Im Südharz gibt es im Sediment der sagenumwobenen Einhornhöhle "jede Menge Spuren von Neandertalern", sagt der Forscher Ralph Nielbock. Neandertaler-Werkzeuge wurden bei kleineren Grabungen bereits gefunden. Die Höhle sei als Steinwerkstatt aufgesucht und genutzt worden. "Wenn man systematisch und lange genug gräbt, stößt man bestimmt auf Neandertalerknochen", meint der Geschäftsführer des Vereins Unicornu fossile, der die Höhle gepachtet hat und Führungen organisiert. "Wahrscheinlich findet man Neandertaler-Begräbnisstätten." Angesichts von 300 000 Kubikmeter Sediment und der schwierigen Lage bedürfe es vermutlich Millionenbeträge, um eine große systematische Grabung zu finanzieren. Er hoffe daher auf Mäzene.
Dass der Neandertaler auch im Harz gelebt hat, sei kaum bekannt, sagt Nielbock, der als Geologe und Paläontologe ein Fachmann der Eiszeitforschung ist. Sein Verein hat für Oktober ein Symposium zum Thema "Neandertaler im Harz" organisiert.
Die Einhornhöhle über dem Odertal in der Nähe des Dorfes Scharzfeld ist die größte Schau-Höhle der Region. Die Gänge sind 600 Meter lang. Experten vermuten, dass die Höhle wesentlich größer ist.
Schon vor Jahrhunderten zog die Höhle Knochensammler an, die es auf die fossilen Reste des sagenumwobenen Einhorns abgesehen hatten. Sie fanden Knochen von Tieren wie dem Höhlenbären. Forscherdrang trieb um 1700 den Universalgelehrten Leibniz und später Goethe in die Höhle. Die erste wissenschaftliche Grabung unternahm 1872 der Berliner Arzt und Urgeschichtler Rudolf Virchow.
Seit über 20 Jahren erforscht Nielbock unter anderem zusammen mit der Technischen Universität Clausthal und dem Landesmuseum Hannover das bis zu 35 Meter dicke Sediment des Höhlenbodens. Weil es "über 100 000 Jahre menschliche Geschichte" birgt, spricht der Geologe von einem "unvergleichlichen Kulturdenkmal". Nachgewiesen wurden dort bereits die Überreste von 70 unterschiedlichen Tierarten.
Mehr Informationen im Internet: www.einhornhoehle.de