Serie, 2. Teil: Im Bau befindliche oder geplante Projekte im Bezirk Eimsbüttel
Das Ziel ist klar definiert. "Wir wollen im Bezirk Eimsbüttel jedes Jahr 500 Wohnungen bauen", sagt Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke. Als ehemaliger Flächenkoordinator der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, weiß er, "dass es die Flächen gibt." Zusammenhängende Neubauareale kann er der Wohnungswirtschaft allerdings nicht zur Verfügung stellen. "Da wir keine Wiesen zubauen wollen, müssen wir die Baugrundstücke durch Nachverdichtung, Lückenschlüsse und andere kreative Lösungen erschließen."
Dazu gehört der Plan, zu prüfen, ob einige Parkpaletten im Bezirk nicht abgerissen werden könnten, um Wohnungen zu bauen. "Für die Autos würden wir Tiefgaragen bauen. Das ließe sich gemeinsam mit Mitteln der Wohnungsbaukreditanstalt finanzieren." Mit der Saga-GWG hat der Bezirk eine Abmachung getroffen, deren Parkpaletten in Augenschein zu nehmen. Im Visier hat Sevecke auch ungenutzte Gewerbe- und Konversionsflächen. "Da müssen wir den einen oder anderen B-Plan umschreiben, um Gewerbegebiet in Wohngebiet umzuwandeln", sagt er, wohl wissend, dass dabei auch die Wirtschaftsbehörde mitzusprechen hat.
Immerhin weiß der Bezirksamtsleiter bei diesem Vorhaben, Michael Sachs, den neuen Wohnungsbaukoordinator auf seiner Seite. Das ehemalige Vorstandsmitglied der Saga-GWG fordert, die Gewerbeflächenvorratspolitik der Wirtschaftsbehörde auf den Prüfstand zu stellen. "Wenn sich über zehn Jahre lang auf einer Gewerbefläche, die für Wohnungsbau geeignet ist, nichts getan hat, sollte man sie für Wohnungsbau zur Verfügung stellen."
Potenzial sieht Sevecke auch in den vielen Baulücken, die oft nur von erdgeschossigen Einzelhandelsgeschäften belegt werden. "Auch an den großen Ein- und Ausfallstraßen kann man mit moderner Lärmschutztechnik Wohnungsbau realisieren. Das war vor zehn Jahren noch nicht möglich." Wenn der Bezirksamtsleiter über potenzielle Baugrundstücke spricht, fällt immer wieder der Begriff "kreative Lösungen". Als gelungenes Beispiel dafür nennt Sevecke die Entwicklung der "Lokstedter Stadtgärten" (1) - mit 600 neuen Einheiten das größte Wohnungsbauprojekt im Bezirk. Der Projektentwickler Quantum hatte 2008 die Allianz Sportstätte erworben und konnte sie gegen die im städtischen Eigentum befindliche "Hans-Heinrich-Sievert-Kampfbahn" tauschen. "Eine Win-win-Situation für alle", sagt Quantum-Geschäftsführer Philipp Schmitz-Morkramer. "Der Sportverein bekommt eine neue Halle und Sportanlagen, und wir konnten Bauland erschließen."
Drei Investoren - Quantum, der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) und Behrendt-Wohnungsbau - werden dort Miet- und Eigentumswohnungen bauen, für die bereits viele Anfragen vorliegen. Für Axel Horn vom Vorstand des BVE bieten die "Stadtgärten Lokstedt" eine Chance, den BVE-Mitgliedern 140 frei finanzierte Wohnungen in ruhiger Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum urbanen Eppendorf anzubieten. "Wir kalkulieren mit einem Mietpreis von 11,50 Euro pro Quadratmeter." Außerdem wird der Bauverein eine Kita mit 120 Plätzen bauen.
Auch Quantum errichtet gemeinsam mit der Richard Ditting GmbH 125 Wohnungen am Veilchenweg (2) für den hauseigenen Fonds Habitare. Behrendt Wohnungsbau wird auf seinem Baufeld am Veilchenweg im ersten Bauabschnitt 42 Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmer bauen - zu haben ab 203 000 Euro. Geplant sind 88 Eigentumswohnungen.
Wie sehr innenstadtnahe Lagen nachgefragt werden, zeigt das Beispiel Bogenallee (3) auf dem Gelände des ehemaligen Grindel-Kinos. "Die sechs Stadthäuser und die 41 Wohnungen haben sich von allein verkauft", sagt Christoph Kleiner, Geschäftsführer beim Bauherrn Hamburg-Team. Die Nähe zur Universität erleichtere vielen Käufern die Kaufentscheidung, weiß Garlef Kaché, Prokurist beim Maklerunternehmen Grossmann & Berger. Eine Verlagerung der Universität würde dem Standort aus seiner Sicht nicht guttun. "Das Quartier würde einen großen Teil seines Reizes verlieren." Eine Meinung, die Bezirksamtsleiter Sevecke teilt. "Ich sehe hier großes Potenzial für studentisches Wohnen. Ich hoffe, Bauträger sind bereit, Studentenwohnungen zu bauen. Das ist ein echter Markt."
Im Bezirk gibt es viele grüne Lagen im Norden und an der Alster. Harvestehude ist eine Liga für sich. Wenn im geplanten Luxusquartier "Sophienterrasse" (4) Quadratmeterpreise von 6000 bis 10 000 Euro, für die Penthäuser sogar bis zu 15 000 Euro gefordert werden, müssen viele Interessenten die Waffen strecken. Dennoch soll bereits Wohnraum für rund 25 Millionen Euro verkauft worden sein. Die exklusive Alsterlage hat ihren Preis. So kostet eine rund 300 m² große Wohnung mit einem 345 m² großen Garten, den das zur Garbe Group gehörende Stilwerk Living (5) auf dem Gelände des ehemaligen schwedischen Konsulats am Alsterufer 15 baut, rund 1,6 Millionen Euro. Nur einen Steinwurf von der Alster entfernt, plant Wulff Hanseatische Bauträger am Mittelweg (6) im Stadtteil Rotherbaum ein Haus mit 16 Eigentumswohnungen.
Neubauten sind, nicht zuletzt wegen der hohen Umweltstandards, teuer. Wie man diesen vermeintlichen Preisnachteil in einen Vorteil ummünzen kann, zeigt Behrendt-Wohungsbau mit seinem Effizienzhaus 55 (7) in Eidelstedt. Dazu Karthrin Ehrigsen, Geschäftsführerin bei Behrendt: "Der Käufer kann hier eine Reihe von Förderungen in Anspruch nehmen. Bei einem Kaufpreis von 322 000 Euro und Eigenkapital von 51 000 Euro zahlt man monatlich mit WK-Förderung 1135 Euro. Lässt sich 100 000 Euro Eigenkapital einsetzen, reduziert sich die monatliche Belastung auf 849 Euro. Damit ist man schon in Mietpreisgegenden." Prinzipiell, so macht Sevecke klar, wolle sich der Bezirk von der "Dogmatik der Einzelhausbebauung" verabschieden. "Wir müssen Erfolge im Geschosswohnungsbau suchen und auch den sozialen Wohnungsbau voranbringen."
Nächste Woche: Bezirk Altona