelt wurden, lassen sich begrünen.

Dazu gehören Dächer, wie der vom Deutschen Dachgärtner Verband (DDV) in diesem Jahr ausgelobte Wettbewerb beweist. "Wer ein Dach begrünt, praktiziert aktiven Umweltschutz, indem er neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere schafft und das Klima im Haus und im urbanen Raum nachhaltig verbessert", sagte Reimer Meier, DDV-Präsident, auf der Preisverleihung in Norderstedt. 45 Gebäudeeigentümer, Mieter, Unternehmer, Architekten und Landschaftsgärtner waren dem Aufruf gefolgt und hatten Projektbeiträge und Fotografien eingereicht. Die Bilanz der Jury: Es gibt aus ökonomischer und ökologischer Sicht keinen Grund, auf diese dem Klima dienende Variante der Dachabdeckung zu verzichten.

Das beweist auch die nachträgliche Gestaltung des Daches am Kaiserkai 56, für die der Hamburger Landschaftsarchitekt Andreas Bunk gemeinsam mit Dipl.-Ing. Markus Müller mit dem dritten Preis ausgezeichnet wurde.

"Die gesamte Statik und Dachkonstruktion war hier anfangs nur für Kiesflächen und Betonplatten ausgerichtet", sagt Bunk. Doch dann kamen einige Bewohner im Haus auf die Idee, auf dem Dach des fünfgeschossigen Wohnhauses so etwas wie eine große Terrassenlandschaft zu planen. Initiator Thomas Magold, der mit seiner Frau Sabine direkt unterhalb des Daches wohnt, erinnert sich: "Bereits vor Bezug des Hauses hatten wir die Idee, das Dach als Terrasse zu nutzen. Das ist eine wertsteigernde Maßnahme, habe ich damals gegenüber den anderen Miteigentümern im Haus angeführt. Zu dem Zeitpunkt war aber noch nicht klar, wie sich genau die Eigentümergemeinschaft zusammensetzen würde, und so haben wir zunächst nur eine kleine Baugemeinschaft gegründet und nachrückende Bewohner im Haus gebeten, sich mit einem Obolus an den Kosten zu beteiligen", sagt Thomas Magold.

Das Konzept ging auf, alle machten mit und die Investition für die Umgestaltung, die etwa 40 000 Euro kostete, hat sich längst ausgezahlt. "Zwar wundert es mich ein wenig, dass wir die Terrasse nicht noch mehr nutzen, aber der Wohnwert hat sich auf jeden Fall erhöht", sagt Magold. Auch habe man schon erste Einnahmen mit dem begrünten Dach verbuchen können. "Beispielsweise, indem wir es an eine Firma für Werbeaufnahmen vermietet haben", sagt Magold. Da an den Einbau vieler Steckdosen und anderer Versorgungsanschlüsse gedacht worden ist - dies schließt sogar eine Außenküche ein, die allerdings zurzeit winterfest im Keller untergebracht ist -, sind größere Festivitäten möglich. "Wir wollen das mit der Vermietung zwar nicht übertreiben, aber wer Interesse hat, kann sich gern an mich direkt wenden", sagt Magold (Tel. 22 69 80 66).

"Es ist die bislang einzige nutzbare Dachterrasse in der gesamten HafenCity", sagt Landschaftsarchitekt Andreas Bunk, nicht ohne Stolz in der Stimme. "Da das Dach nachträglich begrünt werden musste, ging es darum, die gesamte Konstruktion so leicht wie möglich zu gestalten", führt der Hamburger Landschaftsgärtner weiter aus. "Die Dachlast war nur auf 353 Kilogramm pro Quadratmeter begrenzt, also haben wir uns für Pflanzmodule entschieden, die mit Edelmetall eingefasst und mit Leichtgewichtssubstrat aufgefüllt werden", sagt Bunk. Da das gut 340 Quadratmeter große Holzdeck mit den verschiedenen Ebenen auf Wunsch der Bewohner Dünencharakter erhalten sollte, entschied sich der Profi dazu, die Module mit niedrigwachsenden Stauden und Gräsern zu bepflanzen. Die wiegen sich jetzt vor der imposanten Kulisse der Elbphilharmonie und so mancher Baukräne im Wind. Und wer vor diesem Schutz finden möchte, findet ihn in zwei schönen, großen Strandkörben. "Die Windverhältnisse in dieser Höhe sind nicht zu verachten", sagt Bunk, "auch deswegen sollte die Bepflanzung nicht zu anspruchsvoll sein." Das mindert aber keinesfalls den Wunsch der Bewohner, sich in luftiger Höhe eine noch beschaulichere Oase zu schaffen: Manche Steinbeete sollen demnächst noch in Wasserbeete umgestaltet werden. Andreas Bunk indessen treibt längst ein anderes Projekt um: Als Mitglied des Arbeitskreises junger Architekten hat er Pläne und Entwürfe für das KreativQuartier am Oberhafen eingereicht, das zwischen Großmarkt und Norderelbe anlässlich des Architektursommers 2013 angesiedelt werden soll. "Wir schlagen vor, die vorhandenen, aber ungenutzten Wasser- und Bekohlungsbecken des ehemaligen Hannoverschen Güterbahnhofes temporär als Beach-Club mit Wassergarten und Pool zu nutzen", sagt Bunk. Die Pläne haben Charme, liegen die gut 50 mal fünf Meter breiten Becken doch direkt hinter der beliebten "OberhafenKantine". "Die leer stehenden ehemaligen Güterschuppen könnten als sommerliche Ausstellungs- und Präsentationsflächen für die Kreativwirtschaft genutzt werden", sagt Bunk. Er ist zuversichtlich, das gut 45 000 Euro teure Projekt umsetzen zu können. "Zwar hat die Hamburger HafenCity GmbH noch Bedenken wegen der vielen Sicherheitsauflagen. Grundsätzlich aber gefallen ihr die Pläne", sagt der prämierte Landschaftsgärtner. "Alles, was uns fehlt, sind Sponsoren, die das Projekt finanzieren, und eine Baugenehmigung."

Weitere Informationen zur Dachbegrünung und dem Wettbewerb: www.dachgaertnerverband.de