Eigentlich hat Sadako einen tollen Job, die junge Japanerin arbeitet in einer Kunstgalerie in Tokio. Doch Sadakos Leben besteht fast nur noch aus...
Eigentlich hat Sadako einen tollen Job, die junge Japanerin arbeitet in einer Kunstgalerie in Tokio. Doch Sadakos Leben besteht fast nur noch aus Arbeit - Stress rund um die Uhr. "Wir arbeiten wie verrückt, und die Atmosphäre ist so hektisch. Zu Spitzenzeiten arbeiten alle bis spät in die Nacht", berichtet sie. Sadako ist kein Einzelfall. Viele Japaner leiden unter extremen Arbeitsbedingungen, Tausende arbeiten sich Jahr für Jahr zu Tode.
Selbst wenn die Arbeit erledigt ist, lässt der Job Sadako nicht los: "Oft gehe ich abends mit Kollegen aus, und wir besprechen alles, was tagsüber schief gelaufen ist und unsere Probleme mit den Chefs. Da bleibt kein Raum mehr zum Atmen." Das Japanische kennt sogar ein eigenes Wort für den Tod durch Überarbeitung: "Karoshi".
Durch die Wirtschaftskrise wird die Zahl der Karoshi-Opfer vermutlich weiter steigen - wenn Entlassungen drohen, steigt der Druck auf die Angestellten. Schon im Oktober gaben bei einer Umfrage des größten japanischen Gewerkschaftsverbandes Rengo 53 Prozent der Befragten an, dass der Stress in jüngster Zeit zugenommen habe.
Während für einige Arbeitnehmer die viele Arbeit nur lästig ist, führt sie bei anderen zu Bluthochdruck, Arteriosklerose oder gar zum Schlaganfall. "Weder die Regierung noch die Unternehmen geben Zahlen heraus, die Aufschluss über das Ausmaß des Problems geben", sagt der Anwalt Hiroshi Kawahito, der Angehörige von Karoshi-Opfern vertritt. Nach Angaben der Polizei nahmen sich im Jahr 2007 mehr als 2200 Japaner wegen ihrer Arbeit das Leben.
Diese Zahl spiegele jedoch nur einen Teil des Problems wider, sagt Kawahito. Er schätzt, dass im selben Jahr 10 000 Menschen wegen des Stresses am Arbeitsplatz zum Teil tödliche Herzinfarkte oder Schlaganfälle erlitten.