Feuchte Wände sind die optimale Voraussetzung für Schimmelbildung. Wer die schwarzen Flecken in der Wohnung findet, der hat seine liebe Not, sie...

Feuchte Wände sind die optimale Voraussetzung für Schimmelbildung. Wer die schwarzen Flecken in der Wohnung findet, der hat seine liebe Not, sie fachgerecht zu beseitigen und die Ursache zu finden, um den Schimmel zukünftig zu vermeiden.

"Schimmel in Wohnungen kann sehr verschiedene Ursachen haben. In der Regel handelt es sich um bauliche Mängel oder ein falsches Nutzungsverhalten der Bewohner", sagt Jürgen Langbehn, Leiter des Fachamtes für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt im Bezirk Altona. Häufig würden nämlich zunächst die Fenster getauscht, was zugleich einhergehe mit einer verminderten oder völlig wegfallenden, indirekten Luftzirkulation in der Wohnung. Die Feuchtigkeit der Raumluft könne so nicht mehr abziehen und kondensiere an schlecht isolierten Wandbereichen. Schimmelpilze fänden dort beste Lebensbedingungen.

Gerade bei Altbauten seien aber auch häufig bauliche Schäden Ursache für Schimmelbildung. Wenn etwa eine Dachrinne defekt sei und Wasser an die Hauswand schlage, könne das ebenfalls feuchte Wände zur Folge haben. Außerdem fänden sich in Altbauten immer wieder Wände und Mauern ohne ausreichende Dämmung, oder aber die Dämmung von zwei aufeinanderstoßenden Wänden sei nicht optimal verbunden. An solchen Wärmebrücken schlage sich leicht die Feuchtigkeit nieder.

Um Schimmelproblemen vorzubeugen, sollte man vor allem für ausreichenden Luftaustausch sorgen, rät die Hamburger Architektin und Vermieterin Cornelia Knöchlein. Regelmäßiges Lüften sei dazu die einzige wirklich effektive Maßnahme.

Besonders gut funktioniere das im Winter, denn die trockene kalte Außenluft könne beim Erwärmen viel Feuchtigkeit aufnehmen und nach draußen befördern. Sei man tagsüber nicht zu Hause, sollte man die Wohnung nicht zu sehr auskühlen lassen, damit die Feuchtigkeit aus der Raumluft nicht an den Wänden kondensiere. Der Bauphysiker Johannes Zink aus Norderstedt weist zusätzlich darauf hin, dass auch Berufstätige morgens und abends so wohnen könnten, dass in dieser Zeit dreimal die verbrauchte Luft ausgetauscht werde: Nach dem Aufstehen, beim Heimkommen und vor dem Schlafengehen.

Experten empfehlen im Allgemeinen drei- bis viermal täglich kurze Lüftungsphasen von etwa fünf bis zehn Minuten. Je schlechter das Haus gedämmt und je größer die Bewohnerzahl ist, desto häufiger sollte man lüften. Dauerhaft gekippte Fenster verschwenden dagegen unnötig Energie. Außerdem kann sich an den Fensterwänden Feuchtigkeit niederschlagen. Große Wassermengen, wie sie beim Kochen und Duschen entstehen, sollten sofort nach draußen abgeführt werden. Gerade bei innen liegenden Bädern ist es deshalb wichtig, dass die Lüftungsanlage immer einwandfrei funktioniert.

Die Luftfeuchtigkeit in Wohnungen sollte bei kalter Witterung 40-50 Prozent und in milden Zeiten der Heizperiode 50- 60 Prozent nicht überschreiten. Hierzu rät der Wohnklimaexperte Zink allen Haushalten, die von Schimmel betroffen sind, sich ein Hygrometer zum Erkennen der Luftfeuchte zuzulegen.

Eine Alternative kann auch der Einbau eines kontrollierten Wohnungslüftungssystems sein. Es existiert mittlerweile ein großes Angebot von Anlagen mit gleichzeitiger Wärmerückgewinnung, die nachträglich in fast jedes Haus eingebaut werden können. Sie sind gleichzeitig in der Lage, bis zu 90 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärme zurückzugewinnen. So lässt sich trotz permanenten Lüftens Energie sparen.

Generell raten Experten davon ab, Möbel direkt an die Wände zu stellen, stattdessen sollte immer ein Abstand von fünf bis zehn Zentimetern eingehalten werden. Das Gleiche gilt für Vorhänge und Gardinen. Nur so kann die Luft ausreichend zirkulieren. Der Schimmelgutachter Zink rät sogar, in Altbauten (vor etwa 1985) möglichst überhaupt keine großen Schränke an Außenwänden aufzustellen. Um kalte und feuchte Wände zu vermeiden, sei auch ausreichendes Heizen wichtig. Die Temperatur im Wohnbereich und im Bad sollte nicht unter 20 Grad, die im Schlafzimmer nicht unter 16 Grad Celsius fallen.

Neben niedriger Raumtemperatur und viel Feuchtigkeit brauchen Schimmelpilze aber auch ausreichend organische Stoffe als Nahrung. Die finden sie in Tapeten, Putz oder Holz. Wenn man den Pilz auf der Wand sehe, so Umweltexperte Langbehn, sei das nur die Spitze des Eisbergs. Das weit verzweigte Pilzgeflecht sei unsichtbar in der Wand.

Was aber tun bei Schimmelbefall? "Vor allem die Ursachen klären", sagt Langbehn. Eine schimmelige Wand sei ein Fall, den man mit dem Vermieter klären sollte, denn gegebenenfalls müsse der Putz bis auf das Mauerwerk abgeschlagen werden. Von Anti-Schimmmel-Anstrichen rät der Experte ab, denn fungizide Mittel belasteten zusätzlich die Raumluft, beseitigten aber nicht die Ursachen.

Bei gesundheitlichen Problemen sollte ein Baubiologe hinzugezogen werden. Hier hilft der Berufsverband weiter, der Ansprechpartner in der Umgebung nennen kann.


www.baubiologie.net

www.umweltberatung-nord.de

www.schimmel-beratung.de

Schimmelpilfbefall bei hochwärmegedämmten Neu- und Altbauten, Fraunhofer IRB Verlag, 31 Euro, ISBN 978-3-8167-7613-0

Helmut Künzel : Richtiges Heizen und Lüften in Wohnungen
3. Auflage, 2008, 20 S., 27, meist farb. Abb., Kartoniert ISBN 978-3-8167-7637-6 | Fraunhofer IRB Verlag www.baufachinformation.de - 6,00 EUR