Bei energieeffizienten Vorhaben sieht die Wohnungsbaukreditanstalt Hamburg bis zu fünf Kontrollbesuche vor

"Fördern und Fordern" so lautet das Motto der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt WK, wenn es um ihre Programme zur Verbesserung der Energieeffizienz im Wohnungsbau geht. Damit die Forderungen auch wirklich fachkundig umgesetzt werden, begleiten und überprüfen Qualitätssicherer Planung und Bauausführung. Geld fließt nur, wenn auch realisiert wird, was geplant wurde. Ein Verfahren, das es so nur in der Hansestadt gibt.

Für Bauherrn sei das ein großer Gewinn, erklärt Klaus Michael, Qualitätssicherer und Geschäftsführer des Niedrig Energie Instituts NEI, denn gerade wenn es um so ein komplexes Thema wie energieeffizientes Bauen gehe, fehle den Beteiligten häufig das nötige Hintergrundwissen. Qualitätssicherer könnten diese Defizite auffangen und dabei helfen, grundlegende Planungsfehler zu vermeiden. So sei es beispielsweise wichtig, bereits während der Planung über das energetische Konzept nachzudenken und so auch Wärmebrücken zu vermeiden, damit später nicht teure Detaillösungen gefunden werden müssten, um die energetischen Ziele zu erreichen. "Zahlreiche Hamburger Architekten können das bereits sehr gut", lobt Michael, dessen Institut in Detmold ansässig ist und bundesweit arbeitet. Die Architektenschaft der Elbmetropole sei wesentlich qualifizierter als anderswo. Das sei in den nächsten Jahren ein strategischer Vorteil.

Die eigentlich aufwendige Arbeit der Qualitätssicherer liegt aber in der Überprüfung der Detailplanungen. "Da Wärmeströme materialabhängig sind, ist deren Berechnung in Gebäuden mit vielen unterschiedlichen Materialien und Flächen sehr kompliziert und damit auch oft fehlerhaft", so Michael. Bereits für die Berechnung eines Einfamilienhauses benötige man rund einen Tag. Komme es zu Änderungen, müssten alle Berechnungen wieder aktualisiert und erneut geprüft werden.

Phase drei der Qualitätssicherung, wie sie die WK vorsieht, ist die Begleitung der Bauphase. "Die meisten Handwerker sind zwar motiviert und wollen eine gute Leistung abliefern", resümiert Michael, "setzen aber oft falsche Prioritäten." So werde beim Verputzen oft mehr Sorgfalt auf glatte Wände gelegt als auf das Vermeiden von Ritzen und Spalten. Letzteres sei aber für die Luftdichtigkeit des Gebäudes von ebenso großer Bedeutung wie das sorgfältige Verkleben von Folien und Dichtbändern an Fenstern, Türen und Dachdurchdringungen von Heizungsrohren oder Wasserleitungen. "Das Haus muss komplett luftdicht sein", sagt Michael.

Auch der Einsatz falscher Dämmplatten oder Fehler bei der Installation von Lüftungsanlagen gehören zu den Problemen, die eine Qualitätssicherung sinnvoll machen. Die WK sieht deshalb bis zu fünf Baustellenbesuche vor. "Oft hören wir von den Handwerkern 'Kennen wir, wissen wir', und dann wird es am Ende doch falsch gemacht", bestätigt Qualitätssicherer Lars Beckmannshagen vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt ZEBAU. Es gab Baustellen, da waren wir 15-mal vor Ort, und jedes Mal gab es wieder haarsträubende Ergebnisse. Die Kontrolle auf der Baustelle sei entscheidend, um sicherzustellen, dass man auch bekomme, was einem versprochen wurde. Jede Prüfphase schließt mit einem Statusbericht des Qualitätssicherers ab. Am Ende steht ein Zertifikat, das das Gebäude als dem WK-Standard entsprechend ausweißt.

"Die Kosten, etwa 1400 Euro für ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche, werden bei erfolgreichem Abschluss durch die WK-Förderung gedeckt", sagt Petra Memmler, bei der WK Hamburg zuständig für Verfahren zur Qualitätssicherung. Die sei in Hamburg seit 2007 in allen WK-Förderprogrammen für Wohnungsneubauten und seit 2010 auch in allen Förderprogrammen für die Modernisierung von Mietwohnungen vorgesehen.

Alle für Neubauten zugelassenen Qualitätssicherer haben ein einschlägiges Hochschulstudium absolviert und bei der WK eine umfangreiche Qualifizierung mit anschließender Prüfung hinter sich gebracht. "Für die Registrierung als Qualitätssicherer im Bestand ist zwar keine Prüfung notwendig, aber es muss ausreichendes Fachwissen nachgewiesen werden", sagt Memmler.

Nach vier Jahren hat sich das Verfahren bewährt und stößt auch jenseits der Hamburger Landesgrenzen auf großes Interesse. "Die Qualitätssicherung ist von unschätzbarem Wert, weil es sonst kaum neutrale Stimmen gibt, die etwas zu den Sanierungsvorhaben sagen", betont Memmler. Dafür stehe vor allem das konsequente Vieraugenprinzip. "Das meiste läuft schon sehr gut und wird immer besser", bestätigt auch NEI-Geschäftsführer Klaus Michel, der das Verfahren mit entwickelt hat. "Ich bin mit Hamburg sehr zufrieden."